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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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gepflasterten Wegen und zahlreichen Zierbrunnen zwischen den Orangenbäumen – die Bewohner von Córdoba nannten ihn seither den »Orangenhof«.
    Klerus, Adel und das einfache Volk, alle waren stolz auf ihre neue Kathedrale, und jedes Mal, wenn Hernando die ehrfürchtigen Gesichter der Christen sah oder ihre selbstgefälligen Kommentare über ihr architektonisches Wunderwerk hörte, fühlte er sich innerlich zerfressen. Die Kathedrale der Ungläubigen, die die bedeutendste islamische Gebetsstätte des Westens entweiht hatte, war nur ein Beispiel für die Ereignisse, die sich auf der gesamten Halbinsel abspielten: Die Christen zermalmten sein Volk, und Hernando musste dagegen ankämpfen, selbst wenn er dabei sich und seine Familie gefährdete.
    Zuweilen blieb er am Eingang zur Capilla del Sagrario stehen und bewunderte das heilige Abendmahl von Cesare Arbasia. Dann erinnerte er sich an die Tage, die er dort verbracht hatte – als die Tabernakelkapelle noch eine Bibliothek war, er gemeinsam mit Don Julián die christlichen Geistlichen betrog und insgeheim für seine Glaubensbrüder arbeitete. Was war wohl aus dem italienischen Meister geworden? Hernando betrachtete die Gestalt, die für ihn eine Frau darstellte – die Person neben Jesus Christus. Auch in den Bleibüchern von Sacromonte stand eine Frau im Mittelpunkt: die Heilige Jungfrau. Doch die Sache mit den Funden war ins Stocken geraten und brachte nicht das erwünschte Ergebnis, wie ihn seine Gefährten in Granada wissen ließen.
    Wenn er nicht seine Gebete verrichtete oder sein Wissen an die Kinder weitergab, ritt er oft aus. Miguel leistete nach wie vor ganze Arbeit auf dem Gehöft, und die Fohlen, die die Stuten dort warfen, stießen bei den reichen Familien und beim Adel in ganz Andalusien auf immer größere Wertschätzung. Sie konnten sogar einige ausgewählte Exemplare an Höflinge in Madrid verkaufen. Miguel ließ in regel mäßigen Abständen einige junge Pferde nach Córdoba bringen, die das Personal – das er mittlerweile eigenmächtig einstellte – gezähmt hatte. Er entschied sich bei seinen Mitarbeitern ausnahmslos für gute Pferdekenner, für Männer, die er für würdig erachtete, von seinem Herrn zu lernen. Dann ritt Hernando die jungen Tiere selbst zu und machte mit ihnen Ausflüge aufs Land, um ihre Technik noch zu verbessern. Er brachte auch Amin das Reiten bei, der ihn auf Estudiante begleitete. Aus dem einst so wilden Fuchs war inzwischen ein altes und gefügiges Pferd geworden, das zu begreifen schien, dass er mit dem Jungen auf seinem Rücken keine falsche Bewegung machen durfte. Zusammen mit Amin zog es Hernando auch wieder zu den Stierweiden, wo der Junge vor Begeisterung schrie und fröhlich in die Hände klatschte, wenn sein Vater den Hörnern der Kampfstiere auswich. Das traurige Erlebnis mit Azirat hatte er überwunden.
    Wenn er die jungen Pferde für ausreichend zugeritten hielt, ließ er sie wieder zu Miguel auf den Hof zurückbringen, damit dieser sie verkaufte. Voll Stolz konnte Hernando immer wieder miterleben, wie sich einige der edlen Pferde aus seiner Zucht bei Stierkämpfen auf der Plaza de la Corredera den Angriffen der Stiere mit mehr oder weniger Glück widersetzten, je nach dem, welcher der vornehmen Herren von Córdoba auf ihren Rücken saß.
    Abends zog sich Hernando in seine Bibliothek zurück. Zunächst suchte er immer wieder Befriedigung in der Kalligraphie und der kunstvollen Koranabschrift. Anschließend machte er sich mit schneller Schrift an weitere Korankopien. Wie damals bei seiner Arbeit mit Don Julián schrieb er zwischen die Zeilen mit dem arabischen Text noch seine spanische Übersetzung in arabischer Schrift. Ja, er war wieder auf dem geraden Weg Gottes. Diese Koranexemplare ließ er Munir zukommen, der sie trotz ihres frostigen Abschieds und seiner Weigerung, Fatima den Brief zu übermitteln, nun zum Wohl der Gemeinschaft entgegennahm. Der Alfaquí ließ Miguel dies über den Maultiertreiber ausrichten, der die ersten Exemplare nach Jarafuel beförderte.
    »Ich kämpfe weiter!«, flüsterte Hernando der Hunderte Meilen entfernten Fatima zu. Er war mit sich, mit seiner Umgebung und mit Gott wieder im Reinen. Fatima war für ihn wieder die schöne, stolze Frau, die sie immer gewesen war – und die ihn nun aus der Ferne in seinem Glauben und in seiner Arbeit ermutigte und anspornte.

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    Dem Vizekönig von Katalonien kann man schreiben, dass er, was die Morisken angeht, die nach Frankreich ziehen,

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