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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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er ihr zu, »uns wird nichts geschehen. Wir werden alle zusammenbleiben.«
    »Miguel hat so eine Ahnung …«, schluchzte sie.
    »Miguels Vorahnungen treten nicht immer ein … Alles wird gut. Sei unbesorgt. Uns wird nichts passieren…«, versuchte er sie zu beruhigen. »Ich bitte dich, die Kinder dürfen dich nicht so sehen.«
    Rafaela nickte und atmete tief durch. Nur ungern löste sie sich aus seinen Armen. Sie verspürte eine so ungeheure Angst, die sie nur in der Berührung mit ihrem Mann für wenige Augenblicke vergessen konnte.
    Hernando sah, wie sie sich auf dem Weg aus der Bibliothek ihre Tränen trocknete. Ihn überkam eine tiefe Zärtlichkeit. Inzwischen hatte er gelernt, mit Fatima wie auch mit Rafaela zu leben. Die eine fand er in seinen Gebeten in der Mezquita, beim Gestalten der arabischen Buchstaben oder auch wenn Muqla Arabisch sprach und seine großen blauen Augen erwartungsvoll auf ihn richtete. Rafaela hingegen traf er in seinem täglichen Leben, bei all den Gelegenheiten, wenn er sich nach Mitgefühl und Zärtlichkeit sehnte. Sie umgab ihn mit Liebe. Fatima war hingegen mit der Zeit zu einer Art Himmelslicht geworden, dem er sich in seinen Momenten der Verbundenheit mit Gott und mit seiner Religion zuwandte.
    Die Vertreibung der Morisken aus Valencia ging nicht ohne Schwierigkeiten vonstatten. Der Transport der mehr als einhunderttausend Personen machte es notwendig, dass die Schiffe zwischen der spanischen Küste und den Barbareskenstaaten unentwegt hin- und herfuhren. Entgegen der ursprünglichen Frist von drei Tagen verstrichen Monate. Schon bald verbreiteten sich unter den Wartenden erste Nachrichten über die Situation der Neuankömmlinge in ihrer neuen Heimat. Dafür sorgten sowohl die Besatzungen der zurückkehrenden Schiffe als auch die Christen, die sie voll boshafter Freude nur zu gern sofort weitergaben. Die Morisken, die das Glück hatten, direkt in Algier zu landen, wurden in Moscheen verbracht, wo die Männer sich in langen Reihen anstellen mussten, um sich untersuchen und – in vielen Fällen ohne Betäubung – beschneiden zu lassen, nur um danach die Masse der Mittellosen in der Korsarenstadt zu vergrößern, die unter der Herrschaft von Janitscharen stand.
    Alle anderen hatten weniger Glück. Es hieß, dass viele Vertriebene aus Valencia von ihren eigenen Glaubensbrüdern umgebracht wurden. Die nordafrikanischen Nomaden- und Berberstämme raubten sie aus und ermordeten diese getauften Männer und Frauen, die sich vom Propheten abgewandt hatten. Selbst in Tetuan und in Ceuta, also in Städten mit vielen Morisken aus Andalusien, wurden die Neuankömmlinge gefoltert und hingerichtet. Hunderten entsetzten und enttäuschten Morisken gelang es irgendwie, zurück nach Spanien zu gelangen, wo sie sich dem erstbesten Christen als Sklaven vor die Füße warfen: Sklaven waren von der Vertreibung ausgenommen.
    Die Nachrichten über die grauenhaften Gemetzel der Barbaresken ließen einige der auf die Deportation wartenden Morisken zu den Waffen greifen: Der junge Alfaquí Munir stachelte die Männer im Cofrentes-Tal zum Aufstand an, die sich unter dem Befehl ihres neuen Königs oben auf dem Plateau des Muela de Cortes im Dickicht verschanzten. Angeführt von König Melleni, taten Tausende Männer und Frauen im Laguar-Tal das Gleiche. Aber der Ritter al-Fatimi mit seinem grünen Pferd kam ihnen nicht zu Hilfe, und die erfahrenen Tercios des Königs beendeten ohne größere Probleme den Aufstand. Tausende Menschen wurden hingerichtet, Tausende endeten als Sklaven.
    Noch vor Jahresende folgte der Erlass zur Vertreibung der Morisken aus den beiden Kastilien und der Extremadura – ihre Glaubensbrüder in Andalusien konnten sicher sein, dass sie in Kürze ebenfalls an der Reihe sein würden.
    An einem bitterkalten, unfreundlichen Januarmorgen im Jahre 1610 saß Hernando in seiner Bibliothek und verbesserte gerade die Buchstaben, die Amin mit einem Stöckchen auf eine Wachstafel kritzelte. Er hatte schon versucht, ihn mit dem Schreibrohr üben zu lassen, aber der Junge kleckste nur Tinte auf das Papier. Deswegen gab er ihm zunächst Wachstafeln, auf denen man das einmal Geschriebene wieder entfernen konnte. Amin war soeben ein schlankes, wohlproportioniertes Alif gelungen. Hernando griff zu der Tafel und lobte sein Werk. Inzwischen kam Muqla näher und sah neidisch zu seinem Bruder.
    »Wenn du so weitermachst, kann ich dir schon bald ein Schreibrohr geben.«
    Der Junge sah ihn aus großen,

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