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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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hoffnungsvollen Augen an, doch gerade, als er etwas sagen wollte, hämmerte es gegen die Haustür. Der Lärm drang durch den Patio bis hinauf zur Bibliothek. Hernando erstarrte.
    »Tür auf für den Rat der Stadt Córdoba!«, rief jemand von der Straße aus.
    Hernando bedeutete seinem Sohn mit einer Handbewegung, alles zu verstecken, dann ging er mit dem kleinen Muqla an der Hand Richtung Tür. Bevor er aus der Bibliothek hinausging, drehte er sich noch einmal um und vergewisserte sich, dass Amin den Schreibtisch aufräumte und ein Psalmenbuch obenauf legte. Sie hatten den Notfall mehrfach geprobt.
    »Aufmachen!« Weitere Schläge donnerten durch das Haus.
    Hernando hielt sich am Geländer der Galerie fest und sah in den Patio. Unten stand eine vollkommen verängstigte Rafaela und sah fragend zu ihm herauf.
    »Geh«, rief er ihr zu und rannte dann selbst die Treppe hinunter.
    Er kam unten an, als seine Frau gerade den Türriegel zur Seite geschoben hatte. In der Straße standen ein Büttel und mehrere Soldaten, die einen etwa dreißigjährigen, vornehm gekleideten Mann umringten. Dahinter ragte der Kopf des grinsenden Gil Ulloa heraus. Eine Menge Schaulustiger hatte sich ebenfalls eingefunden. Hernando trat vor Rafaela, die ihren Bruder betrachtete. Hernando hingegen versuchte, den Adligen wiederzuerkennen. Diese Gesichtszüge …
    »Tür auf für den Rat der Stadt Córdoba«, rief der Büttel noch einmal, obwohl Hernando bereits in der Straße stand, »Tür auf für den Veinticuatro Don Carlos de Córdoba, Herzog von Monterreal!«
    Der Sohn von Don Alfonso! Sein Gesicht wies sowohl Ähnlichkeit mit seinem Vater als auch mit Doña Lucía auf. Die Herzogin! Allein beim Gedanken an die Frau und ihren Hass gegen ihn, bekam Hernando weiche Knie. Dieser Besuch verhieß nichts Gutes.
    »Bist du Hernando Ruiz, der Neuchrist aus Juviles?«, befragte ihn Don Carlos in dem selbstsicheren und herrischen Tonfall, mit dem die Adligen ihre Umgebung anredeten.
    »Ja, der bin ich.« Hernando lächelte traurig. »Das ist Eurer Hoheit sehr wohl bekannt.«
    Don Carlos ging auf die Bemerkung nicht ein.
    »Auf Anordnung des Präsidenten des königlichen Obergerichts von Granada überreiche ich dir hiermit das Urteil im Prozess über den Adelsbrief. Du hast tatsächlich die Dreistigkeit besessen, bei der Adelskammer ein Gesuch einzureichen.« Ein Schreiber trat vor und überreichte Hernando ein Schriftstück. »Kannst du lesen?«, fragte der Herzog.
    Das Schriftstück brannte Hernando zwischen den Fingern. Wieso übernahm es der Herzog persönlich, ihm das Urteil zu überreichen? Er hätte ihn genauso gut zum Rat der Stadt einbestellen können … Die Neugierigen, deren Zahl immer größer wurde, boten ihm die Antwort: Die Urteilsverkündung sollte unbedingt vor Publikum stattfinden. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Rafaela schwankte. Er hatte ihr gesagt, dass sich der Prozess jahrelang hinziehen werde!
    »Wenn du nicht lesen kannst«, meinte Don Carlos, »wird der Schreiber das Urteil öffentlich verlesen …«
    »Hoheit, ich habe Eurem Vater einst christliche Bücher vorgelesen«, log Hernando mit lauter Stimme, »während er als Gefangener im Zelt eines Korsarenanführers mit dem Tod kämpfte, kurz bevor ich für seine Rettung mein Leben riskierte.«
    Ein Raunen ging durch die Menge der Schaulustigen. Don Carlos de Córdoba hingegen zuckte nicht mit der Wimper.
    »Spare dir deinen Hochmut für die Zeit, wenn du bei den Mauren bist«, wies ihn der Herzog zurecht.
    Hernando konnte Rafaela gerade noch auffangen, als seine Frau bei den Worten des Granden ohnmächtig wurde. Das Dokument zerknitterte bei der Berührung mit ihrem Körper.
    Das Urteil ergeht durch den ehrenwerten Don Ponce de Hervás, Richter am königlichen Obergericht von Granada, seines Zeichens Vorsitzender der Adelskammer. Hernando hatte Rafaela auf einen Stuhl gesetzt, ihr Gesicht mit Wasser benetzt und ihr zu trinken gegeben, aber er konnte nicht abwarten, bis sie sich von ihrem Zusammenbruch erholte. Er musste die Urkunde unbedingt sofort lesen. Don Ponce! Isabels Gatte! Der Richter lehnte sein Gesuch um Aufnahme in das Verzeichnis der Hidalgos von vornherein ab, ohne es überhaupt zu bearbeiten oder zu begutachten. Der Antragsteller , so stand in dem Urteil, hat sich bekanntermaßen wiederholt selbst vor dem Erzbistum Granada öffentlich als Neuchrist bezeichnet. Allein die hinterhältige Verteidigung der Hinrichtungen von frommen Christen in der Ortschaft Juviles in

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