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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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seiner Kapelle zurückwollte, und umklammerte seine Kleider, um ihn aufzuhalten.
    »O Vater! Ich bitte Euch: Bewahrt meinen Mann und meine Kinder vor der Vertreibung!«, rief sie. Hernando nickte Amin zu. Es fehlten nur noch wenige Blätter. Doch die Hände des Jungen zitterten so stark, dass er sie kaum hineinbekam.
    »Ich bitte Euch! Sie sind gute Christen«, flehte Rafaela.
    »Wovon sprichst du, Weib?« Der Priester schien weitergehen zu wollen, aber Rafaela warf sich ihm zu Füßen und küsste sie.
    »Um Gottes willen«, schluchzte sie. »Mein Ehemann! Die Kinder! Vater! Rettet sie! Bitte!«
    Die Frau wollte dem Geistlichen unbedingt den Weg versperren, doch dieser befreite sich schließlich mit Gewalt von ihr und betrat seine Kapelle. Rafaela lief verzweifelt hinter ihm her und blieb am Eisengitter stehen.
    Sie schloss die Augen.
    »Was macht ihr hier?«
    Rafaela riss mit bangem Herzen die Augen wieder auf: Hernando und Amin knieten betend vor dem Altar, am Kopfteil des Sarkophags. Mit dem Rücken zum Priester schob Hernando hastig die Werkzeuge wieder unter seine Kleider, während er mit der anderen Hand versuchte, die kleinen und größeren Marmorsplitter unter den Sarkophag zu fegen, die auf den Boden gefallen waren. Amin bemerkte sein Ansinnen und half ihm.
    »Was hat das Ganze zu bedeuten?«, fragte der Priester misstrauisch.
    »Sie sind gute Christen«, sagte Rafaela hinter ihm.
    Hernando stand auf.
    »Vater«, sagte er und schob mit dem Fuß den letzten größeren Splitter weg, »wir haben den Herrn um Hilfe angefleht. Wir haben die Ausweisung nicht verdient. Wir, mein Sohn und ich …«
    »Das geht mich nichts an«, wies ihn der Priester schroff zurück und überprüfte, ob etwas am Altar fehlte. »Raus hier! Sofort!«, rief er nur noch, als er alles an seinem angestammten Platz vorgefunden hatte.
    Die drei gingen mit hängenden Schultern hinaus. Wenige Schritte von der Kapelle entfernt, bemerkte Hernando, dass er am ganzen Leib zitterte. Er kniff die Augen zusammen, holte tief Luft und versuchte, sich zu beherrschen. Dann sah er seiner Frau tief in die Augen.
    »Danke«, flüsterte er. »Woher hast du gewusst, was ich vorhatte?«
    »Miguel befürchtete, seine Hilfe allein könne nicht ausreichen, und er hat mir geraten, in der Nähe zu bleiben.«
    In der Capilla de San Pedro trat der Priester auf den verbliebenen Marmorstaub und verwünschte das dreckige Maurenpack.
    Vor der Kapelle stand immer noch eine beeindruckende Ansammlung von Geistlichen und schaulustigen Gläubigen. Einige knieten, an dere beteten und bekreuzigten sich unablässig. Sie umringten Miguel, der aus seiner Verzückung eine unendliche Geschichte gestaltete und mangels freier Hände mit dem Kopf zu der Stelle zeigte, an der er erst die Taube und dann das mächtige Feuerschwert gesehen hatte, mit dem Jesus Christus die Ausweisung der Ketzer aus den christlichen Landen feierte. Als er Hernando, Rafaela und Amin weggehen sah, ließ er sich auf den Boden sacken, als fiele er in Ohnmacht. Dann krümmte er sich und setzte sein Schauspiel unter fürchterlichen Zuckungen fort.
    Hernando, Rafaela und Amin eilten durch die Gebetshalle in den Orangenhof.
    Auch wenn es den Christen gelingen sollte, sie aus Spanien zu vertreiben – also aus jenem Land, über das sie acht Jahrhunderte lang geherrscht hatten –, würde sich von nun an und trotz allem in der ehemaligen Hauptmoschee von Córdoba wieder das offenbarte Wort zu Ehren des einzigen Gottes befinden.
    Sobald sie die Puerta del Perdón hinter sich gelassen hatten und wieder auf der Straße waren, blieb Rafaela stehen und wollte etwas sagen.
    »Du kennst jetzt das Versteck«, kam ihr Hernando zuvor.
    »Wie soll Muqla das Buch da je wieder herausbekommen?«
    »Das liegt in Gottes Hand«, sagte er schnell. Dann hakte er sich liebevoll bei ihr ein. »Jetzt ist die Offenbarung dort, wo sie hingehört, bis unser Sohn meine Aufgabe übernimmt.«
    Am Nachmittag kehrte auch Miguel nach Hause.
    »Als ich in der Sakristei wieder zu mir kam«, erklärte er und zwinkerte ihnen zu, »habe ich gesagt, dass ich mich an nichts mehr erinnern kann.«
    »Und dann?«, wollte Hernando wissen.
    »Sie sind völlig verrückt geworden. Sie wollten alles noch einmal hören, haben dann aber nicht richtig zugehört. Sie haben andauernd von einem goldenen Schwert geredet. Beinahe hätte ich sie verbessert und gesagt, dass es ein Feuerschwert war. Aber sie haben mir ordentlich Wein zu trinken gegeben, damit ich wieder zu

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