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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Kräften komme und mich erinnere.«
    Als hätte Gott ihr Werk belohnen wollen, tauchte Miguel am nächsten Abend mit einem halben Zicklein, frischem Gemüse, Olivenöl, etwas Gewürzen und Kräutern, Salz und Pfeffer sowie Weißbrot im Haus auf.
    »Was …? Wo hast du das alles aufgetrieben?«, fragte Hernando.
    Auch Rafaela und die Kinder umringten ihn.
    »Anscheinend hat das garstige Schicksal entschieden, uns auch einmal gewogen zu sein«, war Miguels Antwort.
    Die Vertriebenen benötigten Transportmittel: sowohl Taschen und Truhen für die Gegenstände, die sie bei ihrem Auszug mitnehmen wollten, als auch Maultiere und Karren für die Frauen, Kinder und Alten. Von den fast viertausend Morisken, die in Spanien als Maultiertreiber unterwegs waren, befanden sich nur noch wenige in der Stadt. Diese warteten ihrerseits auf die Ausweisung und hatten ihre überzähligen Maultiere oder Esel in den meisten Fällen bereits verkauft.
    »Selbst für ein einfaches Maultier wird ungeheuer viel Geld bezahlt«, erklärte Miguel und sah Rafaela und den Kindern hinterher, die bereits mit den Speisen in Richtung Küche eilten.
    Er hatte beim Betteln gesehen, wie sich mehrere Morisken beim Feilschen um ein simples Maultier gegenseitig in die Höhe getrieben hatten. Da waren ihm sofort die sechzehn Rassepferde in ihrem Stall eingefallen. Es waren große, kräftige Tiere, die viel mehr tragen konnten als ein Esel oder ein Maultier.
    »Aber wir haben sie niemals als Lasttiere eingesetzt«, wandte Hernando ein.
    »Dann ist es jetzt so weit, Herrgott, dann werden sie jetzt eben Lasttiere!«
    »Sie werden bocken«, befürchtete Hernando.
    »Ich werde ihnen kein Futter geben. Sie werden einige Tage nur Wasser bekommen, und wenn sie sich dann noch sträuben …«
    »Ich weiß nicht.« Hernando versuchte sich seine prächtigen Pferde als Lasttiere vorzustellen, mit Bündeln und zwei oder drei Menschen auf dem Rücken, noch dazu inmitten einer Menschenmasse, die noch viel größer war als jene beim Zug der Vertriebenen nach dem Alpujarras-Krieg. »Ich weiß wirklich nicht.«
    »Aber ich. Es ist schon alles vorbereitet. Es gibt Morisken, die bezahlen bis zu sechzig Reales für eine Tagesstrecke. Damit können wir einige Dukaten verdienen und müssten die Tiere nicht einmal verkaufen.«
    Hernando klopfte Miguel dankbar auf den Rücken.
    »Danke, mein Freund. In letzter Zeit habe ich mich schon zu oft bei dir bedanken müssen.«
    »Kannst du dich noch daran erinnern, wie du mich gefunden hast, damals im Stall der Posada del Potro?« Hernando nickte. »Seit dem Tag musst du dich für nichts mehr bei mir bedanken … Aber trotzdem: Ich mag es, wie du das sagst!«, fügte er noch hinzu und lächelte, als er die Rührung in Hernandos Gesicht bemerkte.

68
    N ach dem Erlass, der ihre Vertreibung aus Andalusien anordnete, blieb den Morisken in Córdoba kaum ein Monat Zeit, um die einstige Stadt der Kalifen zu verlassen.
    Die innere Stärke, die Rafaela in dieser Zeit bewiesen hatte, verschwand genau einen Tag vor Ablauf der von den Behörden festgelegten Frist für die Ausweisung. Da konnte sie nicht mehr und gab sich ganz ihrer Verzweiflung hin. Der Kummer ergriff auch die Kinder. Anders als noch einige Tage zuvor konnte Hernando jetzt nur mehr den Kleinen tröstliche Lügen erzählen: Doch, sie würden wiederkommen, versicherte er ihnen, es sei ja nur eine kurze Reise. Dann ging er ihnen schnell aus dem Weg, damit sie nicht auch noch in seinen Augen die Tränen der Verzweiflung entdeckten. Während Miguel sich zwang, fröhlich mit den Kindern zu spielen und sie mit seinen Geschichten aufzuheitern, überreichte Hernando dem kleinen Muqla die Wachstafel für die Schreibübungen. Für seine fünf Jahre brachte der Junge mit dem Stöckchen bereits ein recht gelungenes Alif zustande – fast so gekonnt wie das seines großen Bruders. Gott, warum nur? Hernando wischte den Buchstaben wieder weg.
    Er packte das Bündel und befüllte es mit den Dingen, die er mitnehmen durfte. Zum Schluss holte er aus einem Versteck in einer doppelten Wand die goldene Fatimahand und die alte Abschrift des Barnabas-Evangeliums, die er damals im ehemaligen Minarett am Palast des Herzogs von Monterreal entdeckt hatte. Er verstaute alles in einen schmalen Beutel, den er unter dem Sattel eines der Pferde verstecken wollte, so wie es damals die Maultiertreiber mit dem geschmuggelten Papier aus Xátiva getan hatten. Bevor er dort auch das Schmuckstück verbarg, führte er es an

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