Die Pfeiler des Glaubens
lief das Schiff voll Wasser. Die Christen warteten bereits am Strand, um Daud und seine Leute festzunehmen.«
»Aber kennst du denn jemanden, dem wir vertrauen können?«, fragte Hernando.
»Ja, ich glaube schon.« Inzwischen war das Meer noch dunkler geworden. »Wie ich sehe, kannst du dich schon wieder etwas freier bewegen. Ohne Schmerzen«, scherzte al-Hashum.
Hernando hoffte, dass al-Hashum in der Dämmerung nicht bemerkte, wie er errötete. Aber der Monfí ließ nicht locker, und so kamen sie während der Geschichte von Hernandos nächtlichen Bekanntschaften, die seine Wunden verursacht hatten, auf al-Hashums Familie zu sprechen. Er hatte Frau und Kinder in Juviles zurückgelassen und wusste nicht, wo sie sich in der Blutnacht aufgehalten hatten.
»Entweder sind sie tot, oder sie sind versklavt«, flüsterte er jetzt mit einer für seine Verhältnisse brüchigen Stimme. »Ich frage dich: Welches Schicksal ist schlimmer?«
Sie unterhielten sich weiter, während die Nacht immer schwärzer wurde, und Hernando erzählte ihm von Fatima und von seiner Mutter.
Sie fanden Unterschlupf im Haus eines Ehepaares, das beim Beginn des Aufstandes in Adra bereits zu alt war, um in die Berge zu fliehen. Es hatte außerhalb des Ortes einen Gemüsegarten und einige Obstbäume. Zahir, der Mann, forderte sie auf, das Maultier unbedingt ins Haus zu bringen.
»Wir selbst haben keine Tiere«, war seine Begründung. »Wenn nun ein Maultier bei uns im Garten steht, könnte man Verdacht schöpfen.«
Zahirs Frau stimmte ihrem Mann zu, obwohl sie das Haus sonst sehr sauber und ordentlich hielt. Sie banden das Lasttier in dem Zimmer an, das sonst ihre Söhne bewohnten. Die jungen Männer kämpften derzeit, so berichtete das Ehepaar stolz, für den einzigen Gott.
Sie hielten sich einige Tage in ihrem Versteck auf, ohne das Haus zu verlassen. Zahir nahm indessen diskret Verhandlungen wegen eines kleinen, wendigen Schiffes auf. Hernando und al-Hashum hatten das Gefühl, dass sie ihren Gastgebern vertrauen konnten. Aber was war mit den Männern, mit denen der alte Mann verhandelte?
»Doch, auf die ist Verlass!«, entkräftete Zahir ihre Zweifel. »Das sind auch Muslime! Ich treffe sie oft beim Gebet, im Ort oder am Strand. Sie selbst greifen nicht zu den Waffen, sondern arbeiten mit unseren jungen Leuten zusammen. Alle wissen, wie wichtig es ist, dass das Gold zu den Barbaresken gebracht wird. Die Nachrichten, die wir aus den Alpujarras bekommen, sind nicht gerade ermutigend. Wir brauchen unbedingt die Hilfe unserer türkischen Glaubensbrüder und der Barbaresken!«
Die Nachrichten! Jeden Abend, wenn die alten Leute ihre wenigen Lebensmittel mit ihnen teilten, verschlangen sie begierig die Neuigkeiten über den Krieg, die ihnen Zahir überbrachte.
»Die Dörfer ergeben sich, eines nach dem anderen«, berichtete ihnen der alte Mann an einem Abend. »Es heißt, König Ibn Umayya streift ohne Waffen und ohne Vorräte durch die Berge. Nur einige treue Soldaten sind noch bei ihm, nicht einmal hundert Mann.«
Hernando schauderte bei der Vorstellung, dass Fatima und Aischa sich ohne den Schutz eines Heeres auf den Pässen der Sierra Nevada aufhielten. Der Monfí biss sich auf die Lippen, als er den Schmerz des jungen Mannes bemerkte.
»Wie können sie sich nur ergeben?«, rief al-Hashum schließlich.
Zahir schüttelte nur hilflos den Kopf.
»Sie haben Angst. Niemand bleibt bei Ibn Umayya. Und die Aufständischen in den Alpujarras, die noch Widerstand leisten wollen, werden immer weniger. Der Marquis von Los Vélez hat sich erst kürzlich mit unseren Brüdern in Ohánez ein blutiges Gefecht geliefert. Er hat dort mehr als eintausend Männer umgebracht und fast zweitausend Frauen und Kinder gefangen genommen.«
»Aber der Marquis von Mondéjar wollte sie doch begnadigen«, flüsterte Hernando. Er musste die ganze Zeit daran denken, was aus Fatima würde, wenn die Christen sie gefangen nähmen.
»Ja. Die beiden Adligen handeln völlig unterschiedlich. Mondéjar geht davon aus, dass die Lage sich entspannt hat. Das hat er dem Marquis von Los Vélez auch schriftlich mitgeteilt. Er hat ihn aufgefordert, seine Angriffe auf die Morisken einzustellen und diejenigen, die sich ergeben, straffrei ausgehen zu lassen.«
»Und dann?«, fragte al-Hashum.
»Der Marquis von Los Vélez hat geschworen, unser Volk weiter zu verfolgen, hinzurichten oder zu versklaven. Anscheinend erreichte ihn das Schreiben von Mondéjar erst nach der Schlacht von
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