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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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erlebt. Er ging auf seinen Stiefvater zu.
    »Salam aleikum«, sagte er zum Gruß. Alle drehten sich zu ihm um. »Ibrahim, wo ist meine Mutter?«
    Sein Stiefvater hatte hier anscheinend nicht mit ihm gerechnet.
    »Sie ist noch in den Bergen«, antwortete er und machte Anstalten, sich wieder seinem Gegenüber zuzuwenden. »Sie kümmert sich um deine Brüder und um Fatimas Säugling.«
    Hernandos Knie wurden weich. War Fatima etwas zugestoßen?
    »Aber warum versorgt sie Fatimas Sohn? Was ist …«, stammelte er.
    Ibrahim ließ sich zu keiner Antwort herab, aber einer der Männer wandte sich an Hernando.
    »Du hast bald einen neuen Bruder«, sagte er, bevor er in schallendes Gelächter ausbrach und dem jungen Maultiertreiber einen kräftigen Schlag auf die Schulter versetzte.
    »Wie … Wie bitte?«, fragte der Junge mit bebender Stimme.
    Ibrahim drehte sich wieder zu ihm um und strahlte vor Zufriedenheit.
    »Dein Stiefvater«, begann ein anderer Mann aus der Gruppe, »hat beim König um die Hand des Mädchens angehalten.« Hernandos Gesichtsausdruck spiegelte sein Entsetzen wider. »Es wurde bekannt, dass ihr Mann in Félix umgekommen ist, und da sie keine weiteren Familienangehörigen hat, hat dein Vater beim König um ihre Hand angehalten. Freu dich doch, Hernando! Schließlich bekommst du so auch eine neue Mutter.«
    Hernando spürte, wie ihm plötzlich übel wurde, und rannte zum anderen Ende des Gartens. Er musste sich zwar nicht übergeben, aber die heftigen Brechreizattacken quälten ihn. Fatima! Seine Fatima sollte Ibrahims Frau werden!
    »Was ist mir dir, Ibn Hamid? Fehlt dir etwas?«
    Der Monarch war besorgt, als er Hernando sah. Hernando fuhr sich übers schweißnasse Gesicht und atmete tief durch, bevor er antwortete. Warum sollte er dem König seine Sorgen nicht erzählen?
    »Hoheit, Ihr habt gesagt, dass Ihr mir zu Dank verpflichtet seid …«
    »Ja, das habe ich gesagt.«
    »Ich möchte Euch um einen Gefallen bitten«, begann Hernando.
    Aben Humeya begann zu lächeln, noch ehe Hernando seine Geschichte beendet hatte. In Liebesdingen kannte er sich trefflich aus. Kurz entschlossen packte er Hernando am Arm und steuerte auf die Gruppe der scherzenden und plaudernden Männer zu.
    »Ibrahim!«, rief er. Der Maultiertreiber drehte sich lachend um, aber seine Heiterkeit war wie weggewischt, als er den König mit seinem Stiefsohn vor sich sah. »Ich habe beschlossen, dir das Mädchen doch nicht zur Frau zu geben. Hier ist jemand, der unserem Volk einen großen Dienst erwiesen hat, und er hat auch um ihre Hand angehalten. Es ist dein Sohn, und Fatima ist sein.«
    Der Maultiertreiber ballte die Fäuste, um den in ihm aufsteigenden Zorn zu unterdrücken, jeder Muskel seines Körpers war plötzlich angespannt. Immerhin hatte der König gesprochen! Die anderen Männer hatten ihr Gespräch unterbrochen und sahen zu Hernando.
    »Und jetzt«, sagte Aben Humeya, »wollen wir die Gastfreundschaft meines geschätzten Cousins Ibn Abbuh genießen. Kommt, es gibt reichlich zu essen und zu trinken!«
    Hernando wankte hinter Aben Humeya her, der nur wenige Schritte weiter anhielt, um mit einem der Monfí-Anführer zu sprechen. Er konnte nur noch aus den Augenwinkeln sehen, wie Ibrahim wutentbrannt davonstürmte.
    Aber Hernando bekam Fatima nicht zu Gesicht. Während des Festessens blieben die Frauen unter sich. Hernando weigerte sich, etwas anderes als frisches, klares Wasser zu trinken, und überprüfte, ob es womöglich von Haschischpaste trüb war. Er hing seinen Gedanken nach. Es war Nacht geworden, und allmählich verließen die Gäste das Festmahl. Hernando fühlte den Zeitpunkt näher rücken, sich Fatima erklären zu müssen. Aben Humeya hatte gesagt, dass er um ihre Hand angehalten habe und dass sie sein sei. Bedeutete das, dass er sie heiraten musste? Er wollte doch nur … Er wollte doch nur, dass Ibrahim sie nicht heiratete! Viele starrten ihn an dem Abend an und tuschelten hinter seinem Rücken über ihn, manche zeigten sogar mit den Fingern auf ihn. Alle Gäste wussten Bescheid! Wie sollte er Fatima erklären, dass …? Und was war mit Ibrahim? Was würde sein Stiefvater nun machen? Ja, der König hielt zu ihm, aber …
    Schließlich waren nur noch ein Dutzend Männer bei Aben Aboo – darunter Aben Humeya, El Zaguer sowie Dalay, der Büttel von Mecina – als ein Moriskensoldat hereinstürmte.
    »Wir sind umzingelt! Die Christen!«, keuchte er, als er vor dem König stand. »Eine Einheit ist in Richtung Válor

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