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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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hängte ihn neben das Schwert des Ritters. Der Wachposten sah wortlos zu.
    »Wenn du sterben willst«, warnte Barrax Hernando, »musst du nur zu einer der beiden Waffen greifen.«
    Seither galt Barrax’ erster Blick immer dem Holzpfahl neben dem Eingang.
    »Greife nicht ohne Grund nach mir, und verwende mich nur in Ehren«, lautete die Inschrift. Hernando betrachtete das Gesicht des schlafenden Christen.

21
    Erlass zuGunsten derer, die sich unterwerfen
    Der König, mein Herr, hat verstanden, dass sich ein Großteil der Morisken im Königreich Granada nicht aus eigenem Willen gegen ihn erhoben hat. Viele von ihnen wurden genötigt und gedrängt, nicht zuletzt betrogen, von einigen hauptsächlichen Urhebern und Anstiftern, Anführern und Caudillos. Diese haben aus eigenem Interesse gehandelt, um sich am Besitz der einfachen Leute zu bereichern, statt ihren Brüdern Nutzen zu bringen, und sie haben dafür gesorgt, dass sich diese gegen die spanische Krone erheben, worauf nun der König befahl, eine tapfere Kriegerschar zusammenzustellen, um sie zu bestrafen und ihnen das Land wegzunehmen, das sie im Gebiet des Almanzora, in der Sierra de Filabres und in den Alpujarras besaßen, was vielen von ihnen den Tod oder die Gefangenschaft einbrachte oder sie zwang, durch die Berge zu ziehen und wie wilde Tiere in Grotten und Höhlen und in der Wildnis zu hausen und äußerste Not zu leiden.
    Im Willen, Barmherzigkeit walten zu lassen, und eingedenk der Wahrheit, dass auch sie seine Untertanen und Vasallen sind, und gerührt vom Wissen über die Grausamkeiten, die Notzucht mit Frauen, das Blutvergießen, die Plünderungen und andere große Gräuel, die die Krieger mit den Morisken anstellen, ohne dass es dafür eine Entschuldigung gibt, erteilte der König uns den Auftrag, dass wir in Seinem Namen Seine königliche Milde walten lassen und folgenden königlichen Befehl anwenden.
    Hiermit wird allen Morisken versprochen, Männern wie Frauen, jeglicher Eigenschaft, Stellung und Zugehörigkeit: Wenn sie innerhalb von zwanzig Tagen, gezählt ab dem Datum der Abfassung dieses Edikts, sich ergeben und sich in die Hände Seiner Majestät und des Herrn Don Juan de Austria in Seinem Namen begeben, werden sie begnadigt und ihre Leben geschont. Außerdem werden diejenigen angehört, die die Grausamkeiten und Unterdrückungen beweisen wollen, die sie erdulden mussten, um sich zu erheben. Der König gewährt ihnen Milde, und so auch denjenigen, die nicht nur kommen, um sich zu ergeben, sondern ihm darüber hinaus noch einen besonderen Dienst erweisen, indem sie jene türkischen Gefangenen oder maurischen Barbaresken enthaupten oder herbeischaffen, die mit den Rebellen zusammen sind, sowie auch jene Untertanen des Königreichs, die Hauptleute und Anführer der Rebellion waren oder auf der Rebellion beharren und nicht die Gnade und Güte erfahren möchten, die ihnen Seine Majestät zugesteht.
    Außerdem: Allen, die älter als fünfzehn Jahre und jünger als fünfzig Jahre sind und sich innerhalb der Frist ergeben und zudem der Streitmacht Seiner Majestät ein Gewehr oder eine Armbrust mit Munition überlassen, wird das Leben geschenkt, und es wird verfügt, dass sie nicht als Sklaven genommen werden und dass sie außerdem zwei Personen mit sich bringen können, die ebenfalls frei sind, wie Vater und Mutter, Kind und Frau, Bruder und Schwester. Auch diese bleiben von der Sklaverei verschont und erhalten die Freiheit und ihren Willen.
    Es erfolgt die Warnung an all jene, die sich dieser Gnade und Güte nicht erfreuen möchten, dass kein Mann, der älter als vierzehn Jahre ist, in keinem Bezirk zugelassen sein wird. Ihnen soll der strenge Tod widerfahren, ohne Mitleid oder Barmherzigkeit.
    Dieser Erlass von Don Juan de Austria machte im April 1570 in den Alpujarras die Runde. Die Christen ließen ihn ins Arabische übersetzen und die Abschriften von Kundschaftern und Händlern verbreiten. Mal trugen ihn die Morisken, die lesen konnten, ihren Glaubensbrüdern hinter dem Rücken der Aufständischen vor, mal wurde er öffentlich ausgerufen. Don Juan de Austria drohte den Christen mit harten Strafen, sollten sie es wagen, einen Morisken, der sich ergeben wollte, wie bisher einfach festzunehmen, zu berauben oder zu misshandeln.
    Beide Kriegsparteien befanden sich in einer schwierigen Lage: Die Preise für Weizen und Gerste hatten sich in den Alpujarras verzehnfacht. Die Soldaten und ihre Familien mussten hungern. Bald sah Aben Aboo keinen Ausweg mehr,

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