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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Mann?«
    Barrax sah von einem zum anderen und stieß Ubaid schließlich wütend von sich.
    Aben Aboo schlug sein Feldlager in der Nähe von Ugíjar auf. Er wollte die über die Alpujarras verstreuten Truppen von hier aus befehligen.
    Barrax machte sich mit seinen Männern auf, um sich mit Don Juan de Austria ein Gefecht in Serón zu liefern. Zuerst sah es nach einem Sieg der Muslime aus: Der Generalkapitän konnte seine geldgierigen Soldaten nicht daran hindern, den Ort so undiszipliniert anzugreifen, dass sie sich zunächst geschlagen geben mussten. Aber Don Juan stellte seine Truppen erneut auf und nahm den Ort schließlich doch noch ein.
    Nach der Rückkehr der Männer ins letzte Bollwerk der Morisken wurde Hernando in das Zelt des Korsarenanführers gerufen.
    »Du musst ihn heilen«, befahl ihm Barrax, sobald er das Zelt betreten hatte. »Der Einarmige hat mir gesagt, dass du das kannst.«
    Hernando betrachtete den etwa fünfundzwanzigjährigen Mann, der Barrax zu Füßen lag: Mitten auf seinem schweißdurchtränkten Wams breitete sich auf Höhe des Herzens ein großer Blutfleck immer weiter aus, seine Atmung ging unregelmäßig, alle Muskeln waren verkrampft, und das Gesicht mit dem schwarzen Vollbart war schmerzverzerrt. Hernando betrachtete die glänzende, kostbare Rüstung, die neben dem verwundeten Christen am Boden lag.
    »Diese Rüstung wurde in Mailand angefertigt«, bemerkte Barrax. Er hob den Helm auf. »Ganz in der Nähe meines Geburtsortes, vermutlich in der Werkstatt der Familie Negroli«, fügte er mit Blick auf den Helm hinzu. »Ein Ritter, der eine so teure Rüstung trägt, dürfte uns ein hübsches Sümmchen an Lösegeld einbringen. Allerdings sehe ich auf der Rüstung keine Inschriften oder Wappen. Wir müssen also noch herausfinden, wer dieser Adlige ist.«
    »Aber bisher habe ich doch nur Tiere …!«
    »Dann wirst du mit diesem Christenhund ja keine Probleme haben. Nicht wahr? Aber eines sage ich dir, mein lieber Nazarener: Wenn dein Glaubensbruder hier stirbt, gehst du mit ihm ins Grab, und wenn er überlebt, ruderst du zur Strafe auf meinem Schiff. Das ist mein letztes Wort.«
    Dann ließ Barrax ihn mit dem verwundeten Christen allein.
    Der Mann hatte versucht, beim Sturm auf Serón seinen Soldaten Deckung zu geben, und war dabei von Barrax verletzt worden.
    Hernando kniete neben ihm und begutachtete die Wunde. Was sollte er nur tun? Er versuchte vorsichtig, ihm das nasse, schmutzige Wams aufzureißen. Bis jetzt hatte er noch nie einen Menschen verarztet …
    »Er hat dich ›Nazarener‹ genannt.« Der Christ brachte diesen Satz nur unter großen Schmerzen hervor.
    »Du verstehst Arabisch?«, fragte Hernando auf Spanisch.
    »Außerdem hat er gesagt, ich sei dein Glaubensbruder.« Er atmete schwer und versuchte sich aufzurichten. Bei der Bewegung tropfte Blut aus seiner Wunde auf Hernandos Finger.
    »Nein, halt still. Du musst … Du wirst überleben.«
    »Denn Barrax wird sein Wort halten«, flüsterte er zu sich selbst.
    Hernando starrte den jungen Mann an.
    »Bei Gott und der Heiligen Jungfrau«, stieß der Ritter mühsam hervor. »Bei den Nägeln des Kreuzes Christi, wenn du wirklich ein Christ bist, dann befreie mich.«
    War er ein Christ?
    »Du kannst keine zwei Schritte machen. Außerdem sind wir hier im Feldlager von Tausenden Morisken umgeben. Wohin willst du denn fliehen? Jetzt halt still, ich muss dich untersuchen.«
    Die klaffende Wunde war tiefer, als Hernando gedacht hatte. War auch die Lunge betroffen? Aber was verstand er schon davon! Er untersuchte die Verletzung genauer. Dann betrachtete er das Gesicht des Adligen. Er hatte wenigstens noch kein Blut gespuckt. Aber was hieß das schon? Seine einzige Gewissheit war, dass der Tod dieses Christen auch seinen eigenen Tod bedeutete. Barrax meinte es ernst. Seitdem er ihm nicht mehr den Hof machte, behandelte er ihn mit der gleichen rauen Art wie Ubaid und seine anderen Männer. Und wenn der Christ überlebte … Sollte Hernando dann sein Leben lang auf dem Fliegenden Pferd rudern? Niemand würde auch nur einen Maravedí Lösegeld für einen Nazarener bezahlen, der in Wirklichkeit ein Muslim war. Hernando legte seine Hand auf die Stirn des Adligen: Er glühte, also hatte sich die Wunde entzündet. Ja, zumindest das war wie bei seinen Maultieren. Er musste die Entzündung hemmen und das Blut stillen. Und was die möglichen inneren Verletzungen anging …
    Er benötigte Horn. Hernando rief Jusuf herbei.
    »Sag Barrax, dass ich Horn

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