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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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und nach einem intensiven Briefwechsel mit Alonso de Granada Venegas, der bei den Morisken hohes Ansehen genoss, beauftragte er seinen Vertrauten El Habaquí mit Kapitulationsverhandlungen.
    Aber bereits die ersten Unterredungen hatten für die Morisken fatale Auswirkungen: Zur gleichen Zeit landeten drei algerische Galeeren mit Lebensmitteln, Waffen und Munition am Strand von Dalías. Als die Besatzung jedoch von Aben Aboos neuen Plänen hörte, kehrte sie umgehend und vollbeladen nach Algier zurück. Ähnlich reagierte Hosseni, der Bruder von Carax. Er war zunächst mit sieben Galeeren, vierhundert Janitscharen und zahlreichen Waffen an Land gegangen, kehrte aber sofort in die Korsarenstadt zurück, als er von den Friedensverhandlungen erfuhr.
    Bei den Christen gestaltete sich die Lage noch schwieriger: Aben Aboos neue Kriegstaktik machte, abgesehen von einzelnen Erfolgen bei eher sporadischen Gefechten in anderen Gebieten der Alpujarras, einen endgültigen Sieg praktisch unmöglich. Zugleich war das nahe gelegene Sevilla vom Aufstand betroffen: Auch dort hatten zehntausend moriskische Vasallen des Herzogs von Medina Sidonia und des Herzogs von Arcos gegen ihre Unterdrückung rebelliert. Philipp II. bekam die Situation zwar in den Griff, indem er den beiden Herzögen auftrug, die Konflikte vor Ort gemeinsam zu lösen, doch alle befürchteten, der Aufstand könne sich jederzeit auf die Königreiche Murcia, Valencia oder Aragonien ausbreiten, in denen ebenfalls zahlreiche Morisken lebten.
    Aber den Hauptgrund für König Philipp II., seinen Halbbruder Don Juan die Bedingungen für die Kapitulation verkünden zu lassen, lieferte der osmanische Sultan: Die Türken griffen im Februar die Stadt Zara im venezianischen Dalmatien an und wollten im Juli mit ihrer Flotte auf Zypern landen. Im März 1570 wohnte Philipp II. in Córdoba der Ständeversammlung bei, um in der Nähe des Kriegsgeschehens zu sein. Dort empfing er einen Gesandten von Papst Pius V., der ihn im Namen der gesamten Christenheit zu einem neuen Kreuzzug aufforderte. Der Papst schlug die Gründung einer Heiligen Liga vor, um gegen die drohende Gefahr der Heiden vorzugehen, die sich wegen der Aufmerksamkeit, die Spanien seinen inneren Angelegenheiten widmete, plötzlich stark fühlten. Der fromme spanische Monarch wollte dieser Aufforderung Seiner Heiligkeit zwar umgehend folgen, musste zunächst aber das Moriskenproblem in den Alpujarras lösen, um für dieses Vorhaben genügend Streitkräfte mobilisieren zu können.
    Nach der öffentlichen Bekanntmachung des Edikts strömten viele Morisken zu Don Juans Feldlager in Padul und ergaben sich. Die christlichen Soldaten wiederum desertierten scharenweise, da sie sich nicht mehr wie gewohnt bei Plünderungen bereichern konnten. Von den zehntausend Mann, mit denen der Herzog von Sesa in die Alpujarras einmarschiert war, blieben am Ende nur noch viertausend.
    »Los, Männer! Wir kehren nach Algier zurück!«, rief Barrax seinen Männern zu. »Morgen früh geht es los.« Dann betrat er das Zelt. »Hast du verstanden, Nazarener?«, zischte er und zeigte auf den Gefangenen. »Bereite ihn für die Überfahrt vor!«
    »Er wird sterben!«, sagte Hernando, ohne nachzudenken. Er betrachtete den Christen: Nun, es ging ihm etwas besser, aber …
    Barrax gab keine Antwort und zog die Stirn in tiefe Falten. Hernando hielt den Atem an, während der Korsarenanführer ihm fest in die Augen sah. Dann machte Barrax kehrt, verließ das Zelt und strich dabei mit der rechten Hand über seinen Dolch.
    Sein Schicksal war besiegelt: Entweder erwartete ihn der Tod, oder aber er verbrachte den Rest seines Lebens auf einer Galeere. Hernando saß auf dem Boden und betrachtete seine Fußfesseln. Er konnte nicht weglaufen. Er war nur ein Sklave in Ketten! Und Fatima … Er führte die Hände zum Gesicht, weil er die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.
    »Männer weinen nur, wenn ihre Mutter stirbt oder wenn sie schwer verwundet sind.«
    Hernando sah zu dem Christen, holte tief Luft und trocknete die Tränen mit dem Ärmel.
    »Wir werden sterben«, war seine einzige Antwort.
    »Ich werde für Christus sterben«, flüsterte der Gefangene.
    Er hatte diese Worte schon einmal gehört, von Gonzalico. Aus ihnen sprach die gleiche Demut, die gleiche Hingabe. Und was war mit dem Islam? Bedeutete Islam nicht Demut und Hingabe? Und …
    »Aber wir werden nur sterben, wenn Gott es so bestimmt hat. Wir sind freie Menschen, wir können kämpfen«,

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