Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel
Trabrennbahn.«
Dann erzählte sie. Im Hintergrund wisperten Mädchenstimmen.
Uli Lettermann regte sich fürchterlich auf, als er von dem traurigen Schicksal der beiden Rennpferde hörte. Doch nach der ersten Wut kam der Journalist in ihm durch. »Wenn ich dich richtig verstehe, habt ihr Angst, dass Pferdebesitzer Galle den Tipo wegschafft, um weitere Untersuchungen zu verhindern. Man muss also schnell handeln.«
»Genau.«
»Hm. Da steckt ein Aufmacher drin. Das setzt allerdings gründliche Nachforschungen voraus.«
»Was müssen Sie denn nachforschen?«, fragte Kim aufgebracht. »Glauben Sie, dass ich schwindele?«
»Kim, bis jetzt habe ich dich für eine gute Reporterin gehalten. Du weißt doch: Man muss immer beide Seiten hören. Also auch die Trainer und die Pferdebesitzer.« »Die lügen doch sowieso.«
Uli Lettermann seufzte auf und hob die Plastikplane höher an. Insgeheim dachte er wie Kim. Wenn es um Doping und Wetten ging, war alles möglich. Allmählich beschlug die Folie, ihm wurde heiß darunter. »Ich kann nicht einfach jemand beschuldigen, Kim. Aber ich könnte mich unter einem Vorwand auf der Trabrennbahn umsehen. Außerdem werde ich unser Zeitungsarchiv durchforsten. Vielleicht hat es früher schon Skandale auf der Rennbahn gegeben.«
Weiße Farbe tropfte von der Decke auf die Kunststoffhaut über Uli Lettermanns Kopf. Irritiert schielte er auf den Tropfen, der sich auf der Abdeckplane über seinem Gesicht verteilte.
»Wäre gut, wenn du mit deiner Freundin Klara zu mir in die Redaktion kommen könntest. Mit dem Stacheldrahtstück. Allerdings herrscht hier das Chaos. Wir haben die Maler.«
Kim beriet sich kurz mit Klara.
»Wenn wir nicht in die Redaktion kommen können.
muss die Redaktion eben zu uns kommen«, schlug sie vor. »Packen Sie doch alles ein, was Sie über Traber finden, und fahren Sie damit zum Friesenhof.«
An Uli Lettermanns Ohr drang Geschrei.
»Oh ja, er soll kommen!«
»Dann sind wir alle dabei!«
Der Redakteur blätterte unter seiner Abdeckfolie im Terminkalender. »Morgen Nachmittag um vierzehn Uhr auf dem Friesenhof, okay?«
Mit der Behauptung, dass die Ferienmädchen nachmittags Pferde zeichnen wollten, brachte Klara ihren Vater am nächsten Morgen, einem Samstag, dazu, den Reitunterricht vorzuziehen. Um vierzehn Uhr standen alle Pferde wieder auf der Weide und Markus Eichhorn fuhr zu einem Turnier.
Nachts war der Sturm abgeflaut, es klarte auf. Als Uli Lettermann eintraf, sah man bereits wieder blauen Himmel, der einen schönen Nachmittag verhieß.
Kim und Klara fingen den Redakteur vor dem Parkplatz ab und lotsten ihn zur Pferdeweide. Sie wollten nicht riskieren, dass Meike Eichhorn ihn sah, Uli Lettermann ansprach und die ganze Sache vermasselte.
Mit beruflicher Neugier sah sich Uli Lettermann auf dem Friesenhof um, als er mit seinem Aktenkoffer in der Hand zur Wiese ging. Hinter Klara und Kim kroch er unter dem Elektrozaun hindurch und stiefelte mit ihnen zum Ende der Weide, wo ihn eine Gruppe Reitermädchen erwartete. Wie Hühner auf der Stange hockten sie auf einem gefällten Birkenstamm, der dort zum Beknabbern für die Pferde lag.
Magic und Luna unterbrachen das Grasen, als sie den Mann mit dem Koffer erspähten. Neugierig trotteten die beiden Friesen heran. Die anderen Pferde ließen sich beim Fressen nicht stören. Nur das Maultier Muli, das mit den Shettys Rambo und Zorro auf einer anderen Weide stand, schickte ein Wiehern herüber, was in Klaras Ohren klang wie: Ich will auch hören, was los ist. »Das hier ist wohl eine spezielle Pferderedaktion. Hallo, zusammen!«, begrüßte Uli Lettermann die Mädchen. Er legte seinen Silberkoffer auf den Stamm und ließ die Schlösser aufschnappen.
Luna steckte ihren Kopf vor und stöberte mit der Nase im Koffer. Zwei Mappen rutschten heraus. Erschreckt machte Luna einen Sprung zur Seite. Zeitungsausschnitte und Computerausdrucke verteilten sich auf dem Gras. Magic beugte sich hinunter und beschnupperte Blatt für Blatt. Eins fasste er sogar mit den Lippen.
»Das sind ja richtige Zeitungspferde«, schmunzelte Uli Lettermann, als er seine Unterlagen wieder einsammelte. Beherzt zog er Magic das Blatt aus dem Maul. Den Mädchen hielt er einen riesigen Packen Papier hin. »Zwei Kilo Traber-Skandale.«
Aufgeregt rutschten alle näher zusammen. Sie brannten vor Ungeduld, etwas zu entdecken, womit man Tipo und Paris Proud helfen konnte.
Klaras Blick fiel auf zwei knallige Überschriften: »Wettbetrug:
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