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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
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von ihr, um sich mit anderen zu unterhalten, folgte sie ihm rasch nach, strahlender und glücklicher an seiner Seite. Ruhte ihr hübsches Köpfchen an seiner Schulter, fühlte er sich als der starke Beschützer. Allein wenn sie von seiner Rückkehr redete, als stünde diese außer Frage und sei schon bald zu erwarten, verblasste sein Lächeln ein wenig. Und wenn er von den Gefahren der Reise sprach, von den Hoffnungen, die er damit verband, brachte sie ihn zum Schweigen, indem sie seine Hand nahm und jeden seiner Finger küsste.
    Weilte Banks nicht bei Harriet Blosset, suchte er die Gesellschaft von Männern. Cook war ernst und nüchtern in jenen letzten Tagen vor der Abreise und nahm Banks damit für sich ein. Seine Geradlinigkeit und sein klarer Verstand stachen vom aufgeregten Lärmen der vielen anderen ab, und je näher die Reise rückte, desto mehr schien er an Format zu gewinnen, sodass er zum Schluss der Einzige war, dem Banks sich unterordnete. Als es endlich so weit war, fuhren Banks und Solander von London nach Plymouth, wo sie mit Cook zusammentreffen und an Bord der Endeavour gehen sollten. Die Reise dauerte vier Tage und verlief teilweise in düsterer Stimmung. Beide mussten sich nun der Realität der Gefahren stellen, die vor ihnen lagen. Erst als sie auf der Reede vor Plymouth an der Reling standen und auf das Land blickten, das sie vielleicht nie wieder sehen würden, dachte Banks auf eine Frage von Solander wieder an Revesby.
    »Alles ging gut dort«, erwiderte er und blickte zu der Stadt hinüber, auf deren Docks noch Betrieb herrschte. »Ich konnte von dem Ort und von den Menschen Abschied nehmen.« Ein Lächeln umspielte seinen Mund. »Und ein Student der örtlichen Flora hat mir eine Lektion über Flechten erteilt.«
    »Tatsächlich?« Solander lächelte. »Ich wusste gar nicht, dass Revesby ein solches Zentrum der Gelehrsamkeit ist.«
    »Oh, unterschätzen Sie Revesby nicht, mein Freund. Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen erzählte, dass ich dort einen Pflanzenmaler entdeckt habe, dessen Können dem der Künstler, die mit uns reisen, in nichts nachsteht?«
    »Ich würde sagen, Sie übertreiben. Haben Sie Proben seiner Arbeit mitgebracht, die eine solche Behauptung rechtfertigen könnten?«
    Banks’ Miene wurde plötzlich ernst. »Nein, ich habe nichts, was ich Ihnen zeigen könnte. Und wer weiß? Vielleicht habe ich mich auch geirrt.« Er blickte zur Sonne, die tief am Horizont stand. »Es wird Zeit, dass wir nach unten gehen, mein Freund. Man wird uns schon erwarten.«
     
    In dem Haus am Ende des Dorfes pochte weiter der Sommer an die Tür, und jeden Abend saß sie bis Einbruch der Nacht bei ihrem Vater. Dann ging sie auf Zehenspitzen durch den kahlen Flur in ihr Zimmer, setzte sich eine Weile ans Fenster und sah zu den dunklen, vom Wind bewegten Bäumen hinüber. Gerüchte über Banks’ Verlobung kamen ihr erst zu Ohren, als die Endeavour bereits in See gestochen war, und in den langen Stunden zwischen Sonnenuntergang und Tagesanbruch stellte sie sich vor, wie er mit jener unbekannten Frau im Herzen reiste. Sie sah ihn am Rand neuer Welten, hungrig nach Leben, begierig deren Bilder und Geräusche in sich aufnehmend, um sie bei seiner Rückkehr der, die auf ihn wartete, zum Geschenk zu machen.
    Sie hatte nicht gedacht, dass die Wälder ohne ihn so viel leerer sein würden. Ganz Revesby schien nach seiner Abreise zu schrumpfen, und plötzlich waren die Menschen wieder wie früher, engherzig oder auch boshaft, wenn es ihnen in den Sinn kam. Dass seine Gegenwart in diesem Sommer vieles für sie ändern würde, war ihr bewusst gewesen. Als er fort war, bezahlte sie den Preis, den sie erwartet hatte, und in ihrer Einsamkeit sah sie sich Sticheleien ausgesetzt, die er sich niemals hätte vorstellen können.
     
    Zu seiner eigenen Überraschung verfasste er in den ersten Wochen seiner Reise zwei Briefe an sie, den ersten, während die Endeavour noch vor Anker lag und Solander auf Deck ihre Effekten inspizierte.
    »Mit großem Bedauern«, so schrieb er, »habe ich vernommen, dass der Zustand Ihres Vaters es erfordert, einen, der nur Ihr Bestes will, von Ihrer Schwelle fern zu halten. Ich hätte Ihnen für die Dauer meiner Reise gern einige kleinere Gegenstände überlassen, die Ihnen, dessen bin ich mir gewiss, bei Ihren Studien von Nutzen hätten sein können. Es betrübt mich, dass diese Materialien nun ungenutzt bleiben, statt den Zweck zu erfüllen, für den sie gedacht waren.
    In wenigen

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