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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
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eher mein Schmerz ist als Ihrer.« Ihre Worte hingen einen Moment lang zwischen ihnen in der Luft, dann fuhr sie fort: »Und Sie erweisen mir keine Gunst, wenn Sie so tun, als sei ich, was ich nicht bin.«
    Am Abend ritt ein nachdenklicherer Mann nach London zurück als jener, der von dort aufgebrochen war, als die Sonne noch hoch am Himmel stand.
    Obgleich die Rückkehr der Endeavour erst drei Monate zurücklag, begann er bereits, seine nächste große Reise zu planen. Cook war von der Admiralität aufgefordert worden, eine weitere Expedition vorzubereiten, und Banks war eingeladen, ihn zu begleiten. Ihr erstes Unternehmen war ein so spektakulärer Erfolg gewesen, dass ein zweites von Anfang an außer Frage gestanden hatte. Banks war jedoch überrascht, wie schnell der Vorschlag kam; kaum ein Jahr würde zwischen ihrer Rückkehr und der nächsten Reise liegen.
    Auf den Gedanken, das Angebot abzulehnen, kam er gar nicht. Beim ersten Mal hatte er um die Erlaubnis zur Teilnahme förmlich betteln müssen, jetzt kam von vornherein nur er infrage. Die Öffentlichkeit erwartete es so, Cook setzte sich nachdrücklich für ihn ein, und auch die Royal Society unterstützte ihn. Dass man allgemein davon ausging, nur er komme in Betracht, erfüllte ihn mit tiefer Genugtuung. Einwände zu erheben lag ihm fern.
    Dennoch ging alles zu schnell. Die Beschreibung seiner Sammlung von der Endeavour erforderte viel Arbeit, und er schwelgte noch im Erfolg der Reise, genoss es, auf der Woge seines Ruhms durch die Londoner Gesellschaft getragen zu werden. Von allen Seiten kamen Einladungen, und nach und nach wurde er zum Mittelpunkt eines Kreises ehrgeiziger junger Männer, die, wie er glaubte, der Welt, in der sie lebten, etwas entgegenzusetzen hatten. Noch drei Jahre in London, so seine Überzeugung, und er würde in der Lage sein, den Kurs der Botanik für eine Generation und mehr festzulegen. Hier konnten seine Ideen gedeihen und Wurzeln schlagen. Auf See dagegen würde er wieder nur Teil der Besatzung und ebenso wenig berechtigt sein, den Kurs zu bestimmen, wie die Schiffszimmerleute.
    Und dann war da noch Harriet. Ihre Beziehung hatte sich von den drei Jahren der Trennung nicht wieder erholt. Nach seiner Rückkehr aus Lincolnshire hatte er sich umgehend bei ihr eingefunden. Er legte ihr seinen Plan einer erneuten Reise dar, benutzte ihn, um ihr klar zu machen, dass er niemals ein richtiger Ehemann sein würde. Die Nachricht von einer zweiten Expedition so kurz nach der ersten wurde nicht gut aufgenommen. Es gab Tränen, als er davon sprach. Im Rosengarten ihrer Anstandsdame offenbarten sie einander schließlich ihre wahren Gefühle. Sie warf ihm vor, er benutze die Reise als Vorwand, um sein Versprechen zu brechen, und gebe sie dem Mitleid und der Lächerlichkeit preis. Aber, meinte sie, ebenso lächerlich wäre es, würde sie eine Übereinkunft mit einem Mann aufrechterhalten, der nicht einmal lange genug in London zu bleiben gedenke, um in die Kirche zu gehen. Er wiederum verwies darauf, dass er nie ein Geheimnis um seine Reiselust gemacht habe. Bei seiner Rückkehr sei er fest zur Ehe mit ihr entschlossen gewesen, aber sie habe sich so verändert, dass er es nicht mehr für richtig erachte, daran festzuhalten. Es folgte ein sehr angespanntes, förmliches Gespräch mit ihrer Anstandsdame. Banks bedauerte, dass er derzeit nicht wie gehofft in der Lage sei zu heiraten; seine Reisen stünden dem entgegen. Da er wisse, wie unzumutbar es sei, die Dame warten zu lassen, ersuche er darum, von seiner Verpflichtung entbunden zu werden. Offene Worte wurden gewechselt. Eine Einigung wurde erzielt. Banks fühlte sich schuldig und elend, als er ging - und zu seiner Beschämung unendlich erleichtert.
     
    Einer der wenigen Orte, an denen er sich niemals in gedrückter Stimmung befand, war das kleine Haus in Richmond. Es war, als gehörte es einem anderen Kontinent an als sein Leben in London, und seine Ängste und Besorgnisse erschienen ihm, sobald er dort eintraf, belanglos und nichtig. Sie hörte ihm ruhig zu, wenn er reden wollte, meist aber schlug er sich all diese Gedanken aus dem Kopf und sprach voller Optimismus und neuer Ideen von seiner Wissenschaft. Es war, als hätte er eine Welt entdeckt, in der nur das, was rein und echt an ihm war, gedeihen konnte. Er begann, noch unausgegorene botanische Ideen mit ihr zu besprechen, und wenn er wieder ging, waren sie geordneter, ein klein wenig mehr dazu angetan, einer kritischen Überprüfung

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