Die Pflanzenmalerin
nicht mein Revier in der Grafschaft. Meine ganze Familie stammt weiter aus dem Norden, auf der anderen Seite von Lincoln. Und eine Mary Burnett ist mir noch nie untergekommen.«
»Aber Ihr Großvater hat eine Burnett geheiratet?«
»Nein.« Er tat einen schnellen Zug an seiner Zigarette. »Das geht viel weiter zurück.« Er stand auf und holte ein Stück Papier. »Also: Das bin ich, ganz oben auf der Liste, geboren 1925. Dann kommt mein Vater, dann mein Großvater, Matthew Fox, geboren 1856. Er bekam meinen Vater erst mit über vierzig, das ist ein ziemlicher Sprung zurück. Dann kommt mein Urgroßvater. Der hat auch spät geheiratet. Dann mein Ururgroßvater, wieder ein Matthew. Und der hat eine Burnett geheiratet.«
Albert Fox, geb. 1925
Henry Fox, geb. 1896
Matthew Fox, geb. 1856
Joseph Fox, geb. 1804
Matthew Fox, geb. 1764
Beeindruckt schaute ich ihm beim Schreiben zu. »Das muss ja ein ziemliches Stück Arbeit gewesen sein, so weit zurückzugehen.<
»Ach was. Fox ist ein leichter Name, und ich mach das gern ein paar Nachmittage pro Woche. Da kommt man wenigstens mal raus. Probleme bereiten mir nur die Ehefrauen - etwas über die herauszufinden ist schwer. Mein Großvater war zweimal verheiratet, mit einer Smith und einer Jones. Sollte man nicht glauben.«
»Sie verfolgen auch die Ehefrauen zurück?«
»Man tut, was man kann.« Er fuhr fort, zwischen den Metallteilen auf dem Tisch zu wühlen.
»Und der Letzte hier auf der Liste, der hat eine Burnett geheiratet, sagen Sie?«
»Ja, aber nicht Ihre.« Er tat einen langen Zug an seiner Zigarette, sichtlich desinteressiert an den Burnetts außerhalb seiner Familie. Dann klopfte er auf die Liste. »Die ersten drei sind alle in derselben Kirche getraut worden. Waren also leicht aufzuspüren. Mein Vater war es, der die Tradition gebrochen und meine Mutter in Cornwall geheiratet hat. Sie hat da bei einer Kusine gelebt. Ein Horror für Leute, die so jemanden später ausfindig machen wollen.« Er stieß ein leises, trockenes Lachen aus bei dem Gedanken an die Mühsal künftiger Genealogen. »Ich selber habe im Standesamt in Finsbury Park geheiratet, ich kann mich also nicht beklagen. Aber generell sind die Foxes leicht zu finden, weil sie nicht viel herumgezogen sind. Waren Pächter oder Ähnliches, alle in der Gegend von Ainsby.«
Er sprach mit gesenktem Blick, sodass er mich nicht zusammenzucken sah.
»Weiter, weiter«, sagte ich, und er schaute auf. »Haben Sie Ainsby gesagt?<
»Ja, genau, Ainsby.«
»Sie meinen, Ainsby ist ein Ort und kein Mensch?«
Er sah mich an, als sei ich entweder ein komischer Kauz oder nicht ganz bei Trost. »Ja. Nordwestlich von hier. Kleines Dorf. Nichts Besonderes.«
Ich sprang auf. »Ich möchte nicht unhöflich sein, Mr. Fox, aber macht es Ihnen etwas aus, wenn ich jetzt ganz schnell gehe? Ich muss unbedingt etwas nachprüfen. Kann sein, dass Sie mir da was ungeheuer Wichtiges gesagt haben.<
Wenn ihn mein plötzlicher Abgang überraschte, so ließ er es sich nicht anmerken. Er brachte mich zur Tür und sah mir nach, als ich in die Nacht hinauseilte. Ich konnte mich gerade noch so weit beherrschen, dass ich nicht rannte.
Banks’ Gefühle, als er erfuhr, dass sie abgereist war, überraschten ihn selbst. Er hätte Zorn erwartet, er hätte Gekränktheit erwartet angesichts ihrer Täuschung, Schmerz angesichts ihrer Torheit, Schuldgefühle wegen seines Anteils daran. Doch er empfand nichts dergleichen.
Sein erster Gedanke war, sie aufzuhalten. Er bedrängte Martha, ihm zu sagen, wann sie aufgebrochen sei, und überlegte rasch, wie und wo er sie abfangen konnte. Wenn er auf direktem Wege nach London zurückkehrte und sogleich weitereilte, konnte er in Southampton sein, ehe ihr Schiff in See stach. Doch die Resolution stand kurz vor dem Auslaufen, und er wurde in London gebraucht. Verschwand er jetzt einfach, würde das die Expedition in Verwirrung bringen; es würde alle Aufmerksamkeit auf die Gründe seiner Abwesenheit lenken, und das würde ihr unangenehmer sein als irgendetwas sonst. Es gab auch andere Möglichkeiten. Er kannte das Schiff, das sie nehmen, den Namen, unter dem sie reisen würde. Ein Bote würde sie noch rechtzeitig erreichen. Er würde ihr schreiben, sie anflehen zurückzukommen, ihr versprechen … Was versprechen? Die Frage ließ ihn innehalten, und er dachte eine halbe Stunde und länger darüber nach. Der Gedanke, ihr nachzueilen, trat zurück.
Am Ende zerknüllte er ihren Brief in seiner Hand.
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