Die Pflanzenmalerin
einer ganzen Heerschar verschiedener Personen die Schuld am Scheitern seiner Pläne, und die Bitterkeit begann ihn zu verzehren. Cook war von Anfang an gegen ihn gewesen, Lord Sandwich von der Admiralität war stur, im Irrtum oder schlecht beraten, und im Flottenamt saßen seine Feinde - Männer, die ihm seinen Erfolg neideten und sich darüber ärgerten, dass ein Zivilist in Angelegenheiten der Seefahrt mitentscheiden sollte. Banks’ heftiges Aufbegehren vermochte sie nicht umzustimmen. Dennoch brachte er seine Tage damit zu, seine Sache weiter mit starken Worten zu vertreten. Er geriet so außer sich, dass jedes Gespräch, jeder Brief die Gefahr einer wütenden Konfrontation heraufbeschwor.
Wie nicht anders zu erwarten, gab Cooks Einschätzung den Ausschlag. Banks war reich, berühmt, er hatte gute Beziehungen, prominente Freunde und viel Einfluss, alles Dinge, die bei der Admiralität zweifellos ins Gewicht fielen. Ging es aber um die Entsendung einer Expedition auf die andere Seite des Erdballs, behielten die Meinungen der Berufsseefahrer die Oberhand. Banks schäumte.
Später - viele Jahre später - vermochte er die Emotionen, die ihn in jenen Tagen beherrschten, besser zu verstehen. Vorderhand aber war nichts klar. Er hatte sein Geld und seine Zeit eingesetzt, um eine Gruppe herausragender Talente zu versammeln und die menschliche Gelehrsamkeit voranzubringen, und nun stellten sich ihm Sturheit und Ignoranz in den Weg. Er fühlte sich schmählich im Stich gelassen und empfand es als eine tiefe und sehr persönliche Kränkung, dass man einfach über seinen Standpunkt hinweggegangen war. Wenn er daran dachte, wie diese - so eklatante, so öffentliche - Beleidigung auf andere wirken musste, kochte die Demütigung über, und der Zorn drohte ihn zu übermannen. Nach einer solchen Perfidie würde er nie wieder mit Cook reisen können.
Unter all dem aber regte sich der Gedanke an die schlanke Gestalt, die nun nach Madeira unterwegs war. Wie hätte er ihr dort sagen können, sie müsse allein zurückkehren, während er weiterreise? Wie hätte er ihr gestehen sollen, dass er in aller Öffentlichkeit so tief gedemütigt worden war, als er versuchte, ihre Unterkunft auf dem Schiff sicherzustellen? Er hatte dem Wiedersehen auf Madeira mit sinnlicher Erregung entgegengefiebert. Nun schmeckte es nur noch bitter.
Er fuhr fort zu wüten und zu räsonieren, aber das änderte nichts mehr. In einem Brief des Flottenamtes an die Admiralität wurden seine Einwände kurzerhand abgetan; Banks sei nicht kompetent, sich zu Angelegenheiten der Seefahrt zu äußern. Zudem, so argumentierte man, entspreche seine Unterbringung auf der Resolution auch nach Entfernung der Ausbauten noch nahezu uneingeschränkt seinen Wünschen. Einzige Veränderungen seien eine geringfügige Verkleinerung der Großkabine und der Wegfall einer einzigen kleineren.
Eine einzige Kabine! Banks war außerstande, seine Gefühle zu beschreiben. Diese Kabine bedeutete ihm alles. Bleich vor Zorn schrieb er Ende Mai noch einmal an die Admiralität: Die Behandlung, der er sich ausgesetzt sehe, mache es ihm unmöglich, die Ziele, die er sich gesteckt habe, zu erreichen; ihm bleibe keine andere Wahl als zurückzutreten. Cook forderte er schriftlich auf, seine gesamte Ausrüstung und alle seine Effekten von Bord schaffen zu lassen.
Nachdem er die Briefe abgeschickt hatte, schritt er, noch immer zornbebend, in kurzen, ungleichmäßigen Linien in seinem Studierzimmer auf und ab und blieb schließlich am Fenster stehen. Er war gedemütigt worden. Er hatte keine Alternative. Seine Ehre stand auf dem Spiel. Sie würde verstehen. Er dachte an sie, wie sie ihm voraussegelte. Bald würde sie ankommen. Wie glücklich würde sie dann sein! Er blieb am Fenster stehen, bis das Licht aus dem Zimmer schwand und die Papiere auf seinem Schreibtisch im Dunkel bedeutungslos wurden.
Der Sturm, der die Robin hin und her warf, währte die ganze Nacht. Als sie auf das Deck hinaustrat, schimmerte der Himmel über dem Horizont violett, und der Wind trieb den Regen waagerecht vor sich her. Doch sie verschwendete keinen Gedanken an den Sturm. Sie beugte sich über die Reling und übergab sich heftig, eine Welle der Übelkeit folgte auf die andere, und ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Es kam ihr vor, als müsste sie für immer hier bleiben, und sie konnte an nichts anderes mehr denken als an den Aufruhr in ihrem Innern. Einmal, bevor sie wieder würgen musste, blickte sie
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