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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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rammte es dem Ersten voll gegen den Hinterkopf. Der Zweite reagierte noch und wandte den Kopf herum, sodass ihn der Gewehrkolben an der Schläfe traf.
    Nun waren beide bewusstlos.
    Das reichte noch nicht.
    Travis sah, dass einer der beiden ein Taschenmesser am Gürtel trug. Damit könnte er die Sache schneller erledigen, als wenn er ihnen die Schädel einschlug, so befriedigend das auch gewesen wäre. Er nahm das Messer, klappte es auf und schnitt beiden die Kehle durch, von Ohr zu Ohr.
    Mit dem Messer in der Hand drehte er sich zu den anderen um. Bei allem Entsetzen über diese Bluttat sprach aus ihren Blicken doch vor allem Erleichterung. Er prüfte das Messer an der Fessel, die ihm noch am linken Handgelenk baumelte, aber es war sinnlos. Damit war an dem Metallband rein gar nichts auszurichten. Um Paige und die anderen zu befreien, wäre schon ein Seitenschneider erforderlich. Er suchte die Leichen der Bewacher ab, ein solches Werkzeug aber hatten sie beide nicht dabei. Kaum hatte er die Durchsuchung beendet, fing das Handy des einen der beiden an zu klingeln.

38
    Und klingelte. Und klingelte. Travis sah Paige hilfesuchend an. Kurz schien auch sie unschlüssig, aber dann trat ein entschlossener Ausdruck in ihre Augen.
    «Für unsere Befreiung bleibt keine Zeit», sagte sie. «Nimm meinen Rucksack und klettere durch den Aufzugschacht nach oben, bis du oben auf der Erde bist. Dann rufst du über mein Handy   –»
    Er schüttelte den Kopf und ging zu ihr und den anderen hinüber, während hinter ihm weiter das Handy desBewachers klingelte. «Es muss eine Möglichkeit geben, euch irgendwie zu befreien   –»
    «Hör zu», schnitt sie ihm das Wort ab. «In spätestens einer Minute werden die hier sein. Nimm den Rucksack. Geh zum Aufzug, drück dreimal auf die Ruftaste und halte den Knopf anschließend fünf Sekunden lang gedrückt. Dann öffnen sich die Türen, und du hast Zugang zum leeren Schacht.»
    «Zehn von uns gegen die», sagte er, «wir können die Gewehre und die Munition der Bewacher verdoppeln   –»
    «Dann dreht Pilgrim einfach wieder das Gas an», sagte sie.
    Dem hatte er nichts mehr entgegenzusetzen.
    Sie hatte recht.
    Verdammt.
    Er merkte, wie eine Handlungsoption nach der anderen wegbrach wie die Asphaltdecke einer Straße, unter der ein Hohlraum freigespült worden war.
    «Sie haben das Dach vom Aufzugschacht weggesprengt, als sie eingedrungen sind», sagte Paige. «Wenn die Türen sich öffnen, siehst du sofort die in die Wand eingelassene Leiter, du kannst ganz bis nach oben klettern. Wenn du oben angekommen bist, rufst du die neunte eingespeicherte Nummer auf der Liste an. Bis dahin wirst du verstehen, warum.»
    Er starrte sie an. Und auch die anderen. Aus ihren Blicken sprach keine Hoffnung. Sie wirkten fast schon so verloren wie die Toten, die an der Wand lagen.
    Er musste sie zurücklassen. Anders ging es nicht, keine Frage. Schuldgefühle aber hatte er trotzdem.
    Die kostbaren Sekunden rasten vorüber. Er löste sich aus seiner Trance und sah hinab auf seine weiter starkblutende rechte Hand. Die Blutspur würde ihn verraten. Er drehte sich um und nahm den Sanitäter vom Tisch, wo er ihn eben hingelegt hatte. Nahm ihn in die linke Hand und zielte damit auf seine rechte, ganz so, wie Paige es bei dem Verwundeten in Zürich getan hatte.
    Er betätigte den Abzug und merkte, dass er sich geirrt hatte, als ihm von der Metallschlaufe die Hand zerschnitzelt wurde: Das war noch längst nicht der schlimmste Schmerz gewesen, den man ertragen konnte. Mitnichten.
    Ihm stockte der Atem. Sein Blickfeld verdunkelte sich kurz. Er riss sich zusammen, blieb aufrecht stehen. Schaute auf seine Hand hinab, während der Schmerz abflaute. Das Ding hatte ihn nicht völlig wiederhergestellt – Haut und Muskeln hingen weiter in Fetzen herunter   –, aber die Wunden hatten sich verhärtet, wirkten wie kauterisiert, jedoch ohne alle Brandspuren.
    Er schnappte sich den Rucksack, hängte ihn sich um die Schultern und wandte sich noch einmal zu den anderen um.
    «Die neunte eingespeicherte Nummer», schärfte Paige ihm nochmals ein. «Und sieh zu, dass du nicht umgebracht wirst.»
    Travis rang sich ein Lächeln ab. Er hatte keine Zeit zu verlieren, egal. Er kniete sich vor ihr hin und küsste sie. Sanft, intensiv, schnell. Dann stand er auf, schaute sie ein letztes Mal an und wandte sich um. Nachdem er rasch noch eins der Gewehre an sich genommen hatte, spurtete er aus dem Raum.
     
    Als er bei den Aufzugtüren

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