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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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ankam, sah er, wie die Tür daneben, die ins Treppenhaus führte, leise erzitterte. Eineandere Tür, weiter oben oder auch unten, war gerade geöffnet worden. Sie waren im Anmarsch.
    Dreimal auf den Knopf drücken und ihn dann fünf Sekunden lang gedrückt halten. Er streckte die Hand nach dem Knopf aus, hielt aber plötzlich inne.
    Paiges Büro befand sich nur fünfzehn Meter weiter weg. Durch die offenstehende Tür sah er den schwarzen Behälter mit dem Unsichtbarkeitsanzug auf ihrem Schreibtisch stehen, dort, wo er ihn am Vortag abgestellt hatte.
    Zwanzig Sekunden, länger würde es nicht dauern. Er rannte los zum Büro, schnappte sich den Behälter vom Tisch und hetzte zum Aufzug zurück. Drückte dreimal auf den Knopf. Die folgenden fünf Sekunden kamen ihm wie eine halbe Ewigkeit vor.
    Die Aufzugtür öffnete sich. Der Schacht dahinter war dunkel, bis auf einen schwachen Lichtschein, der von hoch oben herunterfiel. Nur wenige Stockwerke unter ihm war die offenbar automatisch abgebremste Aufzugkabine zu sehen, mit einem wüsten Knäuel von Drähten auf dem Dach. Links von sich sah er die in die Wand eingelassene Leiter. Er zwängte sich den Behälter in den Hosenbund, schwang sich zu den Sprossen hinüber und trat den Aufstieg an.
    Während er die Leiter hochkletterte, sah er, dass Paige recht gehabt hatte. Der Aufzugschacht war oben aufgesprengt worden, durch die Öffnung war ein Stück tiefvioletter Himmel mit ein paar Sternen zu sehen. Bis dorthin musste er zehn Stockwerke zurücklegen, was kaum zu schaffen war, ehe Pilgrims Leute eintrafen und die offenstehende Aufzugtür entdeckten. Noch während ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss, spürte er, wiedie Leitersprossen unter seinen Händen vibrierten, und gleich darauf hörte er das Trappeln ihrer Schritte, die im Treppenhaus gegenüber von ihm nach unten stürmten. Jeden Moment jetzt würden sie –
    Sechs Meter unter ihm schloss sich die Aufzugtür mit einem gedämpften Glockenton. Praktisch im selben Moment wurde die Treppenhaustür von innen mit einem Tritt geöffnet, und gleich darauf hallten eilige Schritte durch den Flur davor.
    Travis verharrte reglos auf der Leiter, das Gewehr in der einen Hand. Er behielt die geschlossene Aufzugtür aufmerksam im Auge.
    Die Schritte entfernten sich.
    Aber sie würden bald zurückkehren. Wenn die Typen erst im Konferenzraum ankamen, würden sie vermutlich binnen kürzester Zeit erraten, wohin er verschwunden war. Welche andere Möglichkeit gab es denn noch?
    Travis hängte sich das Gewehr wieder um und kletterte eilig weiter. Er hatte keine Zeit zu verlieren.
     
    Fünf Bewaffnete kamen in den Konferenzraum gestürmt. Pilgrim befand sich nicht darunter. Beim Anblick ihrer beiden toten Gefährten prallten sie heftig zurück und bemerkten dann die Blutspur, die von den Leichen zu der Gruppe von Gefangenen hinüberführte: der Weg, den Travis zurückgelegt hatte. Zwei der Bewaffneten suchten den Fußboden in Richtung Tür nach einer Fortsetzung der Spur ab, konnten aber zu ihrem Befremden nichts dergleichen entdecken.
    «Wo ist der Held?», fragte einer, offenbar der Anführer.
    Paige schwieg. Im Stillen fragte sie sich, ob die Typengleich anfangen würden, die Überlebenden hinzurichten, um einen von ihnen zum Reden zu bringen.
    Dann ging dem Anführer anscheinend ein Licht auf, jedenfalls traf er eine Entscheidung. Er ließ einen Mann als Bewacher zurück und verließ mit den drei anderen den Raum. Zehn Sekunden später hörte Paige, wie sie am Aufzug ankamen und dort mit dem Versuch begannen, die Tür manuell aufzustemmen.
    Ihr wurde entsetzlich flau zumute. Das ging alles zu schnell. Travis konnte unmöglich schon oben angekommen sein. Auf einmal hörte sie, wie die Stimmen der Männer draußen im Flur vernehmlich widerhallten: Sie hatten die Tür zum Schacht aufbekommen. Gleich darauf feuerten auch schon alle gleichzeitig los, auf Automatik, sodass nur ein monotones Donnern zu vernehmen war. Vermutlich hielten sie einfach nur ihre Gewehre nach oben in den Schacht und feuerten, ohne hinzuschauen. Bei so viel geballter Feuerkraft konnte niemand überleben.
    Sie versuchte, sich auf das Geräusch gefasst zu machen, mit dem jetzt gleich zu rechnen war.
    Dann hörte sie es. Es kam zu früh für sie.
    Der langgezogene Schrei eines Mannes, voll Todesfurcht und Entsetzen, wie bei einem Sturz etwa, hallte von weiter oben nach unten durch den Schacht. Dann Stille – sogar die Gewehre schwiegen jetzt. Eine Sekunde später

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