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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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die Leute einfach damit anfangen. Sind die Techniker schon dabei, den Abwehrschild wieder zu aktivieren?»
    «Ja, sie sind dabei. Ist nicht unproblematisch. Bei der Explosion ist viel wichtige Technik zu Bruch gegangen. Sie müssen die Datenfolge jetzt von Hand neu eingeben, wird also, grob geschätzt, noch eine halbe Stunde dauern.»
    Pilgrim beendete das Telefonat und steckte das Handy wieder ein.
    «Reicht vollkommen», sagte er wieder. Dann nickte er zweien seiner vier Männer zu und sagte: «Ihr bleibt hier und passt auf sie auf.» Dann verließ er den Raum, ohne die Leichen der Hingerichteten auch nur mit einem Blick zu streifen, dicht gefolgt von den beiden anderen Bewaffneten. Der eine der beiden, ein muskelbepackter Hüne von über einem Meter neunzig, wuchtete den Stahlbehälter vom Tisch und trug ihn mit hinaus.
     
    Paige hatte sich so weit beruhigt, dass sie nicht mehr weinte. Ihr Atem ging flach und stoßweise.
    Pilgrim war erst vor einer Minute hinausgegangen. Die Leichen bluteten noch. Paiges Rucksack lehnte an einem der Tischbeine, wo jemand ihn hingeworfen hatte. Durchsucht worden war er nicht. Also hatte niemand den Verdoppler gefunden, der sich, wie Travis einfiel, noch darin befinden musste. Zusammen mit dem Sanitäter – obwohldas keine Rolle mehr spielte. Den Toten an der Wand war mit dieser Entität längst nicht mehr zu helfen.
    Trotzdem kam ihm, während er den Rucksack anschaute, ein Plan in den Sinn, den er durchführen könnte, falls sich die Gelegenheit ergab.
    Travis beobachtete die beiden Bewacher, ohne sie direkt anzusehen. Sie schienen allzu selbstsicher. Nahmen ihre Aufgabe nicht ernst. Zehn gefesselte Gefangene, die dicht gedrängt auf einer freien Fläche beisammensaßen. Dass einer von ihnen Dummheiten machen könnte, schienen die beiden Männer nicht mal in Betracht zu ziehen.
    Sie waren nur an den Handgelenken gefesselt, mit zusammenziehbaren Fesseln aus irgendeinem Metall, Aluminium oder Stahl vermutlich. Absolut reißfest, so viel war klar.
    Aber auch scharf genug, um Haut durchzuschneiden.
    Seinen Plan konnte Travis nur durchführen, wenn beide Bewacher nicht hersahen. Einer stand bereits mit dem Rücken zum Raum in der offenen Tür und schaute in den Flur hinaus, vielleicht, weil er den durchdringenden Blutgeruch nicht mehr ertragen konnte. Der andere schlenderte gelangweilt im Raum umher, schaute aber regelmäßig zu den Gefangenen herüber, sodass Travis noch nicht in Aktion treten konnte.
    Eine weitere Minute verstrich. Travis grübelte über einen Satz nach, den Pilgrim gerade geäußert hatte.
    Sie sollen hier sein
.
    Das Flüstern wollte, dass er hier war. Hatte immer schon gewollt, dass er hier war, und dafür gesorgt, dass es so gekommen war. Und was hatte der Typ noch gesagt? Dass sie sich schon mal begegnet waren? Durchaus denkbar,wenn man den vom Flüstern induzierten Gedächtnisverlust in Betracht zog. Ihre Begegnung konnte sonst wann stattgefunden haben. An irgendeinem beliebigen Tag in Fairbanks. Oder im Gefängnis.
    Er spielte also im Plan des Flüsterns irgendeine Rolle. Und das wusste Pilgrim. Deshalb hatte er ihn zusammen mit den anderen am Leben gelassen. Was genau mochte er mit den Überlebenden vorhaben, wozu brauchte er sie? Vielleicht wusste Pilgrim das ja selber nicht. Vielleicht war das bloß ein weiterer Zug, den er sich vom Flüstern hatte diktieren lassen.
    Doch wenn Travis in dem Plan eine so wichtige Rolle spielte, konnte er das gegen diese Bewacher einsetzen.
    Der Mann, der eben noch seine Runden im Raum gedreht hatte, war aus seinem Gesichtsfeld verschwunden. Travis wandte den Kopf ein wenig herum und sah, dass er vor einer großen weißen Wandtafel neben der Tür stehen geblieben war, die mit allerlei Notizen beschriftet war, vermutlich Informationen zu diversen Portal-Entitäten. Der Typ schien völlig in die Lektüre vertieft. Wahrscheinlich arbeitete er schon seit Jahren für Pilgrim, hatte viel von Border Town und der Pforte gehört und den heutigen Tag ungeduldig erwartet. Tja, Pech, wenn das jetzt für ihn in den nächsten sechzig Sekunden sehr böse endete.
    Travis atmete einmal tief durch. Biss fest die Zähne zusammen.
    Dann zog er mit aller Kraft seine Hände auseinander.
    Das Metall schnitt sofort in die Haut ein. Wie Stacheldraht. Dann tiefer. Trennte nicht nur Haut durch, sondern auch Muskel- und Fettgewebe. Fräste über seine Sehnen. Die linke Schlaufe war enger als die andere.Schon nach wenigen Sekunden spürte er, wie sich

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