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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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verlieren die Reifen kurz den Kontakt zur nassen Straße, ehe sie wieder greifen und der Wagen weiter vorwärtsrast.
    Emily Price.
    Sie ist alles, was für ihn auf der Welt jetzt noch zählt, obwohl sie tot ist.
    Er denkt darüber nach, was sie alles für ihn getan hat. Was sie alles in ihm gesehen hat, losgelöst von allem, was er tatsächlich war.
    Er denkt an ihren Vater, wie abfällig er das Wort «De
tective
» ausgespien hat. Es schmerzt, weil er damit den Kern der Sache getroffen hat. Dieser Titel steht zwar jetzt seit drei Jahren vor Travis’ Namen auf seinem Gehaltsscheck, doch viel länger schon steht er im Sold anderer Leute. Tatsächlich ist Travis nur deshalb Polizist geworden, um den Bedürfnissen seiner anderen Arbeitgeber besser dienen zu können. Den Bedürfnissen seiner ersten Arbeitgeber.
    Ohne Emilys Eingreifen hätte er sein Leben lang als Maulwurf und Spitzel weitergemacht. Ohne ihr Licht, das ihm einen Weg aus dem Labyrinth zeigte.
    Sie hat ihn aus dem Labyrinth hinausgeführt.
    Und dafür haben sie sie umgebracht.
    Er biegt in die nächste Straße ein und sieht das Haus, das an ihrem Ende steht. Jedes einzelne der sechsundzwanzig erlesen eingerichteten Zimmer ist hell erleuchtet. Wer reich ist, kann sich solchen Luxus leisten, auch wenn das Geld mit Drogenhandel verdient wird.
    Travis brettert mit vollen achtzig Sachen durch den Zaun. Auf halbem Weg durch den Vorgarten tritt er auf die Bremse, und als die Tachonadel knapp unter 40   km/h absinkt, stößt er die Wagentür auf und lässt sich auf den Rasen hinauskugeln. Er rollt sich ab, rappelt sich auf und bekommt so gerade noch mit, wie das Auto durch das Erkerfenster kracht und vollständig
im Haus verschwindet. Fünf Sekunden später ist er im Haus und hält mit der Waffe in der Hand Ausschau nach Zielen.

18
    In Paiges Büro herrschte bald ein geschäftiges Kommen und Gehen. Wo zuvor nur Anspannung und Furcht zu spüren waren, schwang nun auf einmal ein Anflug von Hoffnung mit, den aber noch niemand in Worte zu fassen wagte. Paige wies einen Mitarbeiter an, einen weiteren Flug zu organisieren, diesmal nach Zürich, und vertiefte sich dann mit Kollegen in eine Besprechung, der Travis entnehmen konnte, dass sich an der Theaterstraße sieben dort ein bestimmtes Gebäude befand. Aus jenem Gebäude stammte die Metallgravur auf dem vergrößerten Foto, und es gab dort noch mehr Inschriften dieser Art. Paige und die anderen waren anscheinend der Auffassung, dass er von dem Flüstern dazu befähigt worden war, diese Texte zu entziffern, obwohl ihm nicht klar war, wie genau oder aus welchem Grund.
    Jemand steckte den Kopf zur Tür herein und teilte Paige mit, dass das Flugzeug in dreißig Minuten startklar sein würde. Woraufhin sie sich aus der Gesprächsrunde kurz ausklinkte und über irgendetwas eingehend nachzudenken schien.
    «Die Zeit dürfte ausreichen, um ihm alles zu zeigen», sagte sie schließlich und schaute dabei Travis unverwandt an.
    «Um ihm was zu zeigen?», fragte die Frau neben ihr.
    Nach kurzem Abwägen bekräftigte Paige die Entscheidung, die sie getroffen hatte. «Alles.»
     
    Kurz darauf ging Paige mit ihm auf den Flur hinaus, während die anderen in ihrem Büro zurückblieben. Travis bekam noch mit, dass sie fleißig telefonierten, um letzte Einzelheiten des Einsatzes in Zürich zu regeln, die Versorgung und den Transport vor Ort.
    Die Stille draußen in dem nur gedämpft beleuchteten, fast menschenleeren Flur war eine Wohltat. Es herrschte eine Atmosphäre wie in einer Schule nach Unterrichtsschluss.
    Eine rothaarige Frau um die fünfzig eilte geschäftig auf das Büro hinter ihnen zu. Als sie Paige erkannte, blieb sie kurz stehen.
    «Ist das wahr?», fragte die Frau. «Er kann es lesen?»
    Paige nickte.
    Die Frau wandte sich Travis zu und musterte ihn, ein wenig skeptisch allerdings, als ob sie einen zweitklassigen B-Promi vor sich hätte oder einen Infizierten, der aus einem Seuchenlabor ausgebrochen war. Vielleicht auch eine Mischung aus beidem. Dann nickte sie, berührte ihn an der Schulter und ging weiter.
    Paige ging mit ihm weiter.
    «Das alles dürfte Ihnen unendlich verwirrend vorkommen, ich weiß», sagte sie. «Ich werde versuchen, für Sie so viel Licht wie möglich ins Dunkel zu bringen. Je umfassender Sie auf dem Laufenden sind, desto besser.»
    Nachdem sie kurz ihre Gedanken sortiert hatte, fuhr sie fort. «Zurzeit ruhen überall auf der Welt die normalen Staatsgeschäfte. Die mächtigsten Menschen der

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