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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Staleberc oder einer seiner Wachhauptleute, und die Frauen waren Hertwigs Mutter und seine Schwestern. Ich hatte gehofft, dass wir am falschen Ort wären, als wir die Burg verlassen vorfanden, aber in Wahrheit gibt es keinen Zweifel. Jemand ist uns zuvorgekommen und hat Hertwig von Stalebercs Familie ausgelöscht. Seine Heimat war der einzige Anhaltspunkt, den er mir noch geben konnte, bevor sie mich wegzerrten und er starb. Er sagte, er habe jemandem hier die Botschaft von Kaiser Federico anvertraut, bevor er ins Heilige Land aufbrach. Wahrscheinlich ist dieser Jemand einer oder eine der Unseligen, die wir hier gefunden haben. Nun ist das Geheimnis endgültig verloren.« Und wenn das Geheimnis nur die Bitte Federicos gewesen war, ihm, dem Ungläubigen, die convenanza zu spenden, damit er als einer der credentes sterben konnte? Aber der Kaiser musste gewusst haben, dass es mit ihm zu Ende ging und dass niemals ein perfectus rechtzeitig vor Ort sein würde, um ihn in den Stand der Gläubigen zu erheben. Nein, der Kaiser hatte etwas anderes in der Hinterhand gehabt, etwas, das den Sieg über das verbrecherische Papsttum endgültig besiegelt hätte, etwas, das ihm so wertvoll gewesen war, dass er es über seinen Tod hinaus bewahrt wissen wollte. Warum sonst hätte er Hertwig von Staleberc zu einem Katharer gesandt, zu Olivier de Terme, der ebenso mächtig war wie Rogers’ Vater und der geschworen hatte, den Kampf gegen die Romchristen im Heiligen Land fortzusetzen? Hätte er, Rogers, sich zu Olivier durchschlagen sollen, anstatt hierherzugehen? Aber was hätte er Olivier sagen sollen: Kaiser Federico hatte eine Botschaft für Euch, aber leider kenne ich sie auch nicht, ich weiß nur, dass es sie gab? Nein, Hertwigs letztem Wink zu folgen und hierherzukommen war richtig gewesen. Sie waren nur … zu langsam gewesen! Kannte, wer immer die Burg angegriffen und die vier Menschen hier drin ermordet hatte, nun das Geheimnis? Wozu würde er es verwenden? Es gab Hunderte von Fragen, aber nur eine Gewissheit: Rogers de Bezers hatte versagt. Sein Weg war hier zu Ende.
    »Ich frage mich, ob es Zufall war, dass die beiden Schwestern hier aufgetaucht sind«, sagte Walter.
    Rogers blickte auf.
    »Ich meine, wenn die Leute hier Ketzer waren … entschuldige, Rogers, ich wollte sagen: Albigenser …, was können dann zwei Klosterschwestern von ihnen gewollt haben? Sie bekehren? Was hindert uns daran anzunehmen, dass sie im Auftrag desjenigen unterwegs waren, der diese Burg zu einem Geisterhaus gemacht hat? Sie haben in der ganzen Burg herumgeschnüffelt. Vielleicht haben wir was übersehen, was sie gefunden haben. Aufgebrochen sind sie ja immerhin recht eilig.«
    »Du meinst, wir sollten ihnen folgen?«
    Walter zuckte mit den Schultern. »Kann’s schaden?«
    »Sie wollten nach Papinberc. Sie haben sich einem jüdischen Handelstreck angeschlossen.«
    »Dann können wir sie ja leicht einholen.«
    Rogers dachte an die beiden jungen Frauen, die mit der belesenen Miene und diejenige, von der Godefroy gesagt hatte, er hätte sich gern im Heu mit ihr gewälzt. Ihr Gesicht stand ihm deutlicher vor Augen als die Gesichter seiner Mutter oder seiner Schwester. Sollte sie eine Erfüllungsgehilfin des Menschen sein, der das Geschlecht der Stalebercs vernichtet hatte? Welche Verbindung hatte sie zu diesem Ort, zu Hertwigs Familie, zum Geheimnis Kaiser Federicos?
    »Wir begraben sie, und morgen früh brechen wir auf«, sagte Rogers und reichte Walter die Fackel.
    Er horchte in sich hinein. Die Resignation, die sich seiner hatte bemächtigen wollen, war verschwunden und hatte neuerlicher Spannung Platz gemacht. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr wollte ihm scheinen, dass ihm Schwester Elsbeths Gesicht bekannt vorkam. Konnte er sie irgendwo schon einmal gesehen haben? Aber zu welcher Gelegenheit? Er schob den Gedanken beiseite. Er hatte sich lediglich zu intensiv mit ihr und ihrer Verwicklung in dieses blutige Rätsel beschäftigt, in dem sie alle gefangen waren.
    Walter stapfte bereits wortlos hinaus auf der Suche nach einem Fleck, wo man ein Grab schaufeln konnte. Sie würden ihre Johanniterschwerter dafür verwenden müssen. Die perfecti der Albigenser hatten immer die These vertreten, dass das Metall der Klingen besser für Werkzeuge und Pflugscharen verwendet werden sollte. Vielleicht gab es doch noch eine Möglichkeit für Rogers de Bezers, irgendwann einmal einer von ihnen zu werden.
    8.
WIZINSTEN
     

     
    Manchmal, wenn sie

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