Die Pforten der Ewigkeit
Godefroy«, sagte eine Stimme hinter ihnen. »Deinen Pfiff kann sich kein Schwanz merken.«
Walter kam zu Fuß aus dem Wald, sein Pferd hinter sich herziehend. Er stolperte über eine Wurzel und unterdrückte einen Fluch.
Der Engländer trug wie Rogers die Ausrüstung eines Johanniterritters außerhalb des Schlachtfelds: eine schlichte dunkelgraue Tunika, darüber den schwarzen Mantel mit dem weißen Spitzenkreuz und eine Gugel mit einem weiten Schulterstück. Godefroy, der ihnen die Ausrüstung, die Schwerter und die Pferde im Johanniterhospital in Messina besorgt und sich nie darüber ausgelassen hatte, wie unverschämt er dafür hatte lügen müssen, hatte sich mit dem schlichteren, dunkelbraunen Gewand eines Sergeantenbruders begnügt und war damit der Einzige unter ihnen, der nicht hochstapelte. Rogers hatte sich anfangs seltsam in der Kleidung gefühlt, aber seit langem verschwendete er schon keinen Gedanken mehr daran; nur manchmal fühlte er sich danach, unter der Tunika nach seinem Leibhemd zu tasten, wo er die Überreste seines rot-weißen Waffenrocks mit dem Hermelinmuster aufgenäht hatte. Wolle und Leinen waren von bester, robuster Qualität, das Gleiche galt für die Schwerter, und auch die Pferde waren nicht zu verachten. Sie hatten sie auf dem langen Weg durch Italien und über die Berge bis hierher getragen, ohne große Schwierigkeiten zu machen.
Rogers sprang aus dem Sattel. »Was tust du denn im Wald?«, fragte er.
»Und wo hast du deine Fackel?«, fragte Godefroy, als Walter über die nächste Wurzel stolperte.
Der Engländer blieb vor ihnen stehen. Seine Augen schimmerten im letzten Licht des sterbenden Tages. Rogers’ Herzschlag, der sich beruhigt hatte, als er Walters Stimme gehört hatte, beschleunigte sich erneut angesichts der Miene seines Freundes.
»Ich habe den Wald durchkämmt, während ihr weg wart«, sagte Walter. »Ich habe was gefunden. Folgt mir.«
Er wandte sich um, ohne auf Antwort zu warten, und zog sein Pferd wieder hinter sich her. Sein Verhalten war so unüblich, verglichen mit seiner sonstigen leichtherzigen Art, dass Rogers einen trockenen Mund bekam. Er zog das Schwert aus der Scheide.
»Du kannst es steckenlassen«, erklärte Walter, ohne sich umzudrehen. »Von denen tut dir keiner mehr was.«
»Was, zum Henker, hast du denn gefunden, Walter?«, rief Godefroy. Rogers hörte ihn in eine Senke im Boden treten und gleich darauf auf einen Ast. Das Holz knackte. »Und wo hast du deine verdammte Fackel gelassen?«
»Dort«, sagte Walter. »Mir war so, als könnten die armen Seelen ein wenig Licht brauchen.«
Es gab einen Pfad durch den Wald, den sie in den beiden Tagen ihres Hierseins nicht gefunden hatten, obwohl er unweit des Lagers verlief, das sie im Dickicht aufgeschlagen hatten anstatt in der verlassenen Burg (in weiser Voraussicht, wie die unverhoffte Ankunft der beiden Klosterschwestern bewiesen hatte). Er war so zugewachsen, dass man ihn nur entdeckte, wenn man darauftrat. Rogers stapfte Walter hinterher, einen Arm vors Gesicht gehalten, um sich vor den Ästen zu schützen, die ihm in die Augen peitschten. Hinter sich hörte er Godefroy brummeln. Nach vielleicht zweihundert Schritten begann das schwache Licht einer Fackel durch die Bäume zu schimmern, und das Vorwärtskommen wurde leichter. Schließlich traten sie auf eine Lichtung hinaus, die der Wald erst begonnen hatte zurückzuerobern. In ihrer Mitte hockte ein niedriges Gebäude mit einer Art Türmchen auf seinem steilen Dach. Es besaß keine Tür. Die Fackel steckte beim Eingang im weichen Waldboden und blakte unruhig. Ein merkwürdig bekannter, kompostartiger Geruch lag über der Lichtung, und ein seltsames Geräusch sägte an den Nerven.
»Eine Kapelle«, sagte Godefroy. »In äußerst schlechtem Zustand.«
»Eine halb verfallene Kapelle mitten im Wald, deren Zugang fast völlig verwachsen ist«, sagte Walter, »so, als ob seit Jahren niemand mehr regelmäßig zum Beten hierhergekommen wäre. In der Burg hingegen haben wir keinen einzigen Platz gefunden, an dem ein Altar hätte aufgestellt gewesen sein können. Was sagt uns das?«
Rogers nickte, er hatte es bereits vermutet. »Wir betrachten die ganze Welt als Tempel«, sagte er. »Kirchen und Kapellen sind unnötig. Die Leute auf der Burg waren meine Glaubensbrüder.«
»Kommt mit«, sagte Walter.
Er führte sie zum Eingang der Kapelle. Als sie betrachteten, was die Fackel den Schatten entriss, wussten sie, was den Geruch verursacht hatte. Er
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