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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ballte die Fäuste und tat einen Schritt auf Meffridus zu. »Das wird dir noch leidtun, Meffridus, in mein Haus einzudringen und mir zu drohen. Du hättest nicht allein kommen sollen …«
    Von draußen, wo sie sich bisher verborgen gehalten hatten, kamen zwei massige Gestalten durch die Schlafkammertür. Sie traten Rudeger, ohne zu zögern, die Beine unter dem Leib weg. Er fiel zu Boden; sie packten ihn und schleiften ihn hinaus, die Treppe hinab und ins Erdgeschoss, wo Rudegers Geschrei schnell unter den Geräuschen von Tritten und Schlägen verstummte.
    Constantia stierte Meffridus an. Dieser gab den Blick nachdenklich zurück.
    »Rudeger kann nie mehr zurückkommen«, sagte er.
    Ich weiß , dachte Constantia.
    »Er wird auf einer plötzlich angetretenen Reise nach Nuorenberc von Gesetzlosen überfallen werden. Ich arrangiere das Nötige.«
    So wie du alles bei Petrissa Zimmermanns Töchterchen arrangiert hast.
    »Nach einer entsprechenden Trauerzeit wird sich ein Freund des Hauses um die einsame Witwe kümmern.« Er lächelte erneut.
    »Und was geschieht in Wirklichkeit?«, fragte Constantia.
    »Baustellen sind gefährlich. Wenn ich das Gefühl habe, dass mein unseliger ›Vetter‹ das Geld hereingearbeitet hat, das ich für ihn bekomme, wird ihn ein Unfall ereilen. Nicht früher – es gibt Geschäfte, bei denen lohnt es sich, nicht zu betrügen.«
    Constantia verstand es als Andeutung. So eiskalt in ihrem Herzen wie nie zuvor legte sie sich aufs Bett, spreizte die Beine und ließ ihre Stimme heiser klingen, als sie sagte: »Wie kann ich dich glücklich machen?«
    Meffridus betrachtete ihren Körper ein wenig zu lange, bevor er den Blick zu ihrem Gesicht hob. Er winkte ab. »Zieh dich an, Constantia. Alles zu seiner Zeit.«
    Als er und seine Männer und das stöhnende Bündel, das sie zwischen sich schleppten, verschwunden waren, stand Constantia mit langsamen, gemessenen Bewegungen auf, zog sich das Hemd über den Körper, hüllte sich in die Decke und schritt in den Hinterhof des still gewordenen Hauses hinaus auf den Abtritt. Sie öffnete den Deckel und starrte in die wimmelnde, gärende Dunkelheit, ließ den Gestank sich wie ein feuchtes Tuch um ihr Gesicht legen. Dann kotzte sie alles aus, was sie im Magen hatte. Als sie sich wieder ins Bett legte, wusste sie, was sie tun würde.
    Vor fünf Jahren hatte sie das Leben von drei Menschen vernichtet. Es war aus Vergeltung dafür geschehen, was einer von ihnen ihr angetan hatte.
    Vor fünf Minuten hatte sie das Leben ihres Ehemannes vernichtet. Es war aus Selbstschutz geschehen.
    Und nun würde sie alles daransetzen, Meffridus Chastelose zu vernichten. Nicht aus Rache, nicht aus Selbstschutz, sondern weil es die einzige Möglichkeit war, das zu vernichten, was aus ihr selbst geworden war.
    Sie weinte in dieser Nacht keine einzige Träne.
    9.
BRUGG
     

     
    Graf Rudolf von Habisburch stand geduckt im Obergeschoss des Schwarzen Turms am Nordende des Ortes Brugg und spähte durch die schmalen Lichtschächte hinaus ins Sonnenlicht. Er hörte die Geräusche der kleinen Brückensiedlung zu ihm heraufdringen, vor allem das Hämmern des Schmieds der kleinen Garnison, und sog den Duft nach sommerheißem Stein, Staub, Holz und Wasser der Aare ein, die ein paar Mannslängen unter ihm durch die Engstelle schäumte. Sein Urgroßvater hatte sich des Orts angenommen, der ursprünglich nur eine Brücke mit den dazugehörigen Gebäuden für die Brückenwache und dem einen oder anderen unternehmungslustigen Handwerker gewesen war. Die Stammburg des Habisburcher Geschlechts lag wenig mehr als zwei römische Meilen flussaufwärts, und Graf Albrecht III. hatte den Weitblick besessen, mit dem Ausbau der Ansiedlung eine geräumigere und strategisch günstigere Residenz für sein Geschlecht zu sichern. Brugg war seither stetig gewachsen, sah immer mehr wie eine kleine Stadt aus, nannte mit dem Schwarzen Turm und der von ihm bewachten Brücke einen massiven Festungsbau sein Eigen, prägte seit knapp zwanzig Jahren die Münze für das Habisburchische Kernland und war von Menschen bewohnt, die dem Haus Habisburch dankbar und seinem jeweiligen Oberhaupt blind ergeben waren. Rudolf gestand sich nur ungern ein, dass es ihm guttat, ab und zu hier zu weilen. Überall anders hatte er sich entweder Feinde oder Abhängige geschaffen, die ihn gleichermaßen verabscheuten. Lediglich hier konnte er sich sicher sein, dass das Lächeln, mit dem man ihm begegnete, echt war.
    Er stützte sich mit

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