Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
und die Stadt herablächeln und uns alle segnen.«
    »Schwester«, sagte Lubert Gramlip, »Ihr redet, als ob …« Er verstummte und räusperte sich.
    »… ich neben einem Geldwechslertisch gezeugt worden wäre, ich weiß«, erwiderte Schwester Elsbeth. Everwin war verblüfft zu sehen, dass sich ein Grinsen auf Luberts grämliche Miene stahl.
    »Ja … äh …«, machte Everwin.
    »Reden wir vom Geld«, unterbrach Lubert. »Wo wollt Ihr das hernehmen, Schwester? Ein Klosterbau verursacht vor allem eines: Kosten.«
    »Ich habe einen Kredit aufgenommen«, sagte die Schwester einfach. »Es ist alles geklärt.«
    Zum dritten Mal erhob sich Gemurmel unter den Anwesenden. Lubert Gramlip lehnte sich zurück und musterte die junge Klosterschwester. »Wisst Ihr«, sagte er langsam, »ich habe noch nie gehört, dass für einen Klosterbau ein Kredit aufgenommen wurde. In der Regel …«
    »… kommt das Geld aus Stiftungen und Spenden und aus dem Privatsäckel all derer, die der Bauherr freundlich dazu erpressen konnte, es ihm zu geben.«
    »Ihr redet sehr offen, Schwester.«
    »Ich rede schlicht, Ratsherr. Die Wahrheit braucht nichts anderes als schlichte Rede.«
    »Mein Name ist Lubert Gramlip.«
    Die Schwester deutete eine Verbeugung an. Lubert nickte würdevoll. Everwin konnte kaum glauben, was er sah. Der alte Griesgram strahlte förmlich wie ein Handwerkergeselle, dem die Tochter des Meisters beim Essen zugeblinzelt hat.
    »Alles, was ich von Euch erbitte, ist ein Stück Land«, sagte Schwester Elsbeth. Sie hob die Hand, als ein paar Männer Luft holten. »Die Anbauflächen rund um die Stadt werden dabei nicht beeinträchtigt. Es gibt eine sumpfige Wiese, auf der ein paar Bäume wachsen und die mit Buschwerk bestanden ist. Sie liegt zwischen dem Bachlauf …«
    »… der Swartza«, murmelte Everwin.
    »… und dem Hügel im Westen der Stadt.«
    »Das ist der Galgenberg«, sagte Wolfram Holzschuher. »Wizinsten hatte nämlich mal ein eigenes Gericht«, fügte er an, als müsse er etwas zur Ehrenrettung seiner Heimat beitragen.
    »Warum wollt Ihr nicht weiter in dem alten Kloster bleiben?«, fragte Everwin.
    Elsbeth zuckte mit den Schultern. »Es ist so baufällig, dass man es abreißen müsste. Die Obstgärten sind so vernachlässigt, dass es fraglich ist, ob man die Bäume wieder dazu bringen kann, vernünftiges Obst zu tragen. Und die Fläche ist zu klein für das, was wir vorhaben.«
    »Was habt Ihr denn vor?«
    »Meister Wilbrand, könntest du den Herren die Pläne zeigen?«
    »Welche?«, fragte der junge Mann. »Die, die wir uns am Anfang vorgestellt haben, oder die Version danach?«
    Everwin glaubte, eine leise Missstimmung wahrzunehmen, doch noch während er darüber nachdachte, lachte die Schwester und sagte: »Meister Wilbrand ist ärgerlich auf mich, weil ich ihm gesagt habe, dass wir klein anfangen müssen. Er möchte sofort mit einer Abtei beginnen, und ich möchte meine Schwestern und mich zunächst unter ein trockenes Dach bringen.«
    Ihre Ehrlichkeit war so entwaffnend, dass Everwin sie beneidete. Ehrlichkeit und Offenheit gab es in Wizinsten schon lange nicht mehr. Er ertappte sich dabei, wie er sich unwillkürlich straffte und darüber nachdachte, dass man etwas dagegen tun müsse und dass man doch selbst nur ein wenig Rückgrat zeigen müsse, dann würde man schon Nachahmer finden. Er sank wieder in sich zusammen, als ihm klar wurde, gegen wen man sich dabei stellen musste und dass »man« in diesem Zusammenhang er selbst war, Everwin Boneß – und dass er dabei verflucht allein sein würde. Er räusperte sich.
    Die anderen beugten sich über den Plan, den der Baumeister mit verdrießlichem Gesicht auf dem Boden des Ratssaales entrollt hatte. Die Zeichnung sah nicht sonderlich beeindruckend aus. Die Enttäuschung der Ratsherren war zu spüren.
    »Zwei Hütten ?«, fragte Lubert Gramlip. »Und dafür soll der Kaiser nach Wizinsten kommen?«
    Zum ersten Mal zeigte die Klosterschwester ein wenig Unsicherheit. »Es ist nur der Anfang«, sagte sie. »Eine Kapelle und die Klausur für meine Schwestern und mich. Damit kommen wir über den Winter.«
    »Und was ist nach dem Winter?«, fragte Lubert.
    Nicht einmal Everwin, der sich nun auch über den Plan gebeugt hatte, hatte bemerkt, dass sich die Falltür wieder leise gehoben hatte. Er fuhr zusammen, als eine altbekannte Stimme sagte: »Das sind alles Philister, Schwester. Ihr müsst ihnen den anderen Plan zeigen, wenn Ihr sie bekehren wollt.«
    »Ah,

Weitere Kostenlose Bücher