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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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»Ich kann mich nicht selbst auf die Suche machen, solange der König glaubt, mich an seiner Seite haben zu müssen. Denkt Ihr, dass Ihr ihn finden könnt?«
    »Ich habe noch keinen, den ich gesucht habe, nicht gefunden.«
    »Wird Rogers Euch erkennen?«
    »Wenn er mich erkennt, wird es zu spät sein.«
    »Wie habt Ihr Euch eigentlich ihm gegenüber genannt?«
    »Al-Mala’ika.«
    Rudolf lächelte. »Gute Jagd, al-Mala’ika.«

INCEPTUM
    HERBST 1251
     
    »Ob er auf dem Grund des Sees liegt oder in einem Grab, wo ist der Unterschied?«
    Rogers de Bezers

1.
WIZINSTEN
     

     
    Der Stadtrat von Wizinsten bestand aus acht Männern und einem unglücklichen Vorsitzenden: Everwin Boneß. Es ging die Sage, dass er nur deshalb immer wieder zum Bürgermeister gewählt wurde, weil er dadurch auf dem Einzelplatz an der Stirnwand des kleinen Ratssaals saß und mit seinen Blähungen für sich war. Er war es gewöhnt, dass ihn ständige Seitenblicke trafen, besonders wenn irgendwo ein Schuh oder die Holzvertäfelung des Raums knarzte. Seit einiger Zeit sah er sich jedoch davon verschont. Die Seitenblicke trafen jetzt Johannes Wilt, von dem niemand so recht wusste, ob man ihn bedauern oder beglückwünschen sollte. Der Mann hatte auf einen Schlag einen Schwiegersohn verloren, ein Geschäft hinzubekommen und einen Schutzherrn gewonnen … wenngleich Letzteres so ähnlich sein musste, als habe sich ein Löwe bei einem im Haus niedergelassen, der zwar jeden zu Tode biss, der unrechtmäßig eindrang, von dem man aber nie wusste, wann er anfangen würde, die Bewohner des Hauses zu verspeisen. In Johannes’ feistem Gesicht hatten sich jedenfalls Querfalten eingegraben, die vor einem Vierteljahr noch nicht da gewesen waren.
    »Wie lange wollen wir sie noch warten lassen?«
    »Hm?« Everwin blickte auf.
    »Wie lange wollen wir sie noch warten lassen!?«
    Everwin blickte sich unschlüssig um. Alle lauerten darauf, dass er eine Entscheidung traf. Es war nicht so einfach, wenn die Möglichkeit bestand, dass einem aus einer falschen Entscheidung jede Menge Nachteile erwuchsen. Natürlich hätte keiner jemals zugegeben, dass man ohne Meffridus Chastelose nicht anzufangen wagte. Das war das Gute an einem Bürgermeister: Irgendwann musste er eine Anordnung treffen, und wenn es unangenehm wurde, konnte man hinterher immer sagen, man sei ja gleich dagegen gewesen, aber es hätte wie üblich ohnehin niemand auf einen gehört, deshalb habe man letztlich geschwiegen.
    »Äh …«, sagte Everwin. »Wie lange warten sie denn schon?«
    »Eine Stunde.«
    »Hm …« Everwin blickte in die betont ausdruckslosen Gesichter seiner Ratskollegen. »Was meinst du, Wolfram?«
    »Du bist der Bürgermeister«, erwiderte Wolfram Holzschuher, der Schuster.
    Everwins Schultern sanken herab. Er hatte den Trick, die Verantwortung abzuwälzen, für elegant gehalten. Es war ärgerlich, dass Wolfram Holzschuher nicht darauf hereingefallen war.
    »Wer spricht eigentlich für sie?«
    »Was?«
    »Wer für sie spricht«, brummte Lubert Gramlip ungeduldig. Er war einer der wenigen reinen Händler Wizinstens, der nur ein- und verkaufte, doch nichts selbst herstellte. Er fühlte, dass ihn dies zu etwas Besserem machte. »Die Zisterzienser haben ein Schweigegebot, genau wie die Benediktiner …«
    »Davon hat man bei den Brüdern, die vorher das alte Kloster bewohnt haben, aber nichts bemerkt«, stieß Wolfram Holzschuher hervor.
    Die Männer gaben keine Antwort. Es galt als schlechter Stil, die Benediktiner zu erwähnen.
    »Also«, sagte Lubert Gramlip nach einer Weile, »wer spricht für sie? Soweit ich weiß, gelten das Schweigegebot und die Klausur für die Zisterzienser innen in noch stärkerem Maß als für die Mönche. Im Grunde dürfen nur die Äbtissin und die Cellerarin das Kloster verlassen und mit der Außenwelt Kontakt haben, und wenn es um weltliche Geschäfte geht, müssten sie eigentlich einen Propst benennen, der sie vertritt.«
    »Na ja, die haben vielleicht noch keinen Propst.«
    »Die haben ganz sicher keinen Propst! Wir wissen ja nicht mal, zu welchem Mutterkloster sie gehören!«
    »Ist doch egal, Lubert, oder?«
    »Ist es nicht!«, betonte Lubert Gramlip. »Ihr wisst alle, dass speziell die Zisterzienser mit Misstrauen beobachtet werden, seit der Heilige Stuhl sie von der Inquisition entbunden hat. Warum hat man das wohl getan, habt ihr schon mal darüber nachgedacht? Eine ganze Menge Zisterzienser hat sich bei den Ketzern in Frankreich rumgetrieben,

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