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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Engländer ein, der ihm mit schiefgelegtem Kopf zuhörte.
    »Walter rettet Marquard«, erklärte Rogers.
    »Wovor?«
    »Keine Ahnung. Der Alte war schon im Wasser, als wir ankamen.«
    Walter ließ seinen Halt los und paddelte zu der Stelle, an der Marquard sich festgehalten hatte. Marquard schüttelte den Kopf und fuchtelte mit einer Hand. Walter trat Wasser und starrte etwas an, das nur er sehen konnte. Dann war er plötzlich weg.
    »Idiooot!«, hörte Rogers Marquards Ruf über das Wasser schallen. Der Alte krähte vor Wut wie ein Hahn.
    Elsbeth hatte unwillkürlich Rogers’ Arm gepackt. »Was macht er?«, rief sie erschrocken. »Was macht er?«
    Rogers legte die Hände an den Mund. Er war mehr über Walters plötzliches Untertauchen besorgt, als er sich anmerken ließ. »Was ist passiert?«, schrie er auf den See hinaus.
    Marquard fuchtelte und platschte im Wasser, verschluckte sich und begann zu husten. Elsbeth spähte zu der Stelle, an der Walter eben noch gewesen war. Der Kopf des Engländers tauchte nicht wieder auf. Rogers fühlte, wie es ihm durch und durch kalt wurde.
    »O Mist«, stöhnte er. »O Mist!«
    Er zerrte an seinem Gürtel. Seine Arme, noch immer kraftlos vom Baumeln am Seil, waren durch den Schreck noch steifer. Der Gürtel verhakte sich in den Ringen. Er zerrte daran. Elsbeth hielt seine fliegenden Hände fest. »Was hast du vor?«
    »Ich hole ihn raus«, sagte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und fragte sich, wie er es anstellen sollte, dass er nicht gleich nach dem Hineinspringen versank. Er würde ja nicht einmal die Tunika über den Kopf ziehen können.
    »Das schaffst du nie.«
    Er hielt inne und sah ihr in die Augen. »Ich habe schon einen Freund hier verloren«, sagte er.
    Sie ließ seine Hände nicht los. Er versuchte sich loszureißen.
    »Du kannst in deinem Zustand keine zehn Mannslängen weit schwimmen!«
    Walter war immer noch nicht aufgetaucht. Rogers zog seine Hände mit Gewalt aus Elsbeths Griff, ließ den Gürtel los und trat einen Schritt ins Wasser hinein. Er stolperte – es ging steil nach unten. Als er das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, stand er bereits bis zur Hüfte im Wasser.
    Zu seiner ungeheuren Erleichterung sah er, wie Walter wieder zum Vorschein kam. Der Engländer schnappte wild nach Luft und hustete und spuckte. Doch bevor er etwas rufen konnte, tauchte Walter erneut unter.
    »Er sucht etwas!«, rief Elsbeth.
    Rogers wurde weh ums Herz. »Nein«, sagte er leise. »Er hat etwas gefunden. Godefroy.«
    Mit hängenden Schultern wandte er sich um und stieg ungeschickt aus dem Wasser zurück aufs Land. Elsbeth sah ihn mitfühlend an.
    »Mir wäre es lieber, er würde ihn dort unten lassen«, murmelte Rogers. »Ich würde ihn gern lebend in Erinnerung behalten.«
    »So kannst du wenigstens Abschied nehmen«, meinte Elsbeth.
    »Abschied nehmen? Von einem toten Körper? Seine Seele ist längst befreit und im Licht – wovon soll ich Abschied nehmen?«
    Sie blinzelte überrascht, und er erkannte, dass er sich verraten hatte. Seine Augen weiteten sich, bevor er das Gesicht abwenden konnte, und verrieten ihn ein zweites Mal.
    »Ich …«, begann er.
    Ihre Augen waren so weit wie die seinen. Fassungslos erkannte er, dass nicht die übliche Ablehnung darin zu lesen war, sondern … Neugier? Und ein wenig Bestätigung, als hätte sie bereits geahnt, dass etwas nicht so war, wie er und Walter und Godefroy gesagt hatten?
    »Du …«, sagte sie und brach ab.
    Hinter ihnen, im See, brach Walter Longsword erneut durch die Wasseroberfläche und holte krampfhaft Luft. Es war beinahe ebenso anstrengend, den Blick voneinander zu lösen. Rogers wandte sich um wie in Trance.
    »Ich habe Godefroy gefunden!«, brüllte Walter mit sich überschlagender Stimme und begann, aufs Ufer zuzuschwimmen.
    »Ja«, schrie Rogers zurück.
    »Ich brauche ein Seil und eine lange Stange oder so etwas Ähnliches!«
    Rogers seufzte und brüllte zurück: »Lass es! Ob er auf dem Grund des Sees liegt oder in einem Grab, wo ist der Unterschied?«
    »Was redest du da für einen Unsinn? Godefroy lebt! Er ist eingeklemmt, das ist alles. Holst du mir jetzt das Seil oder wie?«
    13.
STALEBERC
     

     
    Gabriel, der Pfarrer von Brugg, der sich an anderen Orten und zu anderen Gelegenheiten al-Mala’ika nannte, richtete sich auf dem Felsbrocken auf, auf dem er gelegen hatte. Der Reiter, der in die verlassene Burg eingedrungen war, zügelte sein Pferd.
    »Wenn ich gewollt hätte, wärst du jetzt tot«,

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