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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Elsbeth. »Du hast den Felsrutsch doch nicht ausgelöst.«
    »Das will ich doch mal hoffen«, sagte Godefroy.
    Marquard antwortete nicht. Schließlich sagte er leise: »Nee.«
    Nach einer Weile inbrünstigen Gebets um Rettung vor bösen Geistern hatte Marquard sich gesagt, dass Godefroys verlorene Seele, wenn sie ihn schon holen wollte, wahrscheinlich etwas anderes gerufen hätte als: »He! Hört mich jemand? Merde! Wo seid ihr alle?«, gefolgt von einer Reihe gotteslästerlicher Flüche.
    Er war ins Wasser gekrochen und hatte sich bis zur Felswand vorgekämpft, wo Godefroys Stimme viel deutlicher zu hören gewesen war, wenn auch wie aus dem Inneren einer geschlossenen Kathedrale heraus. Daran, Rogers oder Walter zu holen, hatte Marquard nicht gedacht. In seiner Erregung und nachdem ihm endgültig klar geworden war, dass er den lebenden Godefroy hörte und nicht seinen Geist, hatte er versucht, das Rätsel zu lösen, wie er Godefroy mitten aus einer Felswand heraus hören konnte, in der kein Loch, kein Zugang, kein gar nichts zu sehen war. Dann hatte er Rogers und Walter am Ufer erblickt und auf sich aufmerksam gemacht, und auf einmal war der Engländer neben ihm gewesen, und es hatte Marquard einige Heftigkeit abverlangt, um sich gegen Walters Rettungsversuche zu wehren und ihm stattdessen klarzumachen, dass Godefroy gerettet werden musste.
    »Der Hügel ist nicht massiv«, erklärte Godefroy. »Es gibt eine Höhle; ich weiß nicht, wie weit sie hineinreicht, aber ich habe das Gefühl, dass es eine ganze Strecke ist. Der Zugang ist auf dem gleichen Niveau wie das Sims, das früher zur Bauhütte der Steinbrecher führte, also unter Wasser. Gleich danach steigt der Boden der Höhle aber steil an, bis er sich über den Wasserspiegel des Sees und den Pegelstand im Inneren der Höhle erhebt.«
    »Und dort warst du in Sicherheit?«, fragte Rogers.
    »Wie ein Vogel im Nest«, grinste Godefroy. »Ich tauchte hinein, als du noch am Seil gehangen bist, um nachzusehen, ob es wirklich eine Höhle ist. Alles, was ich dann noch zu tun hatte, war, höher hinaufzukriechen, als draußen die Steine runterkamen, um dem plötzlich steigenden Pegelstand in der Höhle zu entkommen.«
    »Das war alles?«, rief Elsbeth.
    »Na ja, es sind ein paar Steinchen runtergekommen. Und der Pegel stieg schneller, als ich klettern konnte. Zum Glück fiel er auch wieder schneller, als ich ersaufen konnte.«
    »Warum bist du nicht weitergeklettert?«
    Godefroy seufzte. Für Elsbeth war offensichtlich gewesen, dass der kleine Mann sein Abenteuer heruntergespielt hatte. »Weil eins der Steinchen mich eingeklemmt hatte. Deshalb musste Walter ja auch die Stange und das Seil holen, als er mich gefunden hatte.« Er sagte etwas zu Walter, und dieser rollte mit den Augen und erwiderte etwas, von dem Elsbeth annahm, dass es mit der allgemeinen Unfähigkeit der Franzosen zusammenhing, sich ohne riesigen Aufwand retten zu lassen.
    »Gott hat dich in seiner Hand gehalten, Godefroy«, sagte sie.
    »Und der heilige Johannes von Alexandria!« Godefroy zuckte mit den Schultern. »Schön, wenn auf jemanden Verlass ist, nicht wahr?«
    »Den heiligen Johannes Eleemosynarius habe ich auch noch niemanden als Schutzpatron anrufen hören«, sagte Elsbeth. »Außer einem Johanniterritter, natürlich.«
    Godefroy lächelte sie an. »Es ist besser, sich an die unterbeschäftigten Heiligen zu wenden«, erklärte er, ohne mit der Wimper zu zucken. »Die anderen könnten gerade verhindert sein, wenn man sie braucht.«
    »Die Ereignisse geben dir recht«, erwiderte sie. Godefroy zuckte erneut mit den Schultern. Wenn sie nicht mittlerweile sicher gewesen wäre, dass er log, hätte sie ihm jedes Wort geglaubt. Rogers mochte der Anführer der drei sein, aber Godefroy war ohne Zweifel der Gewiefteste von ihnen.
    »Ich bin schuld«, platzte Marquard heraus. »Schaut mal … die Sache is’ die: Ich weiß, warum damals der Steinbruch nich’ weiter ausgebeutet wurde.«
    Sie sahen ihn erwartungsvoll an. Marquard schien in den letzten beiden Tagen noch mehr gealtert zu sein, was jedem, der sein verwittertes Aussehen gekannt hatte, unmöglich erschienen wäre. Er war tatsächlich die Personifikation des schlechten Gewissens, dachte Elsbeth.
    »Es is’ wegen der Quelle«, murmelte Marquard.
    »Der See«, sagte Rogers. »Das Wasser ist nicht auf dem Boden des Steinbruchs ausgetreten.«
    »Genau. Die Quelle is’ ungefähr auf halber Höhe des Seepegels. Ich kann mich noch an die Panik

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