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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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davon!«, zischte Constantia. Sie versuchte mühsam, wieder einen kühlen Kopf zu bekommen.
    »Ich wollte dich nicht beleidigen. Ich dachte nur …« Elsbeth machte ein schockierte Miene.
    »Es geht nicht um mich«, sagte Constantia, heftig improvisierend. »Ich will nicht … ich will nicht, dass du meinetwegen Schwierigkeiten bekommst. Du und deine Schwestern habt es schwer genug hier, und speziell deine Situation sollte dich davon fernhalten, ausgerechnet mir öffentlich Vergebung angedeihen zu lassen.«
    Elsbeth ließ die Schultern hängen. Sie hatten es nie angesprochen, aber natürlich ahnte Elsbeth, dass Constantia um ihre Liebe zu Rogers wusste. Ein Teil der Zuneigung, die die Klosterschwester zu ihr empfand, lag sicherlich darin, dass Constantia sie nicht verraten hatte. Die gutmütige Närrin hielt es wahrscheinlich für einen Freundschaftsbeweis. Constantia hätte nur zu gerne laut in der Stadt herumgebrüllt, dass Elsbeth ihre Beine für einen Hilfsarbeiter breit machte. Mit Sicherheit hätte es ihr und damit den Klosterplänen und damit Meffridus geschadet. Doch wer hätte ihr geglaubt, ihr, Meffridus’ offizieller Hure? Nur deshalb war Elsbeths Geheimnis bei ihr sicher.
    »Wird er auch dabei sein?«, fragte Constantia. Den halben Tag hatte sie nachgedacht, wie sie das Thema ansprechen konnte, und nun hatte sich unerwartet eine Tür geöffnet. Dass Elsbeth selbst der Türöffner war, erfüllte Constantia mit hämischer Zufriedenheit.
    »Wie meinst du das?«
    Constantia deutete über die Schulter in Richtung auf den Steinbruch, in dem Rogers, Godefroy und Walter arbeiteten.
    Elsbeth zögerte. Schließlich schüttelte sie den Kopf.
    »Ich habe ihn noch nie in die Kirche gehen sehen«, sagte Constantia. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht. »Ich meine, da ich selbst auch nicht mehr hineindarf – Hochwürden Fridebracht war da sehr bestimmt …«
    »Ach, Constantia, wenn ich dir doch nur helfen dürfte …«
    »… fällt es mir natürlich doppelt auf, wenn sich noch jemand dem Gottesdienst entzieht. Deswegen dachte ich, dass er auch am Gründonnerstag nicht zugegen sein würde.«
    »Nein, wird er nicht.«
    »Ich fühle mit dir für eine unmögliche Liebe.«
    Elsbeth sah auf, und Constantia sah mit neu erwachendem Ärger, dass sie Tränen in den Augen hatte. »Unsere Herzen sind sich so nahe, und unsere Seelen sind so weit getrennt wegen unseres Glaubens.«
    Constantia setzte alles auf eine Karte. »Er ist ein Ketzer, nicht wahr? Ich meine … er kommt aus Frankreich, und da haben sie die Ketzer ein ganzes Menschenalter lang verfolgt. Ich habe mich gefragt, ob er wohl aus seiner Heimat fliehen musste und deshalb hier …«
    Elsbeth griff sich an die Kehle. »Wie kommst du nur darauf …?« Sie war eine so erbärmliche Lügnerin. Und ich bin so gut darin, dachte Constantia mit dem üblichen Selbsthass.
    »Elsbeth … ich habe dir zugehört, das ist alles. Hier ein Wort, da ein Wort … woher weiß ich wohl, dass«, sie flüsterte Elsbeth ins Ohr, »du und er das Lager teilen?«
    Elsbeths Augen waren zwei große angstvolle Löcher in ihrem bleich gewordenen Gesicht. Constantia lächelte, legte ihr die Hände auf die Schultern und zog sie zu sich heran. Sie küsste sie auf die Wange, obwohl es ihr fast ebenso schwerfiel, wie Meffridus’ Körper mit Küssen zu überziehen. »Was immer ich weiß, es ist bei mir sicher«, sagte sie leise. »Wir sind Freundinnen, oder nicht?« Sie sah Elsbeth krampfhaft blinzeln und fügte mit einem nicht zur Gänze gespielten, bitteren Lächeln hinzu: »Du suchst dir seltsame Leute aus, um ihnen dein Herz zu schenken – einen Ketzer und die Schlafmatte eines einflussreichen Mannes.«
    »Du bist nicht nur Meffridus’ Schlafmatte!«, empörte sich Elsbeth.
    »Ich beneide dich für deine Liebe und dafür, dass sie selbst den größten Unterschied überbrückt, der zwischen zwei gläubigen Menschen bestehen kann.«
    »Ach, Constantia … ich habe das Gefühl, er ist von seinem eigenen Glauben fast ebenso weit entfernt wie von meinem. Er und ich … und du … wir sind drei Menschen, die auf weiter See in drei kleinen Schiffen treiben, und wenn wir uns nicht aneinander festhalten, verlieren wir uns und gehen ganz allein auf dem Meer zugrunde.«
    Constantia fühlte den Stich im Herzen und war einen Augenblick lang sprachlos. Drei Schiffe?, kreischte etwas in ihr. Ich werde eure beiden Schiffe versenken, ihr ahnt es bloß noch nicht! Und die andere Stimme, die sie in

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