Die Pforten der Ewigkeit
verraten.
Im Abtritt stank es, aber sie achtete nicht darauf. Sie schlüpfte aus dem Kleid und wartete. Nach einer schier endlosen Zeit bewegte sich eine der schmutzigen Dielen, als ob draußen ein schwerer Tritt den Boden getroffen hätte, und wenn man genau hinhörte, konnte man meinen, das Schnaufen eines massigen Mannes zu vernehmen, der sich draußen bückte, um durch einen Spalt in der Wand des Abtritts zu spähen. Constantia schluckte und atmete tief ein. Ihre Hände begannen zu zittern, aber sie bezwang ihr Schamgefühl. Sie schnürte das Hemd auf und wand den Oberkörper heraus. Dann wandte sie sich der Wand zu, vor der draußen Dudo stand und spannte.
Ihre Brustwarzen waren schmerzhaft steif vor Nervosität. Sie schöpfte Wasser und spritzte es sich auf die Brüste. Es war so kalt, dass sich ihre Haut noch mehr zusammenzog. Dann richtete sie sich auf, sorgte dafür, dass Dudo sehen konnte, was er sehen wollte, und tat so, als wasche sie sich.
Was sie nach ein paar Augenblicken tat, war, ihre Brüste zu massieren. Als sie dachte, der richtige Zeitpunkt wäre gekommen, ließ sie einen Seufzer hören. Sie glaubte von draußen ein Echo des eigenen Seufzers zu vernehmen. Wenn sie sich nicht vor sich selbst geekelt hätte und vor dem, was sie tat, hätte sie gelächelt.
Sie nestelte an ihrem Hemd, bis es von ihrer Hüfte und auf den Boden rutschte. An ihren Schenkeln waren Dreckspritzer. Sie stellte einen Fuß auf das Abtrittbrett und präsentierte sich, so gut sie konnte, dem unsichtbaren Späher hinter der Bretterwand, während sie den Schmutz abwusch. Dann ließ sie ihre Hände nach oben wandern, begann das flaumige Dreieck zu waschen, und dann schienen ihre Finger eine bessere Beschäftigung zu finden. Sie ließ ein Ächzen hören und musste nur dafür sorgen, dass es lüstern klang. Mittlerweile grauste es ihr davor, ihr Geschlecht zu berühren, und manchmal, wenn Meffridus sie darum bat, es vor seinen Augen zu tun, fühlte sie ihre Hände klebriger und schmutziger, als wenn sie ihn sich über ihre Faust ergießen ließ.
Dudo draußen ächzte ebenfalls. Das lose Bodenbrett geriet in wuppende Bewegung, und die Wand des Abtritts wuppte mit. Dudo war wie gesagt ein schwerer Mann, der mehr als einen wackligen Abtritt zum Schwingen bringen konnte, wenn er sich rhythmisch bewegte, und nicht einmal die züchtigste Jungfrau hätte missverstehen können, was Meffridus’ Knecht draußen tat.
Constantia tat, als würde sie erst jetzt bemerken, dass ihr Hemd auf dem Boden lag. Sie hob es auf und hängte es an einen der hervorstehenden Holzsplitter in der Wand, so dass es Dudos Sicht verdeckte. Dann begann sie noch lauter zu seufzen und zu ächzen, während sie in ihr Kleid schlüpfte und dann leise die Tür öffnete. Sie schlich um das Abtritthäuschen herum.
Dudo stand gebückt vor der Seitenwand, ein Auge an den Sichtspalt gepresst, als gäbe es noch immer etwas zu sehen, verloren für die Welt. In seiner Vorstellung sah er Constantia vermutlich weiterhin, denn er hatte die Tunika hochgekrempelt und die Bruche beiseitegezogen, die die Blöße zwischen den Beinlingen der Hose bedeckte. Seine Faust bewegte sich in schnellem Takt vor und zurück. Constantia holte aus und trat ihn in den Hintern.
Dudo sprang mit einem Schreckensschrei auf und wirbelte herum. Constantia erhielt einen Blick auf das, was zu erblicken sie gut hätte verzichten können, besonders da der Schreck Dudos Lenden dazu angeregt hatte, sich zu entladen. Sie sprang einen Schritt zurück, um nicht getroffen zu werden. Dudo presste die Hände auf sein zuckendes Teil und knickte zusammen, als könne er das Offensichtliche verbergen. Sein Gesicht wurde rot, dann bleich.
»Sieh mal einer an«, sagte Constantia eisig. Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Das wird Meffridus aber gar nicht gefallen.«
Eine Stunde später eilte sie die Mühlgasse entlang. Im Haus saß ein vor Angst grüner Totschläger in der Stube und versuchte betrunken zu werden, um zu vergessen, was er getan hatte und wozu er sich gerade hatte erpressen lassen, damit jemand Bestimmter nicht erfuhr, was er getan hatte. Sie fragte sich, wie sie es anstellen sollte, Jutta Holzschuher vor die Tür zu locken. Dann sah sie die junge Frau traumverloren in dem kleinen Gemüsegarten neben dem Haus ihrer Eltern stehen und ihre Magd dabei beaufsichtigen, wie diese Samen in die Erde pflanzte. Jutta sah auf, erkannte sie und drehte sich um, damit sie Constantia nicht grüßen musste.
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