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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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an dem Franzosen war, dass Meffridus angefangen hatte, sich für ihn zu interessieren. Der Vertrauensbeweis, den Meffridus ihr erwiesen hatte, indem er ein paar seiner Gedanken mit ihr teilte, hatte mit Rogers zu tun gehabt. Seitdem wälzte Constantia den Inhalt des Gesprächs ständig in ihrem Kopf herum. Ihre Versuche, Meffridus zu schaden, indem sie den Klosterbau sabotierte, waren bis jetzt fehlgeschlagen; vielleicht war Rogers der neue Hebel, der ihr in die Hand gegeben war.
    Die Steinbrecher, die im letzten Herbst in den Unfall im Steinbruch verwickelt waren , hatte Meffridus gesagt. Hast du gewusst, dass zwei davon Franzosen sind?
    Ich weiß sogar, dass einer davon die Obernonne fickt , hatte Constantia geantwortet.
    Ich wusste nichts davon .
    Vom Ficken?, hatte Constantia lächelnd gefragt und ihre Hand zwischen Meffridus’ Schenkel geschoben. Mittlerweile konnte sie das Zucken, das ihre Hand anfangs unwillkürlich befallen hatte, wenn sie ihn berühren musste, vollkommen beherrschen.
    Nein , hatte Meffridus ruhig gesagt, davon, dass zwei von den dreien Franzosen sind.
    Constantia hatte ihre Hand weggezogen. Ich ahnte nicht … ich wusste nicht, dass du …
    Ich mache dir keinen Vorwurf.
    Sie hatte gleichzeitig Erleichterung und Beklommenheit gefühlt und sich gehasst dafür. Wenn Meffridus sagte, dass er einem keinen Vorwurf machte, hieß das noch lange nicht, dass er es nicht doch tat.
    Es kann kein Zufall sein, dass einer davon ausgerechnet Rogers heißt.
    Wenn du meinst … ich habe mich nicht mit ihnen befasst … möchtest du … soll ich …?
    Was? Sie ein wenig … ausspionieren?
    Nein … ich … Sie hatte auf seinen Schoß gedeutet und dann die Lippen gespitzt, in der vorauseilenden Hoffnung, seine Gnade wiederzuerlangen. Ich hatte gemeint …
    Wenn ich nur Mut genug aufbringen könnte zuzubeißen, hatte sie gedacht. Wenn ich nur den Mut hätte …
    Meffridus hatte gelächelt. Oh … wenn es dir gefällt …
    Und nach einer Weile, in der in der Schlafkammer nur Meffridus’ tiefes Ein- und Ausatmen zu hören gewesen war und in Constantias Ohren der unterdrückte Brechreiz gehämmert hatte …
    Ausspionieren wäre keine schlechte Idee , hatte Meffridus leise gesagt. Aber ich brauche nicht das zu wissen, was jedermann durch genaues Hinschauen herausfinden kann. Ah … ich mag es, wenn du das tust … ich frage mich, ob Schwester Elsbeth nur einen Mann für das Bett braucht oder auch eine Freundin, mit der sie offener sprechen kann als mit ihren Klosterschwestern …
    Constantia hatte aufgesehen. Ist Rogers so wichtig für dich?
    Wenn er der ist, der ich vermute: sehr wichtig! Eine Pflicht aus der Vergangenheit, wenn man so will … leg dich hin, Honigmund, jetzt bin ich dran …
    Und weshalb war Rogers der Steinbrecher, dem die Oberin der Zisterzienserinnen ihre Gunst gewährte, so wichtig für Meffridus? Constantia hatte es bis jetzt nicht herausgefunden. Sie wusste nur eines: Wenn sie Rogers und Elsbeth zusammen bei lebendigem Leib ausweiden musste, um Meffridus zu schaden, würde sie es ohne Zögern tun.
    Elsbeth wandte sich um und schenkte Constantia ein Lächeln, das ebenso warm und freundlich war wie das, das sich im Gedenken an Rogers auf ihre Züge gestohlen hatte. Constantia lächelte zurück. Elsbeth würde niemals ahnen, dass Constantia in Wahrheit der Agent ihres Untergangs war; so wie Meffridus nicht ahnte, dass sie in den Fällen, in denen er sie nach dem Beischlaf verließ, auf den Abtritt rannte und sich den Finger in den Hals steckte oder sich mit kaltem Wasser und zu Krallen geformten Fingern den Leib abwusch, damit nichts von ihm in ihr oder auf ihr zurückblieb.
    »Schwester!«, rief eines der kleinen Mädchen aus der Gruppe der Wasserplantscher. »Seht her, Schwester!« Sie schöpfte Wasser und warf es in die Luft. Es zerstäubte. Für ein paar Wimpernschläge lang leuchtete ein Regenbogen auf.
    Elsbeth nickte und lächelte noch breiter. Auch Constantia schenkte der Kleinen ein Lächeln. Das Mädchen wandte ihr sofort den Rücken zu. Constantia tat so, als bemerke sie den Schatten nicht, der über Elsbeths Gesicht fiel. Was immer sich in Wizinsten in den letzten paar Monaten verändert hatte, eines war geblieben: Constantia war die persona non grata der Stadt.
    Elsbeth sah nachdenklich aus.
    Wenn du mich fragst, warum ich Meffridus nicht bitte, dass er mich heiratet, und ob du für mich bei ihm ein Wort einlegen sollst, erwürge ich dich auf der Stelle, dachte

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