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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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außergewöhnlich gefährlich macht – dass ich mir nicht vorstellen kann, welchen Sinn er hat .
    »Vielleicht war jemand auf den Engländer eifersüchtig, weil er sie«, Gabriel deutete auf die tote Jutta Holzschuher, »beschälte, und gleichzeitig wütend auf sie und wollte deswegen beiden eine Falle stellen.«
    Meffridus schenkte Gabriel einen geringschätzigen Blick. Gabriel lächelte. Beiden war klar, dass diese Vermutung nicht mehr gewesen war als die verklausulierte Aussage, dass Gabriel alles, was Meffridus zu der Angelegenheit gesagt hatte oder noch sagen würde, für genauso dämlich hielt wie seine eigene Einlassung.
    Meffridus stand auf. Er nickte zur Leiche Juttas hinunter. »Nehmt sie mit und werft sie irgendwo weit genug weg im Wald hinter einen Baum, damit die Füchse sie fressen. Ich werde mir etwas ausdenken, was ich ihren Eltern erzähle.«
    »Heißt das, du lässt uns gehen?«
    Meffridus nickte.
    »Wer sagt dir, dass ich Graf Rudolf nicht erzähle, dass du nicht nur noch am Leben bist, sondern dich erneut gegen seine Pläne gestellt hast?«
    Meffridus schob den Ärmels seines Hemdes zurück und zeigte wortlos eine daumennagelgroße, alte Narbe in seiner Ellenbeuge. Wenn man genau hinsah, war es eine Verbrennung, die die seltsame Form zweier Engelsflügel hatte.
    In Gabriels gelassenes Gesicht kam Bewegung, und er griff unwillkürlich nach seiner eigenen Armbeuge. »Du hast das Gelübde doch schon lange verraten.«
    »Aber du nicht«, sagte Meffridus. »Und du wirst jetzt nicht damit anfangen.« Er faltete die Hände. »Bruder, ich bitte dich um deinen Beistand und deinen Schutz, denn ich habe gefehlt und wünsche dem Verderben zu entrinnen.«
    In Gabriels Augen war erstmals ein Anzeichen von Zorn zu sehen. Doch auch er faltete die Hände und erwiderte: »Bruder, meine Arme umschließen dich wie die Flügel des Erzengels, und dein Verderben soll meines sein.«
    Sie sahen sich an. Langsam verblasste das Funkeln in Gabriels Augen, und am Ende stahl sich sogar der Schatten eines Lächelns auf seine Züge. »Es hat direkt gutgetan, die alte Formel wieder einmal zu hören. Es sind ja nur noch wir beide übrig von der Bruderschaft, viele Gelegenheiten gibt es also nicht mehr.«
    Meffridus nickte.
    »Du warst immer der Beste, wenn es darum ging, andere zu manipulieren«, sagte Gabriel. »Was würdest du sagen, wenn ich dir verrate, dass der Bruderschaftsschwur gar nicht nötig war? Ich hätte dich nicht verraten. Mein Leben ist viel einfacher, wenn Graf Rudolf denkt, dass es nur noch mich gibt.«
    »Ich würde sagen, dass mir das Wort eines Mannes, der als Parlamentär zwei versteckte Messer bei sich trägt, nicht viel bedeutet.«
    Gabriel schob nun doch einen Ärmel zurück. In seiner Ellenbeuge war die gleiche Narbe zu sehen wie bei Meffridus. Um den Unterarm wand sich ein Ledergurt mit einer flachen Scheide, in der eine lange Klinge mit einem rudimentären Griff steckte. Der Griff ruhte an der Innenseite von Gabriels Handgelenk. Das Messer herauszuziehen hätte nur eines Wimpernschlags bedurft. »Neuerdings sind es drei«, sagte Gabriel. »Mit dem Alter wird man vorsichtiger.«
    Meffridus schenkte ihm den Geist eines Lächelns.
    »Ich nehme an, Bezers ist mittlerweile über alle Berge«, sagte Gabriel. »Wirst du seine Verfolgung aufnehmen?«
    Meffridus schüttelte den Kopf.
    »Weshalb nicht?«
    »Weil dort, wo Bezers ist, auch Rudolf irgendwann einmal sein wird und ich kein Verlangen habe, ihm jemals wieder zu begegnen.«
    »Tatsächlich. Und ich dachte, es käme dir nur darauf an, dass weder ich noch Graf Rudolf jemals den Fuß nach Wizinsten setzten.«
    »Worauf es mir ankommt«, erklärte Meffridus, »ist so verschieden von dem, was du dir wünschst, dass es sinnlos wäre, es dir zu erläutern.«
    »Wohl gesprochen, Michael. Nun, leb wohl, Bruder. Lass uns höflich voneinander scheiden, denn du weißt ja: Im Leben begegnet man sich immer zweimal.«
    »Ich bin dir schon zweimal begegnet, Gabriel.«
    Sie verneigten sich knapp voreinander, dann trennten sie sich; Gabriel, um seinen Abzug vorzubereiten, und Meffridus, um den Keim von Bürgerstolz, den die Verteidigung der Baustelle in den Wizinstenern hervorgerufen hatte, wieder zu ersticken, indem er sie anwies, die Angreifer unbehelligt laufen zu lassen.
    Er fragte sich, wer Jutta Holzschuher die Botschaft an Gabriel mitgegeben hatte. Wer wusste außer ihm, seinen Männern und Constantia, dass Rogers de Bezers in der Stadt gewesen war? Und wer

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