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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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entpuppt hatte, sagte: »Ulrich von Wipfeld ist zurück, Donna Sariz.«
    Rogers hatte Mühe, sich auf ihn zu konzentrieren. Er holte tief Luft. Ein junger Mann stand in der Tür und verneigte sich, als Rogers’ Mutter sich ihm zuwandte. Rogers musterte ihn kurz. Der Bursche trug eine schlichte Tunika und einen billigen Surcot in neutralen Farben. Er hatte das Schwarz-gold Stalebercs erwartet. Ulrich richtete sich auf, erblickte Rogers und beugte vor ihm das Knie.
    »Mesire«, sagte er und neigte den Kopf.
    »Ich bin nicht der Mesire«, sagte Rogers zum gefühlt tausendsten Mal.
    »Ich habe viel von Euch gehört«, sagte Ulrich in recht passablem Occitan. »Es macht mich stolz, den Grafen von Bezers kennenzulernen.«
    »Mein Vater ist der Graf von Bezers.«
    Ulrich lächelte. Es war ein bestürzendes Lächeln, weil seinem Gebiss vorne drei Zähne fehlten. »Aber es ist der Sohn, den ich kennenlerne, Mesire.«
    »Gesellt Euch zu uns«, sagte Sariz. »Mein Sohn kann Euch Antworten auf viele Eurer Fragen geben.«
    Ulrichs Gesicht hellte sich auf. »Ja?«
    »Sie werden Euch alle nicht gefallen«, seufzte Rogers.
    Ulrich von Wipfeld trug es schwer. Was immer für Hoffnungen er sich gemacht hatte: Dass Hertwig aus dem Heiligen Land zurückkehren würde, war auf seiner Liste ganz oben gestanden. Seine eigene Geschichte war kurz und nicht weniger gewalttätig. Nach der Niederlage der Burgbesatzung und nachdem Gräfin Jonata mit ihren Kindern und dem Wachhauptmann von den Gefangenen getrennt worden war, hatten die Soldaten eine weitere Selektion vorgenommen. Auf die eine Seite waren die Burgknechte und das Gesinde Stalebercs sortiert worden; auf die andere Seite – Ulrich von Wipfeld. Hertwigs Knappen war klar gewesen, was ihm blühte, als zwei Soldaten mit ihm mitten im Wald zurückgeblieben waren. Die Männer waren müde und unzufrieden gewesen, dass sie eine weitere blutige Tat zu verrichten hatten, statt die Burg plündern zu können. Ulrichs Bitte, ihm einen ritterlichen Tod zu geben, hatten sie knurrend abgelehnt, waren dann aber doch darauf eingegangen, als der Knappe ihnen angeboten hatte, sich die rechte Hand auf den Rücken fesseln zu lassen und sich mit einem morschen Ast in der Linken gegen die Klingen der Soldaten zu verteidigen.
    »Ich sagte ihnen, dass es dann wenigstens so etwas Ähnliches wie ein Kampf und damit ein edlerer Tod für mich wäre. Sie erkannten, dass das Arrangement Spaß machen würde, besonders als ich versprach, ritterlich zu kämpfen und keine Tricks zu versuchen.«
    »Was habt Ihr getan?«, fragte Rogers.
    »Was hättet Ihr an meiner Stelle getan, Mesire?«
    »Jeden dreckigen Trick angewandt, den ich kenne. Ihr seid Linkshänder, nicht wahr?«
    Ulrich grinste. »Das konnten sie natürlich nicht wissen. Dennoch war mir klar, dass ich nur eine einzige Chance hatte. Ich musste sie in Sicherheit wiegen, dass ich ihnen auf jeden Fall unterlegen wäre. Ich ließ sie ein Weilchen mit mir spielen.« Rogers sah, wie seine Zungenspitze geistesabwesend seine Zahnlücken erforschte. »Nach dem dritten Zahn hatte ich genug. Und danach besaß ich zwei Schwerter, und zwei sehr tote Soldaten lagen zu meinen Füßen. Ich zog einem davon seine Sachen aus und meine an und hieb ihm den Kopf ab. So ließ ich die beiden liegen. Den Kopf begrub ich zwei Meilen entfernt mit bloßen Händen im Waldboden. Ich hoffte, dass, wenn ihre Kameraden nach den beiden suchten, es so aussehen würde, als habe ich einen von ihnen getötet und der zweite mich daraufhin erschlagen und sich aus dem Staub gemacht. Es sollte mir ein bisschen Vorsprung bringen, das war alles.«
    »Hertwig hätte mehr auf seinen Knappen hören sollen, dann wäre er noch am Leben«, sagte Rogers.
    »Herr Hertwig war ein vollendeter Ritter«, erklärte Ulrich trotzig.
    »Ja, und so tot wie alle anderen vollendeten Ritter, die mir je begegnet sind. Entschuldigt meinen Zynismus, Herr Ulrich, aber mit etwas weniger Ritterlichkeit und mehr Nachdenken hätte Hertwig Euch selbst von seinem Aufenthalt im Heiligen Land erzählen können.«
    »Ich hätte einfach mit ihm kommen sollen, dann wäre das nicht passiert.«
    Rogers lächelte. »Nachdem ich Euren Bericht gehört habe, bin ich davon überzeugt.«
    »Ich danke für alles, Mesire.« Ulrich trat zurück, um erneut das Knie zu beugen.
    »Wisst Ihr, weshalb Hertwig es so eilig hatte, ins Heilige Land zu gelangen?«, fragte Rogers so beiläufig wie möglich.
    »Wenn Ihr meint, ob ich die Botschaft kenne, die

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