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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Gefühl.
    »Los, kommt.«
    »Was ist mit deinen beiden Kameraden?«, fragte Godefroy und deutete in die Ecke.
    »Die sind seit Monaten tot.«
    »Dann war das also doch dein …«, begann Walter.
    Sie zerrten ihn nach draußen. Die Essensträger lagen in der Düsternis neben der Treppe. Godefroy und Rogers packten je einen und schleiften ihn eilig in die Zelle, dann verriegelten sie die Tür und legten den Riegel vor. Walter trug das Falchon des einen Wächters, eine Art langes Haumesser mit einer einschneidigen Klinge; Godefroy hatte dem anderen eine langstielige Axt abgenommen.
    »Wie kommen wir aus der Burg raus?«, zischte Rogers.
    »Keine Ahnung«, sagte Godefroy.
    »Wie seid ihr denn reingekommen?«
    »Mit ein paar Bittstellern, die schon zwei Tage vor dem Tor gewartet haben. Darum haben wir auch keine eigenen Waffen – wir mussten uns filzen lassen.«
    Rogers hielt inne. »Sie haben die Bittsteller reingelassen!?« Das konnte nur bedeuten, dass der Herr der Burg – Rudolf von Habisburch – eingetroffen war. Er spürte, wie sein Herzschlag schwerer wurde.
    »Nur, um ihnen ein paar Kopfnüsse zu geben und sie wieder rauszuwerfen … zu diesem Zeitpunkt lagen wir aber bereits schon hinter einem leeren Pferch im Pferdestall.«
    »Und ihr habt euch keinen Rückweg überlegt!?«
    »Du bist doch der, der die ganze Zeit hier drinsaß, oder?«
    »Glaubst du, man hat mir zuerst die ganzen Einrichtungen gezeigt?«
    »Wir können die Abfallöffnung bei der Küche benützen«, sagte Walter ruhig. »Darunter fällt der Felsen steil ab, aber wir sind ja Klettern gewöhnt. Wir brauchen nur zu warten, bis es Tag geworden ist.«
    »Das ist gut. Dein Gestank wird uns tarnen«, sagte Godefroy fröhlich.
    Sie hasteten die Treppe hinauf, durch die Rogers auch vor fünf Tagen nach unten gebracht worden war. Seine Haut kribbelte, und seine Hände fühlten sich ohne Waffen nutzlos an. Wenn sie jetzt entdeckt wurden, musste er sich vollkommen auf Godefroy und Walter verlassen und konnte ihnen nicht einmal helfen. Er verfluchte sich dafür, dass sein Herz immer noch heftig schlug wegen des Schrecks, den er bekommen hatte. Rudolf von Habisburch hier? Der Graf konnte nicht gefährlicher sein als sein klerikaler Totschläger Gabriel, und doch … Wenn Rogers sich an ihre Begegnung auf dem Schlachtfeld vor Carcazona erinnerte, an ihren Kampf, an Jung-Ramons’ Tod … Er schluckte.
    Auf den letzten Stufen verzweigte sich das Treppenhaus mit einer engen seitlichen Öffnung nach unten. Rogers ahnte, dass dort die Kammern der Burgknechte und Wächter lagen.
    »Vorsichtig jetzt«, zischte er.
    Im selben Augenblick hörten sie Geschepper und schwere Schritte und eine Stimme, die aus der Öffnung kam und rief: »Ääh, zum Teufel, hier stinkt’s … wer von euch Säuen hat auf die Treppen geschissen?«
    Sie rannten direkt in den Mann hinein. Er starrte sie überrascht an, die Arme voller kurzer Spieße und Helme. Offensichtlich trug er einen Teil der Ausrüstung zum Burgschmied. Sein Mund ging auf. Wenn er Alarm gab, waren sie verloren!
    Walter schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Der Mann kippte nach hinten und rollte dann die Treppe hinab. Er verlor die Spieße und Helme, und sie hüpften und kollerten neben ihm über die steinernen Stufen und krachten und dröhnten und machten mehr Lärm als eine Horde Aussätziger. Rogers griff nach einem der Spieße, aber er war zu langsam. Walter drehte sich um.
    »Ich hab diese Anspielungen satt !«, knurrte er.
    »Nichts wie weg!«, keuchte Rogers.
    »Du hast den Burschen doch gar nicht verstanden«, sagte Godefroy zu Walter.
    Walter zeigte die Zähne und nahm mit jedem Schritt ein paar Stufen auf einmal. »Ich hab’s ihm angesehen!«
    Bis sie oben waren, hörten sie schon Rufe und das Schlagen einer schweren Tür aus der Richtung kommen, in die der überwältigte Wächter gepurzelt war. Die Stufen endeten auf einem fensterlosen Geschoss, durch das nur durch eine enge rechteckige Deckenöffnung Fackellicht vom Obergeschoss fiel. Eine Leiter ragte durch die Öffnung. Sie kletterten hinauf. Rogers wusste, dass sie nur so lange Vorsprung hatten, bis der Wächter seine Benommenheit überwunden und den anderen erzählt hatte, dass er nicht gestürzt, sondern niedergeschlagen worden war. Er gelangte als Erster auf das Geschoss, das auf gleicher Höhe wie der Turmeingang lag. Graf Rudolfs Vorfahren hatten die Bauweise der Römer, die Eingänge in militärische Gebäude immer mindestens zwei

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