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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Mannslängen über dem Boden anbrachten, einfach übernommen. Er drückte sich an die Wand und spähte nach draußen. Godefroy drängelte sich neben ihn. Walter brachte seinen erbärmlichen Geruch mit und spähte auf der anderen Seite der Türöffnung ins Freie.
    Der Burghof war uneben, schlammig und in den Ecken mit schmutzigem Schnee bedeckt. Ein paar einsame Fackeln brannten. Nieselregen wehte herein. Keine Menschenseele war zu erblicken.
    »Wie läuft die Wachrotunde?«, flüsterte Rogers.
    Godefroy zeigte wortlos auf den Torbau. Der Wehrgang darüber war einsehbar. Wenn es einen Punkt in einer Burg gab, der niemals ohne Aufsicht gelassen wurde, dann das Tor. Doch der Wehrgang war so leer wie der Burghof.
    »Wenn die hier sich in ihr Kämmerchen zurückgezogen haben, dann laufen die anderen auch nicht herum«, sagte Godefroy.
    Rogers nickte. Er lauschte auf den Lärm aus dem zweiten Treppenhaus. Schließlich schwang er sich hinaus, packte die von Jahren der Benutzung glatt gehobelten Holme der Leiter, die den Turmeingang mit dem Erdboden verband, und rutschte nach unten, ohne die Sprossen zu benutzen. Godefroy und Walter folgten ihm auf dem gleichen Weg. Ohne sich abzusprechen, huschten sie zur Turmmauer und arbeiteten sich daran entlang, bis sie aus dem Licht der Fackeln waren.
    »Und jetzt?«
    »Die Abfallöffnung ist dort drüben.« Walter deutete in die Dunkelheit. Rogers nickte ihm zu. Walter holte Luft und sprintete los.
    Rogers sah den Engländer kurz im Fackellicht auftauchen und dann in den Schatten verschwinden. Sie warteten atemlos ab, aber weder die Rufe von Wachen noch schnelle Schritte auf dem Wehrgang waren zu hören. Er und Godefroy sahen sich an.
    »Du zuerst«, sagte Godefroy.
    »Nein, du.«
    Über ihren Köpfen ertönten plötzlich Rufe. Männer lehnten sich aus der Türöffnung des Turms. Sie pressten sich an die Wand. Rogers hörte Flüche und Schimpfwörter. Jemand verlangte nach einer Fackel. Ihm wurde klar, dass ihm und Godefroy nur noch Augenblicke blieben.
    Er packte den kleinen Franzosen, und gemeinsam rannten sie los. Die Momente, in denen sie durch den trüben Keil aus Licht huschten, durch den auch Walter gerannt war, nutzten die Turmwächter, um sich ins Innere des Turms zurückzudrängeln auf der Suche nach einer Fackel. Als Rogers und Godefroy in den Schatten ankamen, flog ein Funkenwirbel durch die Luft, prallte auf den Boden und flackerte dort auf. Rogers sah über die Schulter, dass sein Licht auf die Stelle fiel, an der sie sich gerade noch an die Wand gedrückt hatten. Sie kamen schlitternd an der Außenmauer der Burg zum Halten, in einem See aus Dunkelheit. Rogers nahm den unmissverständlichen Abortgeruch wahr, dann hörte er schon Walters Zischen. Sie krochen in seine Richtung, bis sie mit ihm zusammenstießen.
    »Das war die erste Etappe«, flüsterte Walter.
    Rogers starrte aus ihrer Deckung aus Finsternis hinaus in den Burghof. Oben in der Türöffnung des Turms starrten die Wächter hinaus in den Regen. Die Burgknechte auf dem Wehrgang wurden auf sie aufmerksam. Rufe gingen hin und her, dann hörte Rogers, wie jemand auf dem Wehrgang über ihnen zum anderen Ende der Burg lief. Ohne Zweifel wurden jetzt sämtliche Wachen auf der Mauer alarmiert. Er unterdrückte einen Fluch. Wenn der Trottel mit seinem Armvoll Metall nicht aufgekreuzt wäre …!
    Walter wand sich auf dem Boden und keuchte.
    »Was tust du da?«, zischte Rogers.
    »Ich wälze mich im Schlamm, das tue ich!«, wisperte Walter wütend. »Sonst werde ich deine Kacke nie los …!« Er schwieg. »Verflucht, hier lag ein Haufen Pferdescheiße«, sagte er dann.
    Godefroy machte unterdrückte Geräusche. Selbst Rogers wusste nicht, ob er lachen sollte. Dann hörte er etwas, das ihm die Haare zu Berge stehen ließ: Hundebellen. Walter rappelte sich auf. Sie lauschten auf das Gegröle der Hunde, die in einem Zwinger jenseits des Turms sein mussten. Oben im Turm sahen sich die Wächter an, dann kletterten sie alle die Leiter herunter. Auf dem Wehrgang oben trappelten mehrere Paar Stiefel in die Gegenrichtung, auf den Torbau zu, zweifellos, um dort eine der Treppen nach unten zu nehmen.
    »Verdammt, verdammt, verdammt!«, knirschte Godefroy. »Wenn sie die Hunde loslassen, sind wir erledigt.«
    Die vormalige Turmbesatzung verschwand wie ein Mann um den Turm herum in Richtung auf den Hundezwinger.
    Rogers fand sich plötzlich auf dem Boden wieder, durch nassen Schlamm und den Geruch von Pferdeäpfeln gewälzt.

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