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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Brücke, die über einen ziemlich großen Fischteich führt. Die glänzende Fläche dort im Südwesten – das ist der Fischteich. An dieser Seite ist die Stadt nur mit einer Palisade geschützt. Die gesamte Ostflanke der Stadt umläuft ein Wassergraben, darüber erhebt sich eine Steinmauer. An normalen Tagen ist das Tor im Süden mit zwei und das im Westen mit einem Mann besetzt. Ich sollte mich wundern, wenn das Südtor heute überhaupt besetzt ist, weil es sich komplett verriegeln lässt. Der Wächter beim Westtor ist vermutlich schon stockbesoffen.«
    Rudolf dachte nach, während Rogers wütend und zugleich voll klammer Hoffnung den Mund hielt.
    »Was ist mit der Nordseite der Stadt?«, fragte Rudolf schließlich. Rogers’ Hoffnung zerstob. Der Graf war alles, nur nicht dumm.
    Gabriel neigte anerkennend den Kopf. »Die wunde Stelle«, erklärte er. »Vor der Stadt befindet sich die Baustelle des Zisterzienserinnenklosters. Dann kommen das alte Kloster der Benediktiner, in Wahrheit nicht mehr als eine Ruine, und der letzte Rest eines einst befestigten Baus, ein Wachturm, der nur deshalb noch nicht eingestürzt ist, weil ihn Efeu und Vogelschiss zusammenhalten.«
    »Hier kommen wir rein?«
    »Ohne weiteres. Wir müssen nur durch den ehemaligen Klosterbereich.«
    »Ist er unbewohnt?«
    »Ja«, sagte Rogers.
    »Nein«, sagte Gabriel. »Dort haust das Dutzend Zisterzienserinnen, das sich einbildet, ein neues Kloster in die Höhe ziehen zu können.«
    »Wir werden ein paar Männer vorausschicken, die ihnen die Kehlen durchschneiden.«
    »Gut«, sagte Gabriel. Er musterte Rogers, der voller Panik nachdachte, was er tun sollte. Dann lächelte er und legte Rogers eine Hand auf die Schulter, während er zu Rudolf sagte: »Die Nonnen werden alle in der Kirche sein, zusammen mit den frommen Leuten der Stadt. Wir können sie ignorieren, Erlaucht. Der Weg in die Stadt ist frei.«
    Das Perverseste , dachte Rogers und fühlte, wie ihm nachträglich der Schweiß ausbrach, das Perverseste war, dass er auch noch Dankbarkeit gegenüber Gabriel empfand . Er erinnerte sich an die Worte, die Guilhelm de Soler zu ihm gesagt hatte in jenem Zelt an der Straße in Terra Sancta. Damals hatte er sich nie vorstellen können, einmal so zu empfinden. Gabriel schien genau zu wissen, was in ihm vorging. Seine Augen, die sein Lächeln niemals erreichte, wandten sich von Rudolf ab und musterten ihn erneut. Er zwinkerte. »Keine Sorge, du wirst vor deiner Nonne in die Hölle fahren, Rogers Trencavel«, flüsterte er.
    »Ein Trencavel kann immer nur Ramons heißen«, sagte Rogers, nur um irgendetwas zu sagen. Der Schweiß kühlte in der kalten Nachtluft rapide ab und ließ ihn zittern. Er hasste den Gedanken, dass Gabriel, der die Hand noch immer nicht weggenommen hatte, es würde fühlen können.
    » Jeder Trencavel«, sagte Gabriel, »wird bald ein toter Trencavel sein.«
    »Woher wollt Ihr wissen, dass alle in der Kirche sind?«, fragte Rudolf.
    »Weil, wenn wir heute in Brugg wären, ich dort jetzt die Christvesper feiern würde – und ganz Brugg wäre bei mir in der Kirche. Außerdem sieht man die erleuchteten Kirchenfenster.«
    Rudolf lächelte fein. »Der Wächter am Westtor – kann er uns entdecken?«
    Gabriel deutete auf einen Soldaten mit bereits gespanntem Bogen und eingelegtem Pfeil. »Wenn, dann wird er es nicht weitererzählen.«
    Rudolf ließ seine Männer so nahe an die Stadt heranreiten, wie es ging. Dann saßen sie alle ab und führten die Tiere in den Kirchenbau. Rogers erkannte, dass die Baustelle eine hervorragende Deckung war, wenn man ungesehen so nahe wie möglich an Wizinsten herankommen wollte. Daran hatte niemand gedacht bei der Planung der Anlage. Ihm wurde auch klar, dass der Wächter des Virteburher Tors im Westen der Stadt die Wiese mit der Baustelle nicht einsehen konnte – sowohl der alte Wachturm als auch die Klosterruine waren im Weg. Die Wizinstener hatten sich einen perfekten toten Winkel bei ihrer Stadtverteidigung eingehandelt.
    Die Pferde wurden jeweils zu mehreren zusammengebunden; zehn Soldaten wurden zu ihrer Bewachung eingeteilt. Einer der Männer umwickelte die Hufe von Graf Rudolfs Pferd mit Lederlappen. Es war klar, dass Rudolf reitend in die Stadt eindringen würde. Rogers, seine Freunde und seine Familie folgten den geflüsterten Anweisungen der Soldaten. Sie hatten keine andere Wahl. Rogers’ Gedanken überschlugen sich, und die Blicke, die er mit seinem Vater, mit Godefroy und mit Walter

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