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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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tauschte, sagten ihm, dass es ihnen ähnlich erging. Wie konnte er die Situation noch wenden? Aber es war so hoffnungslos wie damals am Ufer des Bargh-as-Sirah, als die Mameluken-Reiterei von allen Seiten auf sie eingedrungen war. Sie konnten natürlich laut Alarm schreien, aber sie würden schneller tot sein, als das Echo von den Hügeln zurückkam, und gewonnen wäre nichts, nicht für die Wizinstener und schon gar nicht für sie.
    »Fesseln?«, fragte einer der Soldaten.
    Rudolf schüttelte den Kopf. »Wenn es etwas zu graben gibt, sollen sie die Arbeit für uns verrichten.«
    Der Soldat grinste und schlug sich gegen die Brust.
    Rudolf wandte sich an Ramons. »Wo?«, fragte er.
    Ramons schüttelte den Kopf.
    Rudolf seufzte. »Was willst du noch, Trencavel? Ein Wink von mir, und meine Männer nehmen sich deine Frau und deine Tochter vor. Wenn ich ihnen vorher die Zungen herausreißen lasse, können sie nicht einmal schreien und die Bürger des Städtchens bei der Andacht stören. Willst du mich wirklich auf Knien anflehen, mir das Versteck des Schatzes zeigen zu dürfen?«
    Ramons’ Brustkasten hob und senkte sich krampfhaft. »Ich führe dich hin«, sagte er schließlich mit kranker Stimme.
    »Guter Mann.« Rudolf saß wieder auf und ließ seinen Gaul probehalber mit den Füßen trampeln. Das Geräusch war so gedämpft, dass man es kaum vernehmen würde.
    Rogers fühlte, wie ein Steinchen von seinem Stiefel abprallte. Er schaute sich um. Walter starrte ihn betont ausdruckslos an und rollte dann mit den Augen in Richtung des Galgenbergs. Nach ein paar Augenblicken sah Rogers auf halber Strecke des massiven Schattens hinauf ein schwaches Lichtpünktchen aufflackern und wieder verschwinden. Dort oben brannte eine Laterne. Es musste beim Damm des Sees sein. Er senkte den Kopf, bevor jemand auf ihn aufmerksam wurde. Walter sah längst schon wieder anderswohin.
    Jemand war oben beim See. Rogers konnte sich nicht denken, wer es war, aber es war egal. In der augenblicklichen Lage war er auf jeden Fall ein Freund. Jeder war ein Freund, von dem Rudolf und Gabriel nicht wussten, wo er sich befand.
    Sie bewegten sich durch die finstere Baustelle vorwärts. Die Nacht war nun vollends hereingebrochen. Der Nieselregen, der sich vorhin gelegt hatte, frischte wieder auf und wehte um die Ecken und Mauerteile. Der gesamte Bau kam Rogers auf einmal fremd vor und wie ein Irrgarten, den ein planloser Architekt entworfen hatte. Die Helme und Panzerhemden der Soldaten schimmerten sanft, aber es spielte keine Rolle, weil niemand sie sehen konnte.
    Rudolf bückte sich unter dem Tordurchgang hindurch, der vom Kirchenbau in den Kreuzgang führte. Sein Pferd stieg vorsichtig die Stufen hinunter. Rogers fühlte hilflosen Zorn darauf, dass der Graf den Kreuzgang, an dem Yrmengard so viel gelegen war, mit den dreckigen Hufen seines Gauls entweihte. Er konnte Rudolfs Gesicht nicht sehen, aber er stellte sich vor, wie dieser geringschätzig lächelte. Sein Vater ging neben Rudolfs Pferd, die Schultern verkrampft. Rogers fühlte eine kalte Hand, die die seine berührte, und blickte in das Gesicht seiner Mutter, bevor zwei Soldaten sie wieder trennten. Sie folgten Rudolf in den Kreuzgang hinein. Der Garten, den Yrmengard noch immer nicht vollendet hatte, war eine riesige Pfütze, die Wind und Regen aufrauten. Rogers drehte sich um und versuchte den Blick seiner Schwester aufzufangen. Er war bestürzt, wie bleich und zusammengekauert Adaliz zwischen ihren Bewachern dahinstolperte. Ihre Zähne klapperten in der Kälte. Sie sah ihn nicht an.
    Dann fiel ihm auf, dass Gabriel fehlte. Er fand ihn zu seiner Bestürzung, wie er sich auf das Pultdach des Kreuzgangs schwang und dann zum Galgenberg nach oben spähte. Das Lichtpünktchen oben flackerte wieder auf. Rogers biss die Zähne zusammen. Gabriel pfiff leise.
    Rudolf hielt an. Er lenkte sein Pferd aus dem Gang heraus und in die Mitte des Kreuzgangs. Seine Blicke folgten Gabriels Fingerzeig. Als das Licht wieder kurz sichtbar wurde, machte er mit einer Hand eine kreisende Handbewegung. Die Bedeutung der Geste war klar: Treibt sie zusammen!
    Gabriel sprang wie eine Katze vom Pultdach und verschwand mit zwei Soldaten im Kirchenbau. Momente später hörte Rogers das sanfte Getrappel von Pferdehufen, die sich zum Galgenberg hinaufbewegten. Er zerdrückte einen Fluch zwischen den Zähnen und warf einen Blick zu Walter, dessen Gesicht steinern geworden war.
    Fast lautlos verließen sie die Baustelle,

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