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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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zwei, drei raschen Schnitten befreite er Rogers und Godefroy. In seiner Faust blinkte der Dolch, den der Perser soeben ergattert hatte. Godefroy schnappte sich die Armbrust und alle Bolzen aus dem Köcher des gefallenen Reiters und rannte in den Staubnebel. Rogers und Walter sahen sich an.
    »Ich hab’s geschafft, an die Börse des Dicken zu kommen«, schrie Walter über den Kampflärm. »Danach war er plötzlich hilfsbereit!«
    »Wie hast du dich denn mit ihm verständigt?«
    »Ich hab ihm die Börse über den Schädel gehauen, bis er’s kapierte!«
    »Und was jetzt?«
    Walter bückte sich und zog einem toten Banditen das Schwert unter dem Körper hervor. Er warf Rogers den Dolch zu. »Jetzt greifen wir in den Kampf ein!«, schrie er und rannte los. »Heiliger Georg, hilf mir oder geh mir aus dem Weg!«
    Nachher war es schwer zu sagen, ob das unvermutete Eingreifen zweier abgerissener, bärtiger und nach neun Monaten Schweiß und Dreck stinkender Schwertkämpfer das Kampfgeschick wendete oder aber die gezielten Schüsse Godefroys, der keinen einzigen seiner Armbrustbolzen verschwendete. Die Angreifer wendeten sich zur Flucht. Und noch ein wenig später wusste Rogers, dass weder Walter noch er noch Godefroy wirklich für das Ende des Kampfes verantwortlich waren, sondern einzig und allein die Tatsache, dass es al-Mala’ika bei seinem tollkühnen Angriff nur auf eines angekommen war: Guilhelm de Soler zu retten. Graf Ramons’ ehemaliger Waffenbruder war verschwunden.
    »Wahrscheinlich hatte er ihn noch nicht ausgezahlt«, keuchte Walter und filzte die gefallenen Krieger al-Mala’ikas nach Waffen. Godefroy sammelte die Armbrustbolzen ein und vergaß auch die nicht, die in der Wagenwand steckten. Abu Turab presste sich die Hand auf einen Schnitt in der Wange, grinste aber ansonsten gutgelaunt. Die Verluste unter den Banditen waren erstaunlich gering – zwei Tote und zwei Leichtverletzte, von denen der Anführer einer war. Die Angreifer hatten acht Mann auf dem Kampfplatz gelassen, fünf davon mit Godefroys Bolzen im Körper. Rogers sah weg, als die Banditen denen, die noch lebten, die Kehlen durchtrennten. Der Perser beobachtete das Geschehen unter dem Wagen hervor, grau im Gesicht und bibbernd.
    Der Staub legte sich und hüllte den Leichenhaufen ein, der aus den Toten des Banditenangriffs bestand und dem die Banditen nun al-Mala’ikas getötete Krieger hinzufügten.
    Rogers ahnte, dass al-Mala’ikas Angriff nicht nur der Rettung Guilhelms gedient hatte. Der unheimliche Mann hatte auch gehofft, sich erneut Rogers’ bemächtigen zu können. Hätten er und Walter nicht in den Kampf eingegriffen, sondern wären unter dem Wagen geblieben, hätte er vermutlich sogar Erfolg gehabt damit. Dir bin ich nicht zum letzten Mal begegnet , dachte Rogers.
    Abu Turab betrachtete seine blutige Handfläche und drückte sie sich dann erneut auf die Wange. Der Bandit schien die Gabe zu besitzen, Gedanken zu lesen.
    »Worauf waren die Kerle so scharf, Franke? Nur darauf, den Krüppel zu retten? Oder auf dich, ihren ehemaligen Gefangenen? Bist du so ein wichtiger Mann?« Er klopfte gelassen an den Wagen. »Oder das Weib da drin?«
    Rogers starrte ihn an. Er hatte Alice de Chacenay vollkommen vergessen! Dass sich im Wagen auch nach dem Ende des Kampfes nichts bewegte, ließ sein Herz sinken. Er wandte sich ab und versuchte, sich in den Wagen zu schwingen. Alle Muskeln schmerzten, und das erbeutete Schwert war im Weg. Er reichte es Abu Turab, der es einfach in der Hand behielt – ein klares Zeichen, dass er es Rogers nachher zurückzugeben trachtete. Walter, Godefroy und Rogers waren von möglicher Handelsware zu Verbündeten der Banditen aufgestiegen.
    Alice lag reglos halb unter einer Decke versteckt. Nur ihre Füße in ihren aufgeplatzten Stiefeln ragten darunter hervor. Rogers hielt die Luft an und stieß vorsichtig an die Sohlen. »Madame?«
    Es kam keine Antwort. Rogers seufzte, ging neben dem stillen Körper in die Hocke und dachte daran, wie sie ihn angefunkelt und aus dem Wagen geschickt hatte wie einen kleinen Jungen. Ihr hättet doch ein wenig Schutz gebrauchen können, Gräfin , dachte er niedergeschlagen. Er zögerte eine lange Weile, dann zog er behutsam die Decke von ihrem Gesicht, um von einer tapferen Frau Abschied zu nehmen.
    Draußen zerrten die Banditen den schlotternden Perser unter dem Wagen hervor. Dem Mann knickten die Knie ein, als er endlich vor ihnen stand. Seine Blicke huschten zu Godefroy und Walter und

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