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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Trencavel …«
    Godefroy pfiff überrascht durch die Zähne. »… dem letzten großen Ketzerfürsten des Langue d’Oc!«
    »Du bist ein Albigenser?«, fragte Walter.
    Rogers nickte. Er warf einen Seitenblick zu Alice de Chacenay. Diese döste im Sattel, und wenn sie Rogers’ Geständnis doch gehört haben sollte, tat sie so, als habe sie es nicht verstanden.
    »Na ja«, sagte Walter. »Und was bedeutet das jetzt?«
    »Alle guten Christen machen Jagd auf die albigensischen Ketzer«, murmelte Godefroy. »Sie schänden den christlichen Glauben, versündigen sich an Gott und Jesus Christus, verhöhnen die Heilige Schrift und treiben Unzucht mit allen, die sich nicht wehren können.« Er blickte finster von Walter zu Rogers. »Sie haben keine Moral, keine Ehre, und wenn man ihnen ihren Willen ließe, würden sie die ganze Welt verbrennen um ihres Aberglaubens willen.«
    Rogers und Walter schwiegen. Godefroy schwang die Armbrust von der Schulter, stellte sie auf den Boden und lehnte sich darauf. Walter räusperte sich. Rogers dachte daran, dass er vollkommen vergessen hatte, dass Godefroy ein Johanniter war, und diese besaßen vielleicht mehr Hirn als die Templer, aber auf keinen Fall weniger Fanatismus. Er verfluchte sich dafür, seinen Gefährten reinen Wein eingeschenkt zu haben. Er hätte sich einfach in Damietta davonschleichen sollen.
    »Also«, sagte Godefroy langsam, »was ich gerade beschrieben habe, sind natürlich die guten Christen, nicht die Ketzer.«
    Rogers gaffte ihn fassungslos an.
    »Ich will euch sagen, was ich gehört habe«, begann Godefroy. »Ich habe gehört, dass die heilige Mutter Kirche Mönche in das Langue d’Oc ausschickt, um die übrig gebliebenen Ketzer zu bekehren. Wenn ein Dorf oder eine Stadt die Irrgläubigen in ihrer Mitte nicht ausliefert, exkommunizieren diese Mönche einfach alle Einwohner, und wer danach stirbt, der bleibt unerlöst, ganz gleich, ob er vorher der frömmste Mensch auf Erden war, und wer ein Kind auf die Welt bringt, kann es nicht taufen lassen und nicht in die Glaubensgemeinschaft einbringen. Ich habe gehört, dass im Kreuzzug gegen die Ketzer ganze Städte abgebrannt worden sind, und als die Soldaten Feuer an eine Kirche legten, in die sich Christen und Ketzer gleichermaßen geflüchtet hatten, sagten die Anführer des Kreuzzugs nur, dass Gott die Seinen schon aus den Toten herausfinden würde, und ließen unterschiedslos alle bei lebendigem Leib verbrennen. Ich habe gehört, dass Ketzer, die gefangen werden, in tiefen Kellern verschwinden, und wenn sie wieder herauskommen, machen sie Jagd auf ihresgleichen, entweder weil sie wegen der Schmerzen, die man ihnen zugefügt hat, halb wahnsinnig geworden sind, oder weil es die einzige Möglichkeit ist, ihren ebenfalls gefangenen Familien und Freunden die gleiche Hölle zu ersparen, durch die sie gegangen sind …«
    Rogers wollte etwas sagen, doch Godefroy erhob die Stimme. »…  und ich habe gehört, dass diejenigen Männer und Frauen, die bei den Ketzern höchste Ehrerbietung genießen, in völliger Armut leben, weder Fleisch noch Wein noch Bier zu sich nehmen, sich der Keuschheit verschworen haben, keinerlei Gewalt anwenden und selbst Fundsachen nicht behalten, sondern versuchen, sie denen zurückzugeben, die sie verloren haben. Hat jemand Interesse, einen versoffenen Benediktinerabt in seinem Schweinestall von einem Kloster oder einen Kardinal, der gerade aus einem Bordell für minderjährige Knaben kommt, daran zu messen? Als die letzte große Ketzerfestung fiel, blieben nicht nur die Oberen der Ketzer ihrem Glauben treu, sondern es ließen sich noch zwei Dutzend weitere Menschen taufen, obwohl sie wussten, dass sie sich damit selbst zum Gang auf den Scheiterhaufen verurteilten.«
    »Wir nennen diese Menschen perfecti «, sagte Rogers tonlos. »Was du schilderst, geschah in Montsegur. Über zweihundert Menschen wurden am Fuß des Bergs verbrannt. Die anderen mussten der Hinrichtung zusehen.«
    »Du weißt ja gut Bescheid«, sagte Walter zu Godefroy.
    Der Johannitersergeant zupfte an seinem zerlumpten Gewand, als ob er den schwarzen Waffenrock trüge. »Unser Orden ist immer überall mit von der Partie«, sagte er. »Ich will nicht sagen, dass ich auf alles stolz bin, was Männer mit dem weißen Spitzenkreuz auf ihren Mänteln getan haben.« Er sah Rogers herausfordernd an. »Also, was höre ich da für einen Unsinn von wegen ›in Damietta trennen sich unsere Wege‹?«
    »Godefroy, wer sich zu uns bekennt,

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