Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
dann – selbst im Angesicht des Todes bleiben uns unsere ureigensten Charakterzüge erhalten – zu der Börse, die sich Walter in den Gürtel gesteckt hatte. Sein Kinn begann zu zittern.
    »Ich stelle meine Frage von vorhin ein wenig anders, Franken«, sagte Abu Turab. »Ihr habt uns geholfen, also werden wir euch einen Wunsch erfüllen. Möchtet ihr ihn töten?«
    Walter und Godefroy starrten ihn verständnislos an. »Was sagt er?«, fragte Walter unwillkürlich.
    Abu Turab deutete auf den Perser und fuhr sich mit dem Finger über die Kehle, dann wies er auf die Waffen in den Händen der beiden. Der Perser sank zu Boden und begann dicke Tränen zu weinen.
    Walter und Godefroy sahen sich an. »Wir könnten die Burschen bitten, ihn ein paar Wochen lang durch die Dörfer zu schleifen und herzuzeigen«, murmelte Godefroy. »Das würde ihm recht geschehen.«
    Walter zuckte mit den Schultern.
    »Ihr könntet mit ihm dasselbe tun wie er mit uns«, erklärte Godefroy dem aufmerksam lauschenden Anführer der Banditen.
    »Was sagt er?«, fragte Abu Turab einen seiner Männer. Dieser breitete ratlos die Arme aus.
    »Ach, was soll’s!« Godefroy wies auf den Perser, fuhr sich mit dem Finger über die Kehle, schüttelte den Kopf und sagte laut und langsam: »Lasst ihn laufen, zum Henker.«
    Aus dem Wagen ertönte plötzlich ein metallenes Geräusch. Alle fuhren herum und sahen, wie Rogers herauspurzelte. Godefroy war als Erster bei ihm. Über dem hinteren Einstieg des Wagens war Alice de Chacenay zu sehen, die einen eingedellten Zinnteller in der Faust hielt. Rogers stöhnte und versuchte, auf die Beine zu kommen. Auf seiner Stirn prangte eine Beule, die mit der Delle im Zinnteller zusammengepasst hätte. Alice de Chacenays Gesichtsausdruck wechselte von grimmiger Entschlossenheit zu Beschämung.
    »Oh …«, machte sie. »Oh …«
    Abu Turab begann schallend zu lachen. Rogers rieb sich die Stirn und hielt sich am Wagen fest.
    »Ich dachte, Ihr wärt … ich dachte, ich würde …«, begann Alice und ließ den Teller sinken.
    »Ja«, sagte Rogers. »Aber die Gefahr ist vorüber. Wir haben sie vertrieben. Ihr seid frei.«
    Sie senkte den Kopf. Das Haar fiel ihr übers Gesicht. Sie sah aus, als finge sie zu weinen an, doch dann straffte sie sich und blickte wieder auf. Ihre Augen glänzten feucht. »Ein junger Mann ist für mich gestorben«, flüsterte sie. »Ich danke Gott, dass Ihr dagegen am Leben geblieben seid.« Sie begann zu beten. Die Tränen liefen ihr nun doch über das Gesicht.
    Abu Turab betrachtete sie interessiert. Dann wandte er sich ab und musterte Rogers.
    »Falls du ihr gesagt haben solltest, dass sie frei ist, dann war das ein Irrtum«, sagte er ruhig.
    »Ich bitte dich darum«, sagte Rogers, vor dessen innerem Auge die Worte Alices wieder das verzerrte Gesicht Hertwigs von Staleberc hatten erstehen lassen. Er seufzte, zum Teil aus Ärger über Hertwigs tapfer-blinde Ritterlichkeit, zum Teil darüber, dass das Verhalten des jungen deutschen Ritters eine Saite in ihm wieder zum Erklingen gebracht hatte, die nicht mehr verstummen wollte. Ritterlichkeit? Wer hatte immer gesagt, man dürfe nicht darauf warten, dass die anderen sich ritterlich verhielten, sondern solle selbst damit anfangen? Rogers’ Vater? Es kam ihm vor, als sähe er statt Ramons’ ernster Miene das Jungengesicht Hertwigs vor sich, als er sich an die Lektion erinnerte.
    »Unter Freunden bittet man nicht um Geld«, erklärte Abu Turab. »Ihr habt uns geholfen, also seid ihr unsere Freunde. Sie aber … sie ist Geld wert. Entweder Löse- oder Sklavengeld.«
    »Sie ist selbst schon unterwegs, um ihren Mann auszulösen. Es gibt niemanden in ihrer Heimat, der für sie zahlen würde.«
    »Dann ein Sklavenhändler.«
    »Na gut«, sagte Rogers. »Einen Versuch war es wert. Uns lässt du aber ziehen?«
    »Ich lasse euch ziehen, und ich gewähre euch einen Wunsch. Da deine Kameraden nicht den Kopf des Mannes wollten, der euch versklavt hat, ist der Wunsch noch immer offen.«
    »Wir wollen zurück in die Heimat.«
    Abu Turab machte eine große Geste. »Ihr braucht Ausrüstung. Nehmt euch drei Pferde, alles an Waffen und Rüstung, was euch von Nutzen ist, und behaltet das Geld, das ihr dem Perser abgenommen habt. Dann zieht mit Gottes Segen.«
    »Das ist sehr großzügig.«
    »Es ist der Gegenwert von drei völlig heruntergekommenen Frankenkriegern«, sagte Abu Turab und grinste.
    »Wie viel wird dann wohl eine völlig heruntergekommene Fränkin

Weitere Kostenlose Bücher