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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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wert sein?«
    Abu Turabs Grinsen erlosch.
    »Ich danke dir für deine Großzügigkeit, Vater des Staubs«, sagte Rogers laut. »Ich nehme dein Geschenk an.« Bevor Walter reagieren konnte, zog er ihm die Börse des Persers aus dem Gürtel. »Und ich möchte mit dir ein Geschäft machen. Ein Drittel des Inhalts dieser Börse für die Frau in dem Wagen, die jetzt ja dein Eigentum ist.«
    Abu Turab starrte ihn an. Aus seinem Gesicht war jede Freundlichkeit gewichen.
    »Ich meine, das ist ein gutes Geschäft«, rief Rogers, so dass es Abu Turabs Männer auch hören konnten. »Bis du die Fränkin zum nächsten Sklavenmarkt bringen kannst, vergeht einige Zeit. Sie wird ihr nicht guttun; sie ist schon jetzt nicht mehr die Jüngste. Verkauf sie mir – einen besseren Preis bekommst du nirgends. Es sei denn, du hättest dich in sie verliebt, Vater des Staubs, und bist auf der Suche nach einer Mutter des Schmutzes. Sie wäre die beste Wahl.«
    Ein paar von den Banditen kicherten. Rogers beobachtete Abu Turabs Hand, die den Griff seines Schwerts umklammert hielt und dann zögernd wieder losließ. Der Banditenführer warf einen raschen Blick in die Runde. Die kichernden Männer verstummten.
    »Also gut, Franke«, sagte Abu Turab zuletzt. »In unserem Land feilscht man, wenn man ein Geschäft macht. Nun – die Fränkin gegen das ganze Geld des Persers, alle Pferde, die ich euch gegeben habe, und den kleinen Mann, der so gut mit der Armbrust umgehen kann. Ich kann einen wie ihn gebrauchen.«
    Rogers lächelte. Nach einer Weile lächelte Abu Turab zurück. Es war kein freundliches Lächeln, aber es war besser als das finstere Gesicht, das der Mann gemacht hatte, als ihm Rogers’ Trick aufgegangen war.
    Rogers holte Luft. Der Handel konnte beginnen. Er fing die Blicke Walters und Godefroys auf, die halbwegs mitbekommen hatten, was geschehen war, und zwinkerte ihnen zu.
    »Keine Angst«, sagte er. »Einen Franzosen hat noch keiner beim Feilschen geschlagen.«
    15.
AUF DER STRASSE NACH DAMIETTA
     

     
    Einige Zeit später setzten sie ihre unterbrochene Reise nach Damietta fort: Rogers, Walter, Godefroy und Alice de Chacenay. Sie hatten insgesamt zwei Pferde, ein einziges Schwert, einen Sattel, eine Armbrust ohne Bolzen, drei Helme und drei Brustpanzer aus Leder, von denen zwei nicht passten, und einen Ledersack, voll mit Wasser. Auf dem einen der Pferde saß Alice de Chacenay, das andere führten sie leer am Zügel mit. Vor einer Stunde hatte sich die Sohle an Rogers’ abgelatschtem Stiefel gelöst und schlappte mit jedem Schritt wie die Sandale eines Mönchs.
    »›Einen Franzosen hat noch keiner beim Feilschen geschlagen!‹«, sagte Godefroy nach einer Weile. Er trug die Armbrust über der Schulter und hatte die leere Börse des Persers demonstrativ an sie gehängt.
    »Ja, ja«, erwiderte Rogers. »Ich war nur ein bisschen eingerostet.«
    »Wir können von Glück sagen, dass er dich nicht auch noch drangegeben hat«, sagte Walter. »Wenn ich das richtig verstanden habe, warst du bis zuletzt ein Streitgegenstand.«
    Godefroy schnaubte. »Dass er keinen Engländer wollte, kann man ja verstehen.«
    »Ich wäre gern geblieben. Von einem Mann, der einen Franzosen beim Feilschen schlägt, kann man bestimmt jede Menge lernen.«
    »Hört schon auf!«, rief Rogers. »Wir sind frei, oder?«
    »Wir hätten frei und reich sein können«, bemerkte Godefroy.
    »Wenn die Leute hier so scharf auf ihn sind, können wir Godefroy in Damietta verkaufen«, schlug Walter vor. »Ein bisschen was werden sie uns schon geben für ihn.«
    »Pass nur auf, dass wir in Damietta nicht in den Kamelmarkt geraten«, sagte Godefroy. »Sonst kommt noch einer der Viehhändler und behauptet, wir hätten dich aus seinem Stall gestohlen.«  
    »In Damietta«, sagte Rogers, »trennen sich unsere Wege, meine Freunde.«
    Godefroy blieb stehen. »Was!?«, stieß er nach ein paar Augenblicken hervor.
    »Hier ist es egal – drüben in der Heimat nicht. Ihr seid besser beraten, wenn ihr nicht in meiner Gesellschaft seid.«
    Nun hielt auch Walter inne. Rogers seufzte und brachte die Pferde zum Stehen, die er am Zügel führte.
    »Was ist egal?«, fragte Godefroy.
    »Ich denke schon seit einiger Zeit, dass du uns eine Erklärung schuldig bist«, sagte Walter.
    Es gab keinen anderen Weg, als ihnen die Wahrheit zu sagen. »Ich habe euch angelogen«, sagte Rogers. »Mein Name ist nicht Rogers de Limoux. In Wahrheit bin ich Rogers de Bezers, Sohn von Ramons

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