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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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im entferntesten Raum angekommen, wo Crassus, der gerade über einen Witz Oratas lachte, sich umdrehte und fragend durch die Türen blickte. Unsere Blicke trafen sich, und ich winkte ihm drängend. Gelina stand auf und kam auf mich zugeeilt. Crassus folgte gesetzten Schrittes.
    Die beiden trafen gerade rechtzeitig ein, um mit anzusehen, wie der Philosoph umringt von einem Halbkreis entsetzter Gäste einen weiteren Schwall grünlicher Galle auf seinen Teller Kalbsbries mit Apfelsauce spuckte. Ich drängte mich durch die Menge und trat neben Crassus, während die Gäste unisono die Nasen rümpften und einen Schritt zurückwichen. Der Philosoph hatte sich besudelt.
    Bei dem Geruch verzog auch Crassus das Gesicht. Gelina kniete neben dem Philosophen, um ihm zu helfen, hatte jedoch Angst, ihn zu berühren. Plötzlich zuckte Dionysius zusammen und fiel von seinem Sofa gegen den kleinen Tisch voller Köstlichkeiten. Die Menge wich weiter zurück, um Kalbsbries und Erbrochenem auszuweichen.
    Der Becher, in dem Dionysius Kräutermischung serviert worden war, segelte durch die Luft und landete scheppernd vor meinen Füßen. Ich hob ihn auf und blickte hinein. Außer ein paar grünen Tropfen gab es nichts mehr zu sehen; Dionysius hatte ihn gründlich gelehrt.
    Crassus packte meinen Arm so fest, daß es schmerzte. »Was zum Hades geht hier vor?« verlangte er zwischen zusammengebissenen Zähnen zu wissen.
    »Mord, nehme ich an. Vielleicht haben Zeno und Alexandros wieder zugeschlagen.«
    Crassus fand das nicht amüsant.
     

VIERTER TEIL
    Bestattungsspiele
     
    ZWANZIG
    »Einer Katastrophe folgt die nächste!« Crassus, der im Raum auf und ab gelaufen war, blieb lange genug stehen, um mich düster anzustarren, als wäre ich für die Komplikationen in seinem Leben verantwortlich. »Ich werde zum ersten Mal richtig froh sein, in die relative Ruhe und Sicherheit Roms zurückzukehren. Dieser Ort ist verflucht!«
    »Ich bin ganz deiner Meinung, Marcus Crassus. Aber verflucht durch wen?« Ich warf einen Blick auf Dionysius Leiche, die auf dem Boden der Bibliothek lag, wohin Crassus sie in Ermangelung eines besseren Ortes von seinen Männern hatte tragen lassen, nur um sie aus dem Gesichtsfeld der Gäste zu entfernen. Eco stand neben mir und betrachtete das verzerrte Gesicht des Toten, offenbar fasziniert davon, daß dessen Zunge sich weigerte, im Mund zu bleiben.
    Crassus hielt sich die Nase zu und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Schafft ihn hier raus!« rief er einem seiner Leibwächter zu.
    »Aber wohin sollen wir ihn bringen, Marcus Crassus?«
    »Irgendwohin! Sucht Mummius und fragt ihn, was zu tun ist - nur schafft diese Leiche hier raus! Wo ich dem Schwachkopf jetzt schon nicht mehr zuhören muß, habe ich bestimmt nicht vor, seinen Gestank zu ertragen.« Er fixierte mich mit durchdringendem Blick. »Gift, Gordianus?«
    »Ein naheliegender Schluß angesichts der Umstände und Symptome.«
    »Und doch waren die Räume voller Menschen, die ebenfalls gegessen haben. Und sonst war niemand betroffen.«
    »Weil niemand sonst aus Dionysius Becher getrunken hat. Er hatte die besondere Angewohnheit, vor dem Mittagessen und dann wieder zum Abendessen eine merkwürdige Kräutermischung zu sich zu nehmen.«
    Crassus blinzelte und zuckte die Schultern. »Ja, ich erinnere mich, wie er bei anderen Mahlzeiten die Vorzüge von Knöterich und Gartenraute rühmte. Eine weitere seiner ärgerlichen Affektiertheiten.«
    »Und eine gerade ideale Gelegenheit für jemanden, der ihn vergiften wollte - ein Getränk, das einzig und allein er zu sich nimmt, noch dazu stets zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort. Jetzt mußt du zugeben, Crassus, daß in diesem Haus ein Mörder frei herumläuft. Und es ist sehr wahrscheinlich, daß es sich um dieselbe Person handelt, die auch Lucius ermordet hat, weil Dionysius erst gestern Abend öffentlich erklärt hat, den Täter entlarven zu wollen. Das kann nun kaum das Werk Zenos oder Alexandros gewesen sein.«
    »Und warum nicht? Zeno mag tot sein, doch wir wissen nach wie vor nicht, wo Alexandros sich aufhält oder mit wem er möglicherweise in Kontakt steht. Er hat garantiert Verbündete in diesem Haus, auch unter den Küchensklaven.«
    »Ja, durchaus möglich, daß er in diesem Haus Freunde hat«, sagte ich, ohne dabei jedoch an die Sklaven zu denken.
    »Es war offensichtlich ein Fehler von mir, zu erlauben, daß überhaupt einer der Sklaven weiter für Gelina arbeitet. Sobald das Mahl beendet

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