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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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ist und die über Nacht bleibenden Gäste auf ihre Zimmer geführt worden sind, werde ich alle Sklaven zusammentreiben und in den Anbau sperren lassen. Das hätte morgen früh sowieso geschehen müssen. Fabius!« Er rief nach Faustus Fabius, der im Flur gewartet hatte, und erteilte entsprechende Anweisungen. Fabius nickte kühl und verließ den Raum wieder, ohne mich anzusehen.
    Ich schüttelte bekümmert den Kopf. »Warum glaubst du, daß einer der Sklaven Dionysius vergiftet hat, Marcus Crassus?«
    »Wer sonst hatte Zugang zu den Küchen, wo niemand etwas bemerken würde? Ich nehme doch an, daß Dionysius seine Kräuter dort aufbewahrt hat.«
    »Im Laufe des Tages sind alle möglichen Menschen in der Küche gewesen. Die Leute waren vom langen Warten auf den Leichenschmaus halb verhungert; schon lange vor Beginn des offiziellen Banketts haben sich Gäste in die Küche geschlichen, um zu naschen, oder haben ihre Sklaven vorgeschickt; die Küchensklaven hatten alle Hände voll zu tun, und man kann kaum erwarten, daß sie jeden bemerken, der ihnen über den Weg gelaufen ist. Außerdem irrst du, Marcus Crassus; Dionysius sammelte seine Kräuter selbst und bewahrte sie in seinem Zimmer auf. Jeden Tag schickte er eine frischgehackte Portion in die Küche, um sein Gebräu zubereiten zu lassen; normalerweise hat er sie jeden Morgen als erstes fertiggemacht und dem Küchensklaven gegeben, aber heute hat er sie erst nach der Bestattung vorbeigebracht. Das heißt, jemand hätte sich auch am Vormittag, als alle mit Vorbereitungen beschäftigt waren, in Dionysius Zimmer schleichen und an den Kräutern zu schaffen machen können.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Weil ich, während deine Männer Dionysius Leiche hierhergeschafft haben, dem Sklavenmädchen, das ihm das Getränk heute Abend gebracht hat, ein paar Fragen gestellt habe. Sie sagt, daß er die Kräuter nach seiner Rückkehr von der Bestattung in die Küche gebracht hat. Wie üblich war die bereits fertig gehackte Mischung in ein Stück Stoff gewickelt. Offenbar hat Dionysius aus der Abmessung und Zubereitung seiner Kräuter jedesmal ein veritables Ritual gemacht. Die Sklavin hat nur noch die Brunnenkresse und die Weinblätter hinzugefügt, das Ganze aufgekocht und das Gebräu kurz vor dem Mahl durchgeseiht.«
    »Sie hätte das Gift trotzdem beimischen können«, beharrte Crassus. »Du kennst dich doch bestimmt mit Giften aus, Gordianus. Was glaubst du, was es war?«
    »Ich würde vermuten, Eisenhut.«
    »Panthers Tod?«
    »So nennen es manche Menschen. Angeblich ist es wohlschmeckend, so daß Dionysius es nicht herausgeschmeckt hat. Die Symptome passen - ein Brennen auf der Zunge, Würgeanfalle, Zuckungen, Erbrechen, Entleerung des Darms, Tod.
    Aber wer«, fragte ich mich laut, »hätte genug über derlei Dinge wissen können, um das Gift zu besorgen und die nötige Dosis zu verabreichen?« Ich sah Eco an, der die Lippen schürzte. Er hatte geschlafen, während ich die Kräuter und Extrakte in Iaias Haus in Cumae durchstöbert hatte, doch ich hatte ihm später davon erzählt.
    Crassus reckte die Schultern und verzog das Gesicht. »Ich hasse Trauerfeierlichkeiten. Und noch schlimmer als Trauerfeiern sind Bestattungsspiele. Wenigstens sind die morgen Abend vorbei.«
    »Wenn Dionysius uns nur noch hätte sagen können, was er über den Mord an Lucius wußte«, sagte ich, »falls er überhaupt etwas wußte. Ich würde mir sein Zimmer gerne mal ansehen.«
    »Aber sicher.« Crassus zuckte die Schultern. Seine Gedanken waren offenbar schon wieder mit anderen Dingen beschäftigt.
    Ich fand den Jungen Meto im Atrium und wies ihn an, mir die Kammer des Philosophen zu zeigen. Wir kamen an den Eßzimmern vorbei. Mit Dionysius Tod und dem Rückzug von Gastgeber und Gastgeberin hatte das Mahl ein abruptes Ende genommen, doch zahlreiche Gäste lungerten noch um die Tische und Sofas herum. Ich blieb stehen und ließ meinen Blick durch die Menge wandern.
    »Wen suchst du?« fragte Meto.
    »Iaia und ihre Assistentin Olympias.«
    »Die Malerin ist schon gegangen«, erwiderte er. »Direkt nachdem der Philosoph seinen Anfall bekam.«
    »Sie hat das Zimmer verlassen?«
    »Sie hat das Haus verlassen und sich auf den Heimweg nach Cumae gemacht. Ich weiß es, weil sie mich zu den Ställen geschickt hat, um nachzusehen, ob ihre Pferde bereit waren.«
    »Schade«, sagte ich. »Ich hätte mich sehr gerne mit ihr unterhalten.«
    Meto führte uns weiter den Flur entlang und um eine Ecke. »Hier

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