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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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dem Oberbefehl eine Chance. Der Römer, der Spartacus aufhält, wird ein Held. Und Crassus hat vor, dieser Mann zu sein.«
    »Weil es ansonsten Pompejus wird.«
    Mummius verzog das Gesicht. »Wahrscheinlich. Die Hälfte aller römischen Senatoren sind in ihre Villen geflüchtet, um ihren Besitz zu retten, während die anderen nägelkauend auf Pompejus Rückkehr aus Spanien warten und hoffen, daß der Staat so lange überlebt. Als ob Pompejus ein neuer Alexander wäre! Es braucht nichts weiter als einen erfahrenen General, um Spartacus den Garaus zu machen. Für Crassus wäre das lediglich eine Frage von Monaten, wenn der Senat mit dem Kopf nickt. Er kann die Überreste der Legionen hier in Italien sammeln, sie seiner hauptsächlich aus seinen süditalienischen Klienten bestehenden Privatarmee angliedern und sich über Nacht zum Retter der Republik aufschwingen.«
    Ich blickte über die Bucht und auf den Vesuv in der Ferne. »Ich verstehe. Deshalb ist die Ermordung von Lucius Licinius mehr als nur eine Tragödie.«
    »Es ist eine unglaubliche Peinlichkeit, das ist es!« rief Mummius. »Zum selben Zeitpunkt, zu dem er den Senat bittet, ihm ein Schwert in die Hand zu geben, um Spartacus zu bestrafen, begehen zwei Sklaven auf einem seiner eigenen Güter einen Mord und entkommen - auf dem Forum wird man Tränen lachen. Deswegen fühlt er sich verpflichtet, das strengste aller möglichen Urteile zu verhängen und sich auf die Tradition und das uralte Gesetz zurückzubesinnen, je drakonischer, desto besser.«
    »Um aus einer Peinlichkeit politisches Kapital zu schlagen, meinst du.«
    »Genau. Was leicht zu einer Katastrophe hätte werden können, wird so möglicherweise zu dem Propaganda-Erfolg, den er braucht. >Crassus weichherzig gegenüber entlaufenen Sklaven? Wohl kaum. Der Mann hat unten in Baiae ein ganzes Anwesen von Sklaven niedergemetzelt, Männer, Frauen und Kinder, ohne jede Gnade, hat sogar noch ein öffentliches Spektakel daraus gemacht, jeden Tag ein Fest - genau die Art Mann, dem wir im Kampf gegen Spartacus und seinen Mörderhaufen vertrauen können.< Das werden die Leute sagen.«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Aber Zeno und Alexandros sind unschuldig«, sagte Gelina besorgt. »Ich weiß es. Irgendjemand anders muß Lucius ermordet haben. Keiner der Sklaven dürfte bestraft werden, aber Crassus will nicht auf mich hören. Den Göttern sei Dank, daß wenigstens Marcus Mummius mich versteht. Gemeinsam haben wir Crassus überreden können, zumindest dich aus Rom rufen zu lassen, und außer der Furie gab es keine Möglichkeit, dich rechtzeitig hierherzubringen. Crassus hat ein großes Gewese darum gemacht, wie großzügig es von ihm sei, mir ihre Benutzung zu erlauben. Er hat sogar angeboten, deine Dienste zu bezahlen, nur um mich bei Laune zu halten. Aber ich kann ihn um keinen weiteren Gefallen oder Aufschub mehr bitten. Uns bleibt nur noch sehr wenig Zeit. Nur noch drei Tage bis zu den Beerdigungsspielen, und dann -«
    »Um wie viele Sklaven handelt es sich insgesamt, Zeno und Alexandros nicht mitgerechnet?« fragte ich.
    »Ich habe gestern nacht wach gelegen und sie gezählt:
    Neunundneunzig! Mit Zeno und Alexandras waren es einhundertundeiner. «
    »So viele für eine Villa?«
    »Im Süden und Norden des Hauses gibt es Weinhänge«, sagte sie vage, »und natürlich die Olivenhaine, Stallungen, das Bootshaus...«
    »Wissen es die Sklaven?« fragte ich.
    Mummius sah Gelina an, die mich mit streng hochgezogener Braue musterte. »Die meisten der Sklaven sind in einem Anbau auf der Rückseite der Stalle eingesperrt, unter Bewachung«, sagte sie leise. »Crassus hat verboten, daß die Feldsklaven ihrer gewohnten Arbeit nachgehen, und auch im Haus hat er mir nur die absolut notwendigsten gelassen. Sie wissen, daß sie sich in Gewahrsam befinden, aber bisher hat ihnen niemand die ganze Wahrheit erzählt. Auch du darfst es ihnen auf keinen Fall sagen. Wer weiß, was geschehen würde, wenn die Sklaven vermuten würden...«
    Ich nickte, obwohl ich diese Heimlichtuerei für unnötig hielt. Mit Ausnahme des jungen Apollonius in den Bädern hatte ich im ganzen Haus kaum ein einziges Sklavengesicht gesehen, nur eine Prozession gesenkter Köpfe und abgewandter Blicke. Selbst wenn man es ihnen nicht gesagt hatte, sie wußten es.
    Wir verabschiedeten uns von Gelina. Die Befragung hatte sie erschöpft. Als wir den halbkreisförmigen Raum verließen, blickte ich mich noch einmal kurz um und sah ihre Silhouette, die nach dem Krug

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