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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Haus?«
    Gelina dachte einen Moment nach und schüttelte dann den Kopf. »Nein, nichts.«
    »Gar nichts? Keine Münzen? Keine Waffen? Messer aus der Küche? Man sollte doch annehmen, daß flüchtende Sklaven das im Haus befindliche Silber und Waffen mitgehen lassen würden.«
    »Wenn sie nicht, wie du sagst, gestört wurden«, wandte Mummius ein.
    »Was ist mit Pferden?«
    »Ja«, sagte Gelina, »zwei Pferde haben am nächsten Morgen tatsächlich gefehlt, aber das ist in der allgemeinen Verwirrung keinem aufgefallen, bis die Tiere am selben Nachmittag reiterlos zurückkamen.«
    »Ohne Pferde können sie nicht weit gekommen sein«, murmelte ich.
    Gelina schüttelte den Kopf. »Du vermutest bereits, was auch alle anderen vermuten - daß nämlich Zeno und Alexandros Lucius ermordet haben und dann geflohen sind, um sich Spartacus anzuschließen.«
    »Was sollte ich sonst vermuten? Der Hausherr liegt ermordet im Atrium seines Hauses; zwei Sklaven sind offensichtlich per Pferd geflohen. Und einer von ihnen ist ein junger Thraker wie Spartacus - so stolz auf seinen berüchtigten Landsmann, daß er unverschämterweise dessen Namen vor die Füße seines toten Herrn gekratzt hat. Es bedarf kaum meiner Talente, sich das zusammenzureimen. Es ist eine Geschichte, die sich in Variationen jeden Tag irgendwo in Italien ereignet. Wozu brauchst du da mich? Ich habe Faustus Fabius vorhin schon erklärt, daß ich keine entlaufenen Sklaven jage. Wegen der Vergeudung der geradezu absurden Mittel, mich hierherzubringen, tut es mir leid, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was du von mir willst.«
    »Die Wahrheit!« sagte Gelina verzweifelt. »Cicero sagt, du hättest dafür eine Nase wie Wildschweine für Trüffel.«
    »Ah, jetzt weiß ich, warum mich Cicero über die Jahre so schäbig behandelt hat. Für ihn bin ich Teil des Haustierbestands, kein Mensch!«
    Gelinas Augen blitzten wütend, Mummius sah mich finster an, und aus dem Augenwinkel sah ich Eco zusammenzucken. Ich stieß unter dem Tisch mit meinem Fuß gegen sein Bein, um ihm zu signalisieren, daß alles unter Kontrolle war; er warf mir einen kurzen Blick zu und tat einen verschwörerischen Seufzer der Erleichterung. Ich habe in meinem Leben schon etliche Gespräche mit Klienten geführt, unter den unterschiedlichsten Bedingungen. Selbst diejenigen, die meine Hilfe unbedingt wollen und brauchen, nehmen sich oft enervierend viel Zeit, zum Punkt zu kommen. Da sind mir Verhandlungen mit einfachen Händlern oder Ladenbesitzern unendlich viel lieber, mit Männern, die geradeheraus sagen, was sie von einem wollen. Die Reichen scheinen zu glauben, ich könne ihre Bedürfnisse erraten, ohne daß sie sie aussprechen müssen. Manchmal kann Schroffheit oder eine vorgetäuschte Unhöflichkeit ihrer Mitteilungsfreude merklich nachhelfen.
    »Du verstehst nicht«, sagte Gelina resigniert.
    »Nein, das tue ich nicht. Was willst du von mir? Warum hast du mich unter so geheimnisvollen und extravaganten Umständen herbringen lassen? Was für ein seltsames Spiel ist das, Gelina?«
    Jede Lebhaftigkeit wich aus ihren Zügen. Wie eine formbare Maske verwandelte sich ihre erhabene Gelassenheit in schlichte Resignation, abgestumpft von zuviel Rotwein. »Ich habe gesagt, was ich sagen kann. Mir fehlt die Kraft, dir alles zu erklären. Aber wenn nicht irgendjemand die Wahrheit herausfindet-« Sie brach ab und biß sich auf die Unterlippe. »Sie werden alle sterben, jeder einzelne von ihnen«, flüsterte sie heiser. »Dieses Leiden, diese Verschwendung - ich kann es nicht ertragen...«
    »Was soll das heißen? Wer wird sterben?«
    »Die Sklaven«, sagte Mummius. »Jeder Sklave in diesem Haus.«
    Ich spürte eine plötzliche Kälte. Eco schauderte, und ich sah, daß auch er sie gespürt hatte, obwohl die Luft mild und ruhig war.
    »Erkläre, Marcus Mummius.«
    Er richtete sich steif auf wie ein General, der einen Leutnant über die Lage in Kenntnis setzt. »Du weißt, daß Marcus Crassus der eigentliche Besitzer dieses Hauses ist?«
    »Ich habe es mir gedacht.«
    »Sehr gut. Der Zufall wollte, daß Crassus und sein Gefolge, einschließlich Fabius und meiner Person, in der Mordnacht gerade aus Rom eingetroffen waren. Wir hatten mit unseren Rekruten am Lucrinus-See ein Lager aufgeschlagen.«
    »Rekruten?«
    »Soldaten, unter ihnen zahlreiche Veteranen, die in den Bürgerkriegen unter Crassus gedient haben.«
    »Wie viele Soldaten?«
    »Sechshundert.«
    »Eine ganze Kohorte?«
    Mummius

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