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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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beäugte mich mißtrauisch. »Du kannst es genausogut jetzt erfahren. In Rom braut sich etwas zusammen; Marcus Crassus will vom Senat eine Sondervollmacht, eine eigene Armee aufzustellen und gegen Spartacus zu marschieren.«
    »Aber das ist doch Aufgabe der Prätoren und Konsuln, der gewählten Beamten -«
    »Die gewählten Beamten haben schändlich versagt, Crassus verfügt über die militärischen Fertigkeiten und finanziellen Mittel, den Aufständischen ein für allemal den Garaus zu machen. Er kam aus Rom, um hier am Golf das politische und finanzielle Fundament für dieses Projekt zu legen. Wenn er soweit ist, wird er den Senat schon dazu bewegen, ihm diesen Sonderauftrag zu erteilen.«
    »Genau das, was die Republik jetzt braucht«, sagte ich, »noch ein Kriegsherr mit seiner Privatarmee.«
    »In der Tat genau das, was Rom braucht!« erwiderte Mummius. »Oder ist es dir lieber, wenn marodierende Sklaven ungestört durch die Lande ziehen?«
    »Und was hat das alles mit der Ermordung von Crassus Vetter zu tun oder mit meiner Anwesenheit?«
    »Das werde ich dir sagen. In der Nacht, als Lucius Licinius ermordet wurde, lagerten wir am Lucrinus-See. Am nächsten Morgen versammelte Crassus seinen Stab, und wir machten uns auf den Weg nach Baiae. Nur wenige Stunden nachdem man Lucius tot aufgefunden hatte, trafen wir hier ein. Crassus war natürlich außer sich. Ich habe Suchtrupps zusammengestellt, um die vermißten Sklaven aufzuspüren, und die Jagd nach ihnen ist auch während meiner Abwesenheit fortgesetzt worden, aber die Sklaven werden noch immer vermißt.« Er seufzte. »Und jetzt kommt die Crux der Sache. Lucius wird am siebten Tag der offiziellen Trauer bestattet - das ist übermorgen. Für den darauffolgenden Tag hat Crassus befohlen, Beerdigungsspiele mit Gladiatoren abzuhalten, wie es uralte Tradition ist. Diese Spiele werden an den Iden des Septembers, also zu Vollmond, stattfinden; ein günstiger Termin für geheiligte Spiele.«
    »Und nachdem die Gladiatoren ihre Wettkämpfe ausgetragen haben?« fragte ich, die Antwort längst ahnend.
    »Soll jeder Sklave dieses Hauses öffentlich hingerichtet werden.«
    »Kannst du dir das vorstellen?« murmelte Gelina. »Selbst die Alten und die Unschuldigen; alle sollen sie getötet werden. Hast du je von einem solchen Gesetz gehört?«
    »O ja«, sagte ich, »es ist ein sehr altes und ehrwürdiges Gesetz unserer Vorfahren. Wenn ein Sklave einen Herrn tötet, müssen alle Sklaven des Hauses sterben. Solche drastischen Maßnahmen sorgen dafür, daß die Sklaven wissen, wo sie hingehören, und es gibt Menschen, die meinen, daß, wenn Sklaven Zeugen geworden sind, wie ein anderer Sklave ihren Herrn getötet hat, selbst die sanftmütigsten unter ihnen durch dieses Wissen angesteckt werden können, so daß man ihnen nie wieder trauen kann. Heutzutage ist den Erben die Anwendung dieses Gesetzes freigestellt. Die Ermordung eines Herrn durch seinen eigenen Sklaven ist eine seltene Bluttat, oder sie war es vor Spartacus. Vor die Wahl gestellt, alle Sklaven des Hauses zu töten oder nur die Missetäter zu bestrafen, würden sich wohl die meisten Erben dafür entscheiden, ihren Besitz zu wahren. Gerade Crassus ist doch für seinen Geiz bekannt; warum sollte er jeden Sklaven auf dem Anwesen opfern?«
    »Er will ein Exempel statuieren«, sagte Mummius.
    »Selbst wenn es den Tod von Kindern und alten Frauen bedeutet!« empörte sich Gelina.
    »Ich will versuchen, dir die Sache begreiflich zu machen, Gordianus.« Mummius sah aus wie ein niedergeschlagener General, der vor einer Schlacht mit unsicherem Ausgang zu seinen Truppen spricht. »Crassus ist nach Kampanien und an den Golf von Neapolis gekommen, um Unterstützung für sein Ansinnen zu mobilisieren, mit einem militärischen Oberbefehl gegen Spartacus ausgestattet zu werden. Bisher war der Feldzug des Senats eine einzige Katastrophe - römische Armeen wurden besiegt, Generäle erniedrigt und schandvoll nach Hause geschickt, Konsuln vom öffentlichen Unmut aus dem Amt gejagt. Der Staat ist führungslos. Und diese ganze Verheerung ist das Werk einer zusammengewürfelten Truppe von entlaufenen Kriminellen und Sklaven! Ganz Italien bebt vor Angst und Wut.
    Crassus ist ein hervorragender General, das hat er unter Sulla bewiesen. Mit seinem Reichtum - und dem Ruhm, Spartacus besiegt zu haben - ist sein Weg ins Konsulat kaum noch aufzuhalten. Während weniger große Männer sich dieser Aufgabe durch Flucht entziehen, sieht Crassus in

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