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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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griff, um sich Wein nachzugießen.
    Mummius führte uns zurück ins Atrium und zeigte uns die Stelle, wo die Buchstaben SPARTA in die Steinplatten geritzt worden waren. Jeder Buchstabe war etwa fingergroß. Wie Mummius gesagt hatte, schienen sie eilig geschrieben, eher hastig hingekratzt als gemeißelt. Ich war direkt darüber hinweggelaufen, als Faustus Fabius uns vorhin ins Haus geführt hatte. Im düsteren Licht der Halle waren sie leicht zu übersehen. Auf einmal kamen mir Halle und Atrium seltsam vor, mit den Totenmasken der Vorfahren, die mich aus ihren Nischen anstarrten, dem Flöte spielenden Faun in seinem Brunnen, dem Toten auf seiner elfenbeinernen Bahre und dem in den Boden gekratzten, halb fertiggeschriebenen Namen des meistgehaßten und -gefürchteten Mannes in ganz Italien.
    Das Licht im Atrium war weich und dunstig geworden; fast war es Zeit, die Lampen zu entzünden, aber das Tageslicht würde reichen, um vor dem Abendessen kurz auszureiten und die Stelle zu besichtigen, an der der blutige Umhang gefunden worden war. Mummius rief nach dem Jungen Meto, der den Umhang und den Sklaven brachte, der ihn entdeckt hatte, und gemeinsam ritten wir an den Säulen vorbei auf die Straße nach Norden.
    Der Umhang war genauso unscheinbar, wie Gelina ihn beschrieben hatte, ein dunkler, schlammfarbener Mantel, weder abgetragen noch neu und ohne jede Stickerei oder sonstige Verzierung, aus der man hätte schließen können, ob er in der Umgebung oder auswärts hergestellt worden war und ob er einem reichen oder einem armen Mann gehört hatte. Er war praktisch von oben bis unten mit Blut besudelt, und eine Ecke war offenbar herausgeschnitten worden - um verräterische Initialen oder ein Wappen zu tilgen?
    Der Sklave hatte den Umhang an einem abgelegenen, schmalen Abschnitt gefunden, wo sich die Straße an eine steile Klippe oberhalb der Bucht schmiegte. Jemand mußte das Gewand von der Klippe geworfen haben, um es im Wasser zu versenken; doch der zerknüllte Umhang hatte sich in einem verkümmerten Baum verfangen, der einige Meter unterhalb der Straße aus dem Fels ragte. Ein Mann zu Fuß oder Pferd hätte ihn nur entdecken können, wenn er sich bis dicht an die Kante der Klippe vorgewagt und hinuntergeblickt hätte; der Sklave jedoch hatte auf einem hohen Wagen gesessen, dem Umhang, auf dem Weg zum Markt, zunächst kaum Beachtung geschenkt und ihn erst auf dem Rückweg von Puteoli näher betrachtet, weil ihm der Gedanke gekommen war, daß das Kleidungsstück vielleicht wichtig sein könnte.
    »Der Idiot sagt, er wollte den Umhang erst gar nicht mitnehmen, weil er offensichtlich blutverschmiert war«, sagte Mummius leise. »Er dachte, das gute Stück wäre ruiniert und daher nutzlos für ihn. Erst dann ist ihm aufgegangen, daß es das Blut seines Herrn sein könnte.«
    »Oder das von Zeno oder Alexandras«, sagte ich. »Wer weiß sonst noch vom Fund dieses Umhangs?«
    »Nur der Sklave, der ihn entdeckt hat, Gelina und Meto, der Junge. Und natürlich jetzt du, Eco und ich.«
    »Gut. Ich glaube, Marcus Mummius, daß es möglicherweise Grund zur Hoffnung gibt.«
    »Ja?« Seine Augen leuchteten auf. Für einen abgehärteten Militär, der seine Galeerensklaven so brutal schinden konnte, wirkte er seltsam bemüht, die Sklaven aus Gelinas Haushalt zu retten.
    »Das sage ich nicht, weil ich bereits irgendeine Lösung hätte, sondern weil die Dinge, so wie sie liegen, verwickelter sind, als sie sein sollten. Beispielsweise hat der Mörder von Lucius Licinius offenbar eine Art Knüppel benutzt, auch wenn man nichts dergleichen gefunden hat. Warum, wenn er ein Messer zur Hand hatte?«
    »Ein Messer?«
    »Der Täter muß mit irgendeiner Klinge hantiert haben, um die Buchstaben in die Steinplatte zu ritzen. Und warum hat er die Leiche dorthin geschleppt, wo man sie gefunden hat, anstatt sie am Tatort liegenzulassen?«
    »Wie kommst du darauf, daß sie dorthin geschleift wurde?«
    »Wegen der Körperhaltung, die Gelina beschrieben hat. Denk nach: die Beine ausgestreckt, die Arme über dem Kopf - kaum die Haltung eines Mannes, dem man den Schädel eingeschlagen hat, aber genau die Position einer Leiche, die mit den Füßen voran über den Fußboden geschleift wurde. Von woher und warum? Dann ist da die Sache mit dem Umhang.«
    »Ja?«
    »Es läßt sich nicht feststellen, wessen Blut daran klebt, aber nehmen wir einmal an, auch weil so wenig Blut am Fundort der Leiche entdeckt wurde, daß es das Blut des Toten ist. Gelina hat uns

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