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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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erwirbst! Es lohnt sich ja nicht, für eine verrückte Meeräsche, die den Unterschied doch nicht merkt, ein Vermögen auszugeben.«
    Orata errötete liebenswürdig, während Mummius vor Wut zu platzen schien. Ich bemerkte, daß Faustus Fabius beschwichtigend eine Hand auf seinen Oberschenkel gelegt hatte, während er mit der Linken seinen Becher zum Mund führte, um ein Grinsen zu verbergen.
    Gelina wurde plötzlich redselig. »Wenn ihr über Kunst reden wollt, warum nicht über Iaias in Arbeit befindliches Werk im Erdgeschoß, im Vorzimmer zu den Frauenbädern. Es ist hinreißend! Vom Boden bis zu der Decke an allen vier Wänden Tintenfische, Kraken und Delphine, die unter dem Oberlicht herumtollen. Es vermittelt mir ein Gefühl der Erhabenheit und Geborgenheit, als ob ich am Grund des Meeres wäre. Diese fantastischen Blauschattierungen - von Dunkelblau über Blaugrün bis zu einem blassen Azur. Ich liebe Blau, du nicht auch?« sagte sie beschwipst zu Olympias. »Auch du trägst heute Abend ein so wunderbares Blau, das sich aufs vorzüglichste mit deinem blonden Haar ergänzt. Wie talentiert ihr beide doch seid!«
    Iaia schürzte die Lippen. »Vielen Dank, Gelina, aber ich glaube, alle Anwesenden haben das Werk bereits bewundert.«
    »Nein!« widersprach Gelina. »Gordianus noch nicht, genausowenig wie sein entzückender Sohn Eco. Sie sollen alles sehen. Wir dürfen nichts vor ihnen verbergen, gar nichts. Deshalb sind sie hier. Um alles zu sehen, zu beobachten. Man sagt, er habe ein scharfes Auge. Nicht das Auge eines Genießers, meine ich, sondern das Auge eines Jägers. Oder eines Suchers, so nennst du dich doch, nicht wahr? Vielleicht kannst du ihm morgen deine Arbeit zeigen, Iaia, und ihn über den Zauber deiner fliegenden Fische und schrecklichen Kraken meditieren lassen. Ja, ich wüßte nicht, warum nicht, solange keine Frauen im Bad sind, keine badenden Frauen, meine ich. Warum nicht? Ich bin sicher, Gordianus weiß ein Kunstwerk genauso zu schätzen wie wir anderen auch.«
    Olympias runzelte eine Braue und musterte kühl erst mich und dann Eco, der unter ihrem Blick nervös herumzuhampeln begann. Iaia, die durch nichts zu erschüttern schien, nickte und lächelte. »Aber sicher, Gelina, ich werde Gordianus unsere Arbeit mit Vergnügen zeigen. Vielleicht am Morgen, wenn das Licht am besten ist. Aber wo wir von Kunst sprechen, ich weiß, daß Dionysius an einem neuen Schauspiel arbeitet, von dem wir noch so gut wie nichts gehört haben.«
    »Das liegt daran, daß Crassus ihm immer das Wort abschneidet«, flüsterte Metrobius mir ins Ohr.
    »Genaugenommen habe ich meine jüngste Komödie fürs erste beiseite gelegt.« Dionysius schmale Lippen verzogen sich zu einem gepreßten Lächeln. »Die Ereignisse der letzten Monate und vor allem der letzten Tage haben meine Gedanken auf ernstere Fragen gelenkt. Zur Zeit arbeite ich an einem neuen Werk, eine Abhandlung mit einem durchaus aktuellen Thema - eine Untersuchung früherer Sklavenaufstande versehen mit einigen Anmerkungen, wie derartige Erschütterungen in Zukunft zu vermeiden sind.«
    »Frühere Sklavenaufstande?« fragte Gelina. »Willst du damit sagen, daß es so etwas auch vor Spartacus schon gegeben hat?«
    »O ja! Der erste bekannte Sklavenaufstand ereignete sich vor ungefähr einhundertzwanzig Jahren, nach dem Krieg gegen Hannibal. Nachdem Rom gesiegt hatte, wurden auch zahlreiche Karthager gefangen genommen, als Geiseln oder Kriegsgefangene. Die Sklaven dieser Karthager wurden ebenfalls verschleppt und als Kriegsbeute verkauft. Der Zufall wollte, daß eine große Zahl dieser Geiseln und Sklaven in der Stadt Setia unweit Roms konzentriert wurden. Die karthagischen Geiseln heckten einen Fluchtplan aus, an deren Umsetzung auch die Sklaven beteiligt sein sollten, denen man die Freiheit versprach, wenn sie sich gegen ihre neuen römischen Herren erheben und ihren alten Besitzern helfen würden, nach Karthago zurückzukehren. Wenige Tage später sollten in Setia Gladiatorenspiele abgehalten werden; dann wollten die Gefangenen losschlagen und die ahnungslose Bevölkerung niedermetzeln. Zum Glück haben zwei der Sklaven die Verschwörung dem Prätor in Rom gemeldet, der eine Streitmacht von zweitausend Mann um sich scharte und nach Setia eilte. Die Anführer der Verschwörung wurden gefaßt, aber zahlreiche Sklaven konnten aus der Stadt entkommen. Im Laufe der Zeit wurden alle wieder eingefangen oder niedergestreckt, aber zunächst versetzten sie die ganze

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