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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Der da ist jedenfalls ein echter Windbeutel, wobei bei ihm die Luft aus dem Mund entweicht und nicht aus dem anderen Ende!«
    Gelina schien gegen jede Form von Witz wie auch Vulgarität immun zu sein und aß schweigend weiter, zupfte ruhelos an ihrem Essen herum und ließ sich öfter als alle anderen Gäste Wein nachschenken.
    Derweil klärte Metrobius mich über die Unterschiede zwischen der römischen und der hiesigen Küche auf. »Auf den Märkten hier gibt es natürlich eine größere Vielfalt von Meeresfrüchten und viele maritime Spezialitäten, die in Rom völlig unbekannt sind. Beispielsweise wird dir jeder Koch erklären, daß die besten Kochtöpfe aus einem ganz besonderen Ton gemacht werden, den es nur in der Umgebung von Cumae gibt. In Rom sind diese Töpfe sehr wertvoll und schwer zu ersetzen, aber hier besitzt selbst der ärmste Fischer einen. So gibt es hier jede Menge Gerichte, die so delikat wie schlicht sind - zum Beispiel diese Gerstensuppe. Dann gibt es natürlich die berühmten grünen Bohnen von Baiae, zarter und süßer als sämtliche anderswo angebauten. Gelinas Köchin bereitet ein Gericht aus grünen Bohnen, Koriander und gehacktem Schnittlauch, das eines Bacchanals würdig wäre. Ah, ich sehe, die Sklaven haben unsere Teller abgetragen, der zweite Gang muß unterwegs sein.«
    Auf silbernen, im Licht der Lampen glitzernden Tabletts trugen Sklaven nun in Zimt gebackene Birnen, geröstete Kastanien und in gegärten Beerensaft eingelegten Käse herein. Die Tönung des Himmels draußen war von einem tiefen Dunkelblau in ein von leuchtenden Sternen überzogenes Schwarz übergegangen. Gelina schauderte vor Kälte und befahl, die Kohleroste näher heranzubringen. Die züngelnden Flammen spiegelten sich in den silbernen Tellern wider, so daß sämtliche Köstlichkeiten auf kleinen Feuerseen zu schweben schienen.
    »Eine Schande, daß Marcus Crassus dieses Festmahl nicht miterleben kann«, sagte Metrobius, während er sich eine Bratbirne nahm und ihren Duft einsog. »Andererseits hätten wir, wenn Crassus hier gewesen wäre, über nichts anderes geredet als Politik, Politik, Politik.«
    Mummius sah ihn finster an. »Worüber einige Menschen noch weniger als gar nichts wissen. Zumindest könnte eine angeregte politische Diskussion gewisse Leute eine Zeitlang zum Schweigen bringen.«
    Er warf sich genüßlich schmatzend eine Kastanie in den Mund.
    »Tischsitten wie ein Barbar«, murmelte Metrobius mir leise zu.
    »Was hast du gesagt?« Mummius Oberkörper schnellte vor.
    »Unbestritten, ein Prachtexemplar. Von einem Landmenschen, meine ich. Deine Familie betreibt doch nach wie vor Ackerbau, oder nicht?«
    Mummius lehnte sich mit skeptischem Blick langsam wieder zurück.
    »Vielleicht sollten wir über ein Thema sprechen, das wir alle gemeinsam haben«, schlug Metrobius vor. »Wie wäre es mit Kunst? Iaia und Olympias schaffen sie, Dionysius denkt darüber nach, Orata kauft sie. Ist es wahr, Sergius, daß du einen Vertrag abgeschlossen hast, für einen der Cornelier in Misenum einen neuen Fischteich anzulegen und zu dekorieren?«
    »Das ist richtig«, sagte Sergius Orata.
    »Ah, diese Villenbesitzer am Golf und ihre Liebe zu dekorativen Fischteichen! Wie entzückt sie sind über jede bärtige Meerasche! Ich habe von Senatoren gehört, die jedem ihrer Fische einen Namen geben und sie von klein an persönlich von Hand füttern, so daß sie es, wenn die Meeräschen ausgewachsen sind, nicht übers Herz bringen, sie zu essen.«
    Endlich ließ sich auch Gelina zu einem Lachein hinreißen. »Oh, hör schon auf, Metrobius! Niemand benimmt sich so albern.«
    »O doch, und wie! Wie ich höre, bestehen die Cornelier darauf, ihren Teich mit allerlei hübschen Statuen zu umgeben -aber nicht zur Freude der menschlichen Gäste, sondern zur Erbauung der Fische.«
    »Unsinn«, sagte Gelina kichernd, leerte ihren Becher und hielt ihn einem Sklaven zum Nachfüllen hin.
    Metrobius sah sie völlig ernst an. »Das Problem ist nur- also, ich gebe solch schändlichen Klatsch wirklich höchst ungern weiter - aber man sagt, daß die Meeräschen der Cornelier so dumm sind, daß sie nicht einmal den Unterschied zwischen einem Polyclitus und einem Polydorus erkennen. Man könnte den Kopf von Juno und Venus vertauschen, und sie würden es nicht bemerken. Man stelle sich das vor!« Im allgemeinen Gelächter drohte Metrobius Orata mit dem Finger. »Also sei vorsichtig, Sergius, was für Plastiken du für den neuen Teich der Cornelier

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