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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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literarischen Fähigkeiten. Im Gegenteil, die Botschaft war ziemlich keusch und vorsichtig, eher wie eine Epistel von Piaton an einen seiner Schüler, voll des frommen Lobes für Apollonius spirituelle Weisheit, seine transzendente Schönheit und dergleichen.«
    »Aber Lucius hat doch selbst aus Liebe geheiratet. Man sollte meinen, er hätte Verständnis für Mummius gehabt.«
    »Es war die Ungehörigkeit des Vorgangs an sich, die Lucius empört hat. Ein Mann, der mit seinem eigenen Sklaven verkehrt, ist eine Sache; so etwas muß nicht bekanntwerden. Aber ein Bürger, der dem Sklaven eines anderen Mannes einen Brief schreibt, ist eine öffentliche Peinlichkeit. Lucius hat sich deswegen bei Crassus beschwert, der Mummius gegenüber etwas Entsprechendes gesagt haben muß, weil jener keinen zweiten Brief mehr geschrieben hat. Doch Mummius blieb in den Jungen vernarrt. Er wollte Apollonius kaufen, doch dafür mußte er sich sowohl an Lucius als auch an Crassus wenden. Einer der beiden hat sich geweigert - vielleicht Lucius, um Mummius zu ärgern, vielleicht auch Crassus, der verhindern wollte, daß sich sein Leutnant weiter lächerlich machte.«
    »Und jetzt kann Mummius nichts anderes tun, als die Hinrichtung des Sklaven zu erwarten.«
    »Ja, er hat versucht, seine Verzweiflung vor Faustus Fabius und dem Rest von Crassus Gefolgschaft, vor allem jedoch vor den Männern unter seinem Kommando zu verbergen, aber jeder weiß es. In einer kleinen Privatarmee verbreiten sich Gerüchte nun mal sehr schnell. Wie Mummius sich neulich in der Bibliothek vor Crassus flehend auf den Boden geworfen und verzweifelt nach den absurdesten Argumenten gesucht hat, seinen Apollonius zu retten, war ein wahrhaft eindrückliches Schauspiel -«
    »Ich nehme an, die Auseinandersetzung fand hinter geschlossenen Türen statt?«
    »Kann ich etwas dafür, daß man durch die Fenster zum Hof jedes einzelne Wort verstehen konnte? Mummius hat um das Leben des Jungen gefleht, während Crassus sich auf die strenge Majestät des römischen Rechts berufen hat. Mummius hat Argumente für eine Ausnahme vorgebracht, und Crassus hat ihm gesagt, er solle aufhören, sich zum Narren zu machen. Ich glaube, er hat Mummius irgendwann im Laufe des Gesprächs sogar einmal >unrömisch< genannt, was aus dem Munde seines Kommandanten für einen sturen Soldaten wie Mummius die gröbste Beleidigung sein muß. Wenn du meinst, Gelina wäre verzweifelt, dann hättest du Mummius an jenem Tag hören sollen. Ich wage kaum, mir vorzustellen, wie er reagieren wird, wenn eine römische Klinge in das zarte junge Fleisch schneidet und der hübsche Sklave zu bluten beginnt...« Metrobius schloß langsam die Augen, und ein seltsamer Ausdruck legte sich über sein Gesicht.
    »Du lächelst«, flüsterte ich.
    »Und warum auch nicht? Mollio ist der beste Masseur am ganzen Golf. Ich fühle mich geradezu prächtig und bereit für mein Bad.«
    Metrobius stand auf und hielt seine Arme hoch, während der Sklave das Handtuch um seinen Körper wickelte. Ich erhob mich und wischte die Schweißperlen von meiner Stirn. »Bilde ich mir das nur ein«, sagte ich leise, »oder gibt es in diesem Haus jemanden, der sich auf die Hinrichtung der Sklaven regelrecht freut? Ein Römer strebt nach Gerechtigkeit, nicht nach Rache.«
    Metrobius antwortete nicht, sondern wandte sich langsam ab und verließ den Raum.
    »Eine Schande, daß du kein besserer Schwimmer bist als ich«, sagte ich zu Eco, als wir die Bäder verließen. Er sah mich verletzt an, bestritt die Tatsache jedoch nicht. »Unsere nächste Aufgabe wird es sein, die Gewässer rund um das Bootshaus zu untersuchen. Was wurde letzte Nacht vom Pier ins Wasser geworfen und warum?« Von der Terrasse vor den Bädern blickte ich nach unten und konnte das Bootshaus sowie den größten Teil des Piers erkennen. Es war niemand dort. Zerklüftete Felsen säumten das Ufer, und das Wasser sah tief genug aus, um mich vor unüberlegten Aktionen zurückschrecken zu lassen. »Ich frage mich, ob der junge Meto schwimmen kann? Er ist wahrscheinlich hier am Golf aufgewachsen; und angeblich sind doch alle einheimischen Jungen gute Taucher und Schwimmer, sogar die Sklaven. Wenn wir ihn schnell finden, können wir vielleicht noch vor dem Mittagessen das Bootshaus und seine Umgebung erkunden.« Wir fanden Meto im oberen Stockwerk. Als er uns sah, kam er lächelnd auf uns zugelaufen. Ich setzte an, etwas zu sagen, doch er ergriff meine Hand und zerrte daran. »Du mußt zurück

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