Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
Vom Netzwerk:
vorgefallen sein, irgendeine anstößige oder beleidigende Begebenheit.«
    »Oh, also gut.« Er seufzte. »Das Ganze ereignete sich vor zehn Jahren, kurz nachdem Sulla zum Diktator ernannt worden war. Du erinnerst dich vielleicht an die Proskriptionslisten, die er am Forum anschlagen ließ, und die Belohnung, die er jedem versprach, der ihm den Kopf eines Feindes brachte.«
    »Ich erinnere mich nur zu gut.«
    »Es war eine häßliche Phase, aber unvermeidbar. Die Republik mußte gereinigt werden. Damit Sulla die alte Ordnung wiederherstellen und dem seit Jahren wütenden Bürgerkrieg ein Ende bereiten konnte, mußte die Opposition ausgeschaltet werden. Sonst wären die Streitereien und Racheakte endlos weitergegangen.«
    »Und was hat all das mit deiner Fehde mit Mummius zu tun?«
    »Die Güter von Sullas Feinden wurden zu Staatseigentum erklärt und öffentlich versteigert. Ich muß dir wohl kaum erklären, daß die ersten Interessenten bei diesen sogenannten öffentlichen Auktionen normalerweise Sullas enge Freunde und Partner waren. Wie hätte ein bloßer Schauspieler wie ich sonst an eine Villa am Golf kommen sollen? Doch vor mir standen noch andere an.«
    »Einschließlich Mummius?«
    »Ja. Crassus genoß damals große Gunst, er war fast so wichtig wie Pompejus. Irgendwann ist er einen Schritt zu weit gegangen und hat Sulla blamiert; vielleicht erinnerst du dich an einen Skandal, bei dem es darum ging, daß der Name eines Unschuldigen auf Sullas Liste auftauchte, nur damit Crassus den Besitz des armen Mannes übernehmen konnte.«
    »Es gab mehr als einen derartigen Skandal.«
    »Ja, aber Crassus war ein Römer von vornehmer Abstammung, ein General, der Held der Schlacht vom Collinischen Tor, von dem man annahm, daß er über solche Dinge erhaben war. Trotzdem hat Sulla ihn dafür mit kaum mehr als einem Klaps auf die Hand bestraft. Doch vor dem Skandal war Crassus bei allem der erste, direkt hinter Pompejus. Und auch Crassus Männer waren zu umschmeicheln, zu begünstigen und selbst vielen von Sullas ältesten Freunden und Anhängern vorzuziehen.«
    »Wie du einer warst.«
    »Genau.«
    »Ich vermute, daß Mummius dich bei irgend etwas übervorteilt hat, und Sulla hat für ihn Partei ergriffen.«
    »Es gab einen bestimmten Besitz, auf den wir beide ein Auge geworfen hatten.«
    »Immobilien oder Menschen?«
    »Ein Sklave.«
    »Ich verstehe.«
    »Nein, das tust du nicht. Der Junge war Eigentum eines Senators in Rom gewesen. Ich hatte ihn einmal bei einem Gastmahl singen gehört. Er stammte aus meiner Heimatstadt in Etrurien. Er sang in dem Dialekt, den ich als Kind gelernt hatte. Sein Gesang rührte mich zu Tränen. Als ich erfuhr, daß er zusammen mit dem restlichen Hausstand verkauft werden sollte, eilte ich zum Forum hinunter. Der Auktionator war zufälligerweise ein Freund von Crassus. Wie sich herausstellte, begehrte auch Mummius den Jungen, und das nicht wegen seines Gesangs. Der Auktionator ignorierte meine Gebote, und Marcus Mummius erhielt sämtliche Sklaven zum Preis einer gebrauchten Tunika. Wie selbstgefällig er an mir vorbeistolzierte, um seine Quittung in Empfang zu nehmen. Wir stießen Drohungen aus. Ich zog ein Messer. Die Menge wimmelte von Crassus Männern, und ich mußte um mein Leben rennen. Ich ging zu Sulla und verlangte Gerechtigkeit, doch er weigerte sich zu intervenieren. Mummius stünde Crassus zu nahe, meinte er, und im Moment könne er es sich nicht leisten, Crassus vor den Kopf zu stoßen.«
    »Also hat dich Mummius im Rennen um einen Jungen geschlagen.«
    »Das war noch nicht das Ende der Geschichte. Mummius brauchte nur zwei Jahre, um des Sklaven überdrüssig zu sein. Also beschloß er, ihn loszuwerden, doch aus purem Trotz weigerte er sich, ihn mir zu verkaufen. Sulla war mittlerweile tot, und ich hatte keinen Einfluß mehr in Rom. Ich schrieb Mummius einen Brief und bat ihn so unterwürfig wie möglich darum, mir den Jungen zu verkaufen. Weißt du, was er getan hat? Er hat den Brief zur allgemeinen Belustigung bei einem Abendessen herumgereicht. Und dann hat er den Jungen herumgereicht und dafür gesorgt, daß ich alles darüber erfuhr.«
    »Und der Junge?«
    »Mummius hat ihn an einen Sklavenhändler verkauft, der auf dem Weg nach Alexandria war. Der Junge ist für immer verschwunden. Mollio!« fauchte er. »Deine Hände taugen heute morgen zu gar nichts!«
    »Geduld, Herr«, beruhigte ihn der runzelige Sklave. »Deine Wirbelsäule ist steif wie ein Brett, und deine Schultern

Weitere Kostenlose Bücher