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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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folgte, bevor sie sich nach Osten wandte, wo sie sich durch eine Kette flacher Hügel schlängelte und dann zur Stadt Puetoli hin abfiel. Dort erkannte ich zahlreiche Docks, doch wie Faustus Fabius gesagt hatte, hatten kaum große Schiffe festgemacht.
    Olympias sah sich um. »Wenn wir den ganzen Weg der Straße folgen, müssen wir am Lucrinus-See vorbei und halb bis nach Puteoli reiten, bevor wir uns Richtung Cumae halten können. Aber dieser Weg ist für Wagen und Sänften und alles, was sonst eine gepflasterte Straße braucht. Ich reite hier entlang.« Sie bog von der Straße in einen engen Weg ein, der sich durch das Unterholz wand. Wir kamen durch einen kleinen Wald auf einen kahlen Hügelrücken und folgten von dort aus einem schmalen Pfad, der aussah, als würde er sonst nur von Ziegen benutzt. Zu unserer Linken erstreckten sich sanft geschwungene Hügel, doch rechts von uns fiel das Land zum Lucrinus-See hin steil ab. Tief unter uns auf der flachen Ebene um den See lagerte Crassus Privatarmee.
    Entlang des gesamten Ufers waren Zelte aufgeschlagen worden. Kleine Rauchwölkchen stiegen von den Kochstellen auf. Reiter galoppierten, Staubwolken aufwirbelnd, über die Ebene. Soldaten drillten die Marschformation oder übten paarweise den Schwertkampf. Das Geschepper von Schwertern, die gegen Schilde schlugen, hallte zu uns herauf, zusammen mit einer tiefen dröhnenden Stimme, die absolut unverkennbar war, obwohl wir zu weit entfernt waren, um einzelne Worte verstehen zu können: Marcus Mummius brüllte einer Gruppe von Soldaten in starrer Formation Befehle zu. Ganz in der Nähe vor dem größten der Zelte stand Faustus Fabius, erkennbar an seinem roten Haar; er beugte sich vor und sprach mit Crassus, der auf einem Klappschemel saß. Er hatte seinen vollen militärischen Ornat angelegt, die Rüstung glitzerte in der Sonne, und sein wallender roter Umhang leuchtete wie ein Tropfen Blut in der staubigen Landschaft.
    »Man sagt, er trifft Vorbereitungen, den Senat zu drängen, ein Kommando gegen Spartacus anführen zu dürfen«, sagte Olympias, die das Schauspiel mit mürrischer Miene betrachtete. »Der Senat hat natürlich seine eigenen Armeen, doch die Ränge sind durch die Niederlagen des Frühlings und Sommers arg dezimiert. Also hebt Crassus seine eigene Armee aus. Fabius hat mir erzählt, daß dort unten am See sechshundert Männer lagern, und Crassus hat schon fünfmal so viele in einem Lager bei Rom zusammengezogen, und er kann weitere Truppen ausheben, sobald der Senat seine Zustimmung erteilt. Crassus sagt, nur wer sich seine eigene Armee leisten kann, dürfe sich wirklich reich nennen.«
    Wir beobachteten, wie eine Zimbel geschlagen wurde und die Soldaten sich zum Mittagessen versammelten. Sklaven huschten zwischen dampfenden Töpfen hin und her. »Erkennst du die Tuniken? Diese Küchensklaven sind aus Gelinas Haus«, sagte Olympias. »Sie beeilen sich, dieselben Männer zu bedienen, die ihnen in zwei Tagen die Kehle durchschneiden werden.«
    Eco berührte meinen Arm und wies auf das entfernte Ende der kargen Ebene, wo sie in Wald überging. Dort hatte man eine breite Schneise in den Wald geschlagen, und ein Trupp von Soldaten baute aus den gefällten Stämmen eine provisorische Arena. Eine tiefe Grube war in die Erde gegraben und der Boden festgetreten worden. Rundherum errichteten die Soldaten einen hohen Wall umgeben von Sitzrängen. Blinzelnd konnte ich gerade noch die Gruppen behelmter Männer erkennen, die in der Arena mit Schwert, Dreizack und Netz einen Kampf simulierten. »Für die Beerdigungsspiele«, murmelte ich. »Die Gladiatoren müssen schon eingetroffen sein. Dort werden sie übermorgen zu Ehren von Lucius Licinius kämpfen. Und dort werden wohl auch...«
    »Ja«, sagte Olympias. »Dort werden auch die Sklaven getötet.« Ihr Gesicht wurde hart. »Crassus Männer hätten nicht diese Bäume benutzen sollen. Sie gehören zum Wald des Averner Sees weiter nördlich. Er gehört niemandem. Der Averner Wald ist ein heiliger Wald. Auch nur einige wenige Bäume zu fallen, für welchen Zweck auch immer, ist ein Frevel. So viele abzuholzen, nur um seine eigenen ehrgeizigen Pläne zu befriedigen, ist ein Akt der Hybris seitens Marcus Crassus. Nichts Gutes wird daraus erwachsen. Ihr werdet es sehen. Wenn ihr mir nicht glaubt, fragt die Sibylle, wenn ihr sie trefft.«
    Wir folgten schweigend dem Hügelkamm, bevor wir wieder in den Wald kamen und unseren allmählichen Abstieg begannen. Der Wald wurde

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